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Innovationen aus der Praxis: Humusaufbau mit Pflug und Grubber

Landwirtinnen und Landwirte zeigen in dieser Serie, mit welchen Ideen sie die Abläufe auf ihrem Betrieb verbessern. Herbert Schär denkt seit über 25 Jahren über den Boden nach. Das hat auch Spuren an seinem Pflug hinterlassen.

Im Hügelland von Hagenwil bei Amriswil TG bewirtschaften Herbert und Brigitte Schär den gemeinsamen Knospe-Betrieb mit 27 Hektaren seit 1993 biologisch. Zur Fruchtfolge zählen 18 Hektaren, weitere 7 Hektaren entfallen auf Naturwiesen mit Hochstammbäumen, dazu kommen BBF-Flächen und eine kleinere Tafelobstanlage. Die Fruchtfolge besteht aus Zuckermais, Speisehafer, Speisesoja, Brotweizen, Speisekartoffeln, diversen Nischenkulturen und Kunstwiesen.

Im Ackerbau verzichtet Herbert Schär seit bald drei Jahrzehnten auf tief wendende Bodenbearbeitung und setzt auf permanente Fahrspuren, die über Jahre beibehalten werden, das sogenannte Controlled Traffic Farming (CTF). Im betrieblichen Nebenerwerb führt Herbert Schär Lohnarbeiten aus. Unter anderem Bodenbearbeitung mit einer Acker- und Schälfräse in Kombination mit einem Frontmulcher, sowie Unterbodenlockerungen mit einem Paragrubber in einer Tiefe von 25 bis 45 Zentimetern.

Erfahrungen mit dem Flachpflug
1997 begann Herbert Schär Erfahrungen in der reduzierten Bodenbearbeitung zu sammeln, zunächst mit einem Flügelschargrubber. Damals waren jedoch kaum geeignete Maschinen erhältlich. Deshalb passte er Occasionsmaschinen auf seinen Bedarf an. Mit dem Ziel, eine ganzflächige, aber flache Bodenbearbeitung zu erreichen. Wurzelunkräuter konnte Herbert Schär so stark reduzieren, nach einigen Jahren vermehrten sich aber die Ungräser. Daher baute er 2015 aus zwei Dreischarpflügen einen Vierscharpflug, mit dem er flach pflügen konnte, um die Gräser besser kontrollieren zu können.

«Einen Flachpflug im Fuhrpark zu haben wurde auch wichtiger durch die steigende Nachfrage der Kundschaft, nachdem 2014 die Beiträge für reduzierte Bodenbearbeitung in der Direktzahlungsverordnung eingeführt wurden», sagt Herbert Schär. Aktuell arbeitet er mit dem umgebauten Flachpflug. Ein vorne angebrachtes Stützrad ermöglicht eine exaktere Tiefenregulierung auf 10 Zentimeter. Verbreiterte Schare und eine gekürzte Seche schaffen die gute Arbeitsqualität, wie sie vom herkömmlichen Pflügen bekannt ist. Durch die häufige Bearbeitung in der gleichen Tiefe entsteht aber ein Verdichtungshorizont. Dies führte Herbert Schär zu einer vertieften Auseinandersetzung mit dem Unterboden und zu einer partiellen Tiefenlockerung, welche die über die Jahre aufgebauten Strukturen nicht zerstört.

Nicht nur Tiefenlockerung
Beim Einsatz des Paragrubbers der deutschen Firma Bremer aus Hohenhameln steht für Herbert Schär eine gute Krumenlockerung im Vordergrund. Durch die speziell gebogene Zinkenform wird der Boden 20 cm vom Stiel entfernt angehoben. Das Bodengefüge bleibt in seiner Struktur erhalten. Die Biegung der Stiele zeigt von der Radspur weg. Die Druckzwiebel unter dem Rad wird dadurch nicht gelockert. Bei flacher Lockerung auf 25 Zentimeter fährt die sechs Meter Maschine mit acht Scharen auf voller Breite. In Zusammenarbeit mit einem Landmaschinenmechaniker ergänzte Herbert Schär den Paragrubber um Scheibennachläufer, Tiefenführungsräder und zusätzliche Zinken. Ebenfalls wurden die Scharen und die Zinkenanordnung abgeändert. Mit den Anpassungen summierten sich die Ausgaben für die Maschine auf rund 20`000 Schweizer Franken, für den Nachläufer kamen nochmals 4`000 Franken dazu. Mit der Tiefenlockerung durch den Paragrubber erreichen die Wurzeln der Nutzpflanzen tiefere Bodenschichten. Die Wurzeln der darauffolgend ausgesäten Kultur stabilisieren die gelockerte Bodenschicht.

Wichtig sei aber auch die Arbeitsweise, so Herbert Schär. Er fahre mit einer Geschwindigkeit von fünf km/h, so würde der Boden entlang der eigenen Strukturen brechen. Mit den über die Jahre beibehaltenen permanenten Fahrspuren will er einen möglichst kleinen Teil des Bodens befahren. Die Tiefenlockerung erfolgt ausschliesslich im Zwischenspurbereich und das nur bei trockenen Verhältnissen in der Bearbeitungstiefe. So bleibt in den Fahrspuren der feste Untergrund erhalten, im gelockerten Zwischenspurbereich wirke der «lebendige» Boden auch in den festen Untergrund der Fahrspur hinein.

Humusaufbau als fehlendes Puzzlestück
«Die Idee der reduzierten Bodenbearbeitung ging sicher in die richtige Richtung, trotzdem war ich nach einigen Jahren etwas über die Humuswerte enttäuscht», erzählt Herbert Schär. Er habe mit der reduzierten Bodenbearbeitung die Humusgehalte stabilisieren können, allein damit sei das eigentliche Ziel eines optimalen Pflanzenwachstums und steigender Humusgehalte aber nicht erreicht. Die Erkenntnis darüber, dass Humusaufbau eben mehr als nur eine reduzierte Bodenbearbeitung brauche, habe sich bei ihm ab Mitte der 2010er Jahre entwickelt. Über viele Jahre hätten sie beispielsweise das Stroh ganzflächig abgeführt, auch nachdem der Betrieb keine Tiere mehr hatte. Heute wird ein Teil davon auf den Flächen verteilt und eingearbeitet. Ein markanter   Humusaufbau findet trotz schonender Bewirtschaftung erst mit dem Einsatz von Gründüngungen, Untersaaten, Komposteinsatz und Transfermulch statt, so ist der Biobauer überzeugt.

Seit 2016 legt Herbert Schär die Kunstwiesen als Streifen in der Fruchtfolge an. Zu Beginn waren diese drei Meter breit. Die heutige Breite von sechs Meter passe aber besser zum System. So wechseln sich diese mit 18 Meter breiten Ackerblöcken ab. Der Kunstwiesenstreifen wandert alle zwei Jahre um seine Breite weiter, bis nach sechs Jahren die Kunstwiesenstreifen wieder an dieselbe Stelle treten. In der Fruchtfolge macht der Kunstwiesenanteil in dieser Form 25 Prozent aus. Dazu kommt die Zwischenfutterfläche, welche die neunmonatige Lücke nach der Weizenernte und dem nachfolgenden Mais füllt. Künftig möchte der Biolandwirt hier eine überwinternde Gründüngung anstelle eines Zwischenfutters sähen, weil diese für den Humusaufbau schwungvoller wirken dürfte. Das Mulchsaatverfahren hält er für eine gute Lösung im Biolandbau, gerade für viehlose Betriebe mit einem Fokus auf Humusaufbau. Die flach in den Boden eingearbeitete Wurzel- und Blattmasse bewirke eine Förderung der humusbildenden Mikroben. Dafür verwendet Herbert Schär ein Schlegelmuchgerät und die Schälfräse. Die Mulchmasse rottet während zwei Wochen, bis sie mit dem Schälgrubber eingearbeitet wird.

Markus Schär, der den Hof in den nächsten Jahren übernehmen wird, will die gegenwärtige Ausrichtung des Ackerbaus auf dem Betrieb grundsätzlich fortführen. Es seien aber Änderungen in der Fruchtfolge und weitere Versuche mit verschiedenen Gründüngungen vorgesehen. «Denn eigentlich sind wir ja erst am Anfang», sagt Herbert Schär dazu.

Jeremias Lütold, FiBL

Weiterführende Informationen

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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 10.05.2024

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