Erkenntnisse aus Exakt- und Praxisversuchen
Erste Erfahrungen mit reduzierter Bodenbearbeitung im Biolandbau wurden von einzelnen engagierten, am Boden speziell interessierten Biolandwirten gemacht. Mit deren Beratung wurde im Jahre 2002 am FiBL in Frick auf einem tonigen Boden ein Exaktversuch angelegt. Ab 2009 wurden im Rahmen des Projektes „Klimaneutraler Acker und Gemüsebau“ finanziert vom Coop Fonds für Nachhaltigkeit auf neun Praxisbetrieben im Schweizer Mittelland Streifenversuche mit reduzierter Bodenbearbeitung im Vergleich zur praxisüblichen Bodenbearbeitung mit Pflug und zwei weitere Exaktversuche in Muri und Aesch angelegt.
- Reduzierte Bodenbearbeitung (Definition siehe unten) fördert die Bodenfruchtbarkeit: Humus, Mikroorganismen, Regenwürmer und Krümelstabilität sowie das Rückhaltevermögen von pflanzenverfügbarem Wasser nehmen zu.
- Zumindest in der Umstellungszeit von Pflug auf reduzierte Bodenbearbeitung muss mit einer Ertragsreduktion von etwa 10 Prozent gerechnet werden. Dies ist einerseits auf die verzögerte Mineralisierung des Stickstoffs im Boden im Frühjahr zurückzuführen, andererseits auf die Konkurrenz durch Unkraut.
- Infolge einer verbesserten Bodenstruktur wies das reduziert bearbeitete Verfahren in Frick ab dem vierten Jahr höhere Erträge auf, was im langjährigen Mittel in einem Mehrertrag von 11 Prozent resultierte. Besonders in trockenen Jahren scheint die reduzierte Bodenbearbeitung grosse Vorteile zu haben.
- Auf den Praxisbetrieben mit erfahrenen Betriebsleitern und geeigneten Maschinen konnte kein Ertragsunterschied zwischen Pflug und reduzierten Verfahren festgestellt werden. Auf Betrieben mit Durchwuchsproblemen kann es aufgrund mangelnder Erfahrung, nicht geeigneter Maschinen oder wegen schlechter Witterung auch anfänglich zu einem Totalausfällen kommen.
- Die grösste Herausforderung war der pfluglose „Umbruch“ der Kunstwiese.
- Die Unkrautregulierung erwies sich in den reduzierten Verfahren wegen den Ernterückständen als schwieriger.
- Fruchtfolgen müssen umgestellt werden, Gründüngungen müssen genutzt werden, um das Unkraut zu unterdrücken.
- Bei anspruchsvollen Kulturen wie Kartoffeln oder Raps ist es viel schwieriger auf den Pflug zu verzichten wie bei Getreide.
- Bio-Ackerbausysteme mit reduzierter Bodenbearbeitung können substanzielle Mengen an Kohlenstoff (bis zu zwei Tonnen CO2 pro Hektare und Jahr) binden und dadurch während der Aufbauzeit des Kohlenstoffdepots im Boden klimaneutral sein. Bei den Modellberechnungen zu den Klimagasemissionen aus organischen Düngern bestehen aber grosse Wissenslücken.
- Mit Winterfuttererbsen als Gründüngung in der Fruchtfolge können pro Hektare und Jahr rund 110 Kilo Stickstoff aus der Luft fixiert werden, was die Abhängigkeit der Betriebe von organischem Handelsdünger verringert.
- Die Produktionskostenunterschiede zwischen reduzierter Bodenbearbeitung und dem Pflugverfahren sind meist gering. Daher hängen die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen stark vom erzielten Ertragsniveau ab.
- Der Fremdenergieeinsatz je Flächeneinheit verringert sich durch reduzierte Bodenbearbeitung im Durchschnitt um zehn Prozent im Vergleich zum Pflug.
Minimalbodenbearbeitung (1.8 MB) (Artikel in «Kultur und Politik» Nr. 2 2017)
Definition
Reduzierte Bodenbearbeitung bedeutet hier: Die Bearbeitungstiefe betrug maximal zehn Zentimeter, die eingesetzten Maschinen waren frei wählbar. Zur reduzierten Bodenbearbeitung wurden meistens Scheibenegge, Spatenrollegge oder der Flügelschargrubber eingesetzt. Diese Geräte unterschneiden den Boden ganzflächig in einer Tiefe von fünf bis maximal zehn Zentimeter. Eco-Dyn Grubber, Stoppelhobel und der Schälpflug waren auf den Betrieben wenig verbreitet.
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 06.06.2017