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Klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden startet Praxistest mit 52 Pilotbetrieben

Mit der Berechnung der Treibhausgase aus der Bündner Landwirtschaft und der Eröffnung des «Freiluftlabors» haben die Promotoren der «klimaneutralen Landwirtschaft Graubünden» zwei weitere Meilensteine erreicht. Nun geht das Projekt in die praktische Umsetzung.

Gemäss Treibhausgasinventar ist die Schweizer Landwirtschaft für 14 Prozent aller Treibhausgase (THG) verantwortlich (BAFU 2020). Nach Verkehr, Industrie und Privathaushalten liegt sie beim THG-Ausstoss an vierter Stelle. Wo auf einem Bauernhof die Gase entstehen, bleibt allerdings unklar.

«Wir wollten es genauer wissen und haben den ökologischen Fussabdruck von 52 Bündner Bauernbetrieben berechnet», erklärt Claudio Müller. Gemeinsam mit Gianluca Giuliani leitet er das kantonale Projekt «klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden». Die Resultate und Erkenntnisse aus dieser Bilanzierung liegen nun in Berichtsform vor und wurden am sechsten Mai den Medien vorgestellt.

Wo Treibhausgase entstehen
Soviel vorweg: Die Berechnung eines ökologischen Fussabdruckes ist eine komplexe Angelegenheit! «Obwohl wir mit einem wissenschaftlich anerkannten Programm gearbeitet haben, konnten gewisse Prozesse aufgrund der fehlenden Datenbasis nur angenähert werden», meint Co-Projektleiter Giuliani. «Trotzdem haben wir wichtige Erkenntnisse gewonnen, wo auf den 52 Betrieben die meisten Treibhausgase entstehen und wie diese vermieden werden könnten», so Giuliani.

Rinder sind für die Bündner Landwirtschaft wichtig. Auf einem Grossteil der Nutzflächen wächst ausschliesslich Gras. Das kann nur über die Haltung von Wiederkäuern genutzt werden. Aktuell stammen daher mehr als die Hälfte aller Emissionen der 52 bilanzierten Betriebe aus der Tierhaltung, weil das Methan aus den Tiermägen und das Lachgas aus den Hofdüngern potente Klimagase sind.

Rund ein Viertel der Gase stammen aus zugekauften Vorleistungen. Nur gerade sechs Prozent der Emissionen entstehen durch die landwirtschaftlichen Verbrennungsmotoren. «Dank einer methanhemmenden Fütterung oder einer angepassten Weidehaltung können die Treibhausgase aus der Tierhaltung nur minimal gesenkt werden», gibt Müller zu bedenken. «Ein deutlich grösseres Re-duktionspotential besteht in der Lagerung und Aufbereitung von Hofdüngern», so Müller weiter. «Ebenso beeinflusst der Zukauf von Futtermitteln den Treibhausgasausstoss eines Betriebes massgeblich.»

Böden und Bäume sind natürliche Kohlenstoffspeicher
Humusreiche Böden und Gehölze sind natürliche Kohlenstoffspeicher. Hier besitzt die Landwirtschaft ein noch weitgehend ungenutztes Potential, um unvermeidbare Klimagase zu kompensieren. «Der Humusaufbau ist ein wichtiges Thema, welches viele Bauernbetriebe interessiert angehen», erklärt Müller. «Mehr Humus führt nicht bloss zu einem grösseren Kohlenstoffspeicher, sondern verbessert auch die Wasserspeicherung und die Bodenfruchtbarkeit.

In Zeiten des Klimawandels wird dies immer wichtiger.» Nebst den natürlichen Speichermöglichkeiten verfügen die Bauernhöfe über grosse Dachflächen, welche sich für die Produktion von Solarstrom gut eignen. Und aus Mist und Gülle lassen sich in Biogasanlagen Strom und Wärme erzeugen, um fossile Energieträger zu ersetzen. Möglichkeiten zur Reduktion, Vermeidung oder Speicherung von landwirtschaftlichen Treibhausgasen gibt es viele. Einige davon sind einfach umzusetzen, andere wiederum erfordern eine grössere betriebliche Anpassung. «Auch grössere strukturelle und betriebsübergreifende Massnahmen müssen in Betracht gezogen werden, um eine klimaneutrale Landwirtschaft zu erreichen», fügt Giuliani an. «Dies erfordert auch Handlungen auf gesellschaftlicher und politischer Ebene.»

Eröffnung «Freiluftlabor Graubünden»
Pflanzenkohle besteht zu einem grossen Teil aus reinem Kohlenstoff. Dank ihrer porösen Struktur besitzt sie viele interessante Eigenschaften, um landwirtschaftliche Treibhausgase zu reduzieren oder Kohlenstoff dauerhaft zu speichern. Extrakte aus hochwertigem Kompost sind reich an Mikroorganismen. Ausgebracht auf Pflanzen fördern sie die Pflanzengesundheit auf natürliche Weise und verringern den Einsatz von chemisch-synthetischen Hilfsstoffen. Böden gesunden, wenn diese Mikroorganismen sie besiedeln.

Was in der Theorie bekannt und in der Forschung bereits näher untersucht wird, soll im «Freiluftlabor Graubünden» in den kommenden fünf Jahren nun auch in der Praxis getestet werden. Die Pilotbetriebe haben dazu im Bündner Klima-Projekt in den letzten Monaten 57 verschiedene innovative Projekte aus den Bereichen Pflanzenbau, Tierhaltung, Energie und Vermarktung geplant. Diese werden nun auf verschiedenen Höfen in ganz Graubünden in die Tat umgesetzt und wissenschaftlich begleitet. Die Projektverantwortlichen freut’s: «Dank dem schweizweit einmaligen Freiluftlabor gelangen wir unserer Vision einer klimaneutralen Landwirtschaft ein Stück näher!»

Quelle: Medienmitteilung Klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden vom 6. Mai 2022

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 13.05.2022

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