Die Produzenten der Biogemüse AV-AG haben die Biogemüseproduzentenvereinigung (bGPV) gegründet und wollen beim Verband Schweizer Gemüseproduzenten VSGP als eigene Sektion geführt werden. Bei einigen bestehenden VSGP-Mitgliedorgansisationen stossen sie damit auf Skepsis. Biogemüseproduzent und AV-AG-Verwaltungsratspräsident Manfred Wolf gibt Auskunft.
bioaktuell: Wieso braucht es eine Biogemüseproduzentenvereinigung?
Manfred Wolf: Wir wollen die Interessen besser bündeln. Beim Gemüseproduzentenverband (VSGP) sind alle Bioproduzenten durch ihre lokalen Sektionen vertreten, die biospezifischen Anliegen haben so kaum Gewicht. Auch bei Bio Suisse konnten die Produzenten in der Vergangenheit nicht alle angebotenen Leistungen in Anspruch nehmen, weil sie zu wenig organisiert waren. Eine regionenübergreifende Bioproduzenten vereinigung ist etwas komplett Neues, deshalb sind die bestehenden Organisationen skeptisch und wittern Konkurrenz. Darum geht es aber nicht. Es ist keine Abspaltung, wir wollen im Gegenteil die Zusammenarbeit der Biogemüseproduzenten mit Bio Suisse, VSGP und FiBL verbessern. Das Ziel ist, beim VSGP als eigene Sektion geführt zu werden.
Unzufriedenheit mit Entscheidungen bestehender Organisiationen, wie etwa mit dem CMS-Verbot bei Bio Suisse, spielte also keine Rolle?
Nein. Wir tragen den CMS-Entscheid mit. Wir wollen vielmehr ein Kompetenzzentrum aufbauen, um zum Beispiel solche Entscheide praxisnah umzusetzen. Wir sind grundsätzlich zufrieden mit der Arbeit des VSGP und der FK Gemüse von Bio Suisse.
Wer kann Mitglied werden?
Vorderhand sind alle Lieferanten der Biogroupe dabei. Die Vereinigung steht aber grundsätzlich für alle offen. Wir müssen allerdings noch klären, wie wir dann den Mitgliederbeitrag berechnen würden. Für die Biogroupe-Lieferanten fallen nämlich keine zusätzlichen Kosten an. Das Budget von 300 000 Franken wird im Rahmen der bisherigen Marketingabgaben finanziert.
Wie ist die Biogemüseproduzentenvereinigung organisiert?
Mit dem ehemaligen FiBL-Gemüsebauberater Martin Lichtenhahn konnten wir eine kompetente und gut vernetzte Person als Geschäftsführer gewinnen. Präsident ist Peter Hilfiker aus Rothrist AG, er war früher Präsident von Terraviva, einer Vermarktungsorganisation, die nun zur AV-AG-Gruppe gehört.
Welche Leistungen können die Mitglieder erwarten?
Martin Lichtenhahn hat in erster Linie den Auftrag, die Anliegen der Produzenten zu koordinieren. Das kann von anbautechnischen Fragen über Vermarktung bis zu politischen Themen reichen. Als Vereinigung können die Biogemüseproduzenten nun auch als Projektpartner oder Antragsteller auftreten. Wir stellen uns eine enge Zusammenarbeit mit dem VSGP, Bio Suisse und FiBL, aber auch mit dem BLW und Agroscope vor. Einzelbetriebliche Beratungen stehen nicht im Zentrum, sind aber auch möglich. Diese bieten wir den Produzenten zu Preisen an, die unsere Kosten decken. Die Biogemüseproduzentenvereinigung soll aber auch eine Anlaufstelle für die Abnehmer sein.
Interview: Markus Spuhler, Chefredaktor Zeitschrift bioaktuell
Zur Person und zu Bio Gemüse AV-AG
Manfred Wolf ist Biogemüseproduzent in Ried bei Kerzers FR und Verwaltungsratspräsident der Biogemüse AV-AG. Er war massgeblich an der Gründung der Biogemüseproduzentenvereinigung beteiligt. Die Biogemüse AV-AG ist eine Produzentenorganisation, die rund 50 Prozent der Schweizer Biogemüseproduzenten und rund 120 Betriebe zwischen Genfersee und Bodensee vereint. Dazu gehören die drei Vermarktungsfirmen Biogroupe AG, Terraviva AG und Bio Romandie SA sowie die neu gegründete Biogemüseproduzentenvereinigung als Dienstleiter der AV-AG-Produzenten. Biogemüse AV-AG ist eine Aktiengesellschaft, die Aktien sind zu 100 Prozent in Produzentenhand. spu
Dieser Artikel erscheint in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift bioaktuell (Nr. 4/14, Seite 15)