Als Bio Suisse 2004 auf 100 Prozent Biofutter umstellte, machte auch die UFA einen grösseren Schritt. Die Futtermühle der Fenaco stellte ihr Werk Hofmatt in Herzogenbuchsee damals vollständig auf Bio um und verlegte die Produktion von 6000 Tonnen Mischfutter dorthin. Zwanzig Jahre später hat nun vor Ort die Biotagung des Unternehmens in der Hofmatt stattgefunden.
Protein für Biofutter ist gesucht
UFA-CEO Paul Steiner warf kurz einen Blick in die Vergangenheit. Vom Beginn der biodynamischen Landwirtschaft vor 100 Jahren, über den Start der UFA-Biofutterproduktion 1996 bis zur Aufrüstung des Werks Hofmatt mit der grössten Fassaden-Photovoltaikanlage des Landes. Diese versorge rund 65 Einfamilienhäuer mit Strom, so Steiner.
«Die Umsatzentwicklung ist gut verlaufen», sagte Steiner, «aufgrund der Richtlinienanpassungen bei Bio Suisse gab es 2022 eine Delle zu verzeichnen». Umstellungen, wie die 100 Prozent Biofutter aus der Schweiz und die Kraftfutterreduktion müssten laut Steiner mit griffigen Massnahmen begleitet werden. Im Moment suche man vor allem Protein für die Wiederkäuerfütterung, namentlich Soja, Eiweisserbsen und Ackerbohnen.
«Angewiesen auf pragmatische Fütterungsvorgaben»
Heinz Mollet, der bei der Fenaco noch bis Ende 2025 die Division Agrar leitet, informierte am gut besuchten Anlass von vergangener Woche über die aktuell grössten Herausforderungen. Dabei geht es vor allem um die schwieriger gewordene Rohstoffbeschaffung und die Qualität der Ware. Er erinnerte auch daran, dass die Tierhaltung ein wichtiger Bestandteil der im Biolandbau angestrebten geschlossenen Nährstoffkreisläufe ist.
«Die Lockerungen bei der Fütterung helfen uns sehr», sagte Mollet in Bezug auf die kürzlich verlängerte Übergangsfrist für die Biofütterung bei Rindern und Schweinen, «wir sind auf umsetzbare und pragmatische Fütterungsvorgaben angewiesen». Die vollständige Umsetzung dieser Richtlinien gleiche der «Quadratur des Kreises», so Mollet. Er rief die versammelten Biobauern und -bäuerinnen im Weiteren dazu auf, gegenüber neuen Züchtungsmethoden wie Crispr-Cas mehr Offenheit zu zeigen. «Dies wäre wichtig für die Qualitätssicherung», sagte Mollet. Seine Gleichung: Je robuster die Sorten, desto besser die Qualität der Produkte im Regal.
Regionale Fachkompetenz ausgebaut
Fenaco, Landi und UFA strebten an, für die Biolandwirtschaft nutzenstiftende Partner zu sein, so Mollet weiter. Dementsprechend habe man auch die Fachkompetenz ausgebaut, so gibt es etwa drei regionale Projektmanagerinnen und -manager.
Dies sind Andreas Rohner für die Ostschweiz, Sara Allemann für Mittelland und Zentralschweiz sowie Stéphanie Sumi für die Westschweiz. Mittlerweile unterhalte die Fenaco überdies ein flächendeckendes Netzwerk von 56 biozertifizierten Sammelstellen für Getreide und Hülsenfrüchte.
Brändli verteidigt Bio Suisse-Richtlinien
Bio Suisse-Präsident Urs Brändli meinte in seinem Referat, das «Bioherz der Fenaco» sei in seiner 13-jährigen Amtszeit deutlich grösser geworden. «Wir haben schon fast ein rotes Telefon», sagte er. Die Bio Suisse-Richtlinien seien die Basis für Qualität und Nachhaltigkeit. Die Tierproduktion sei wichtig im Biolandbau, allerdings würden Schwein und Huhn unter Druck kommen, da sie in Nahrungsmittelkonkurrenz zum Menschen stehen.
Brändli rief die Versammelten dazu auf, der Kundschaft von den Qualitäten der Bioproduktion zu erzählen. Gerade die 100 Prozent Schweizer Biofutter, deren komplette Umsetzung sich nun noch ein paar Jahre verzögert, seien ein starkes Argument für die Knospe sowie ihre Eigentümer und Eigentümerinnen. Der oberste Biobauer bezeichnete die gut eingeführte Marke als Metalabel. Dabei handelt es sich um Labels, die mehrere Umweltdimensionen auf einem Produkt abbilden. Metalabels nähmen an Bedeutung ständig zu, fuhr er fort.
Bei der Knospe sind dies laut Brändli die folgenden Qualitäten:
- Glaubwürdig dank Gesamtbetrieblichkeit
- Vertrauen durch jährliche Kontrolle, Zertifizierung und Rückverfolgbarkeit
- Förderung der Biodiversität auf der gesamten Betriebsfläche
- Verbot chemisch-synthetischer Hilfsmittel
- Soziale Verantwortung auch bei Importen
- Hohes Tierwohl (alle Tiere mindestens im Bundesprogramm Regelmässiger Auslauf ins Freie (RAUS))
- Klimaschonend und resilient bei Trockenheit
- Vitale Böden, die Humus aufbauen und CO2 binden
- Mit Schweizer Kreuz: Klare Herkunft und garantierte Saisonalität
- Authentische Produkte dank strengen Verarbeitungsvorgaben.
«Zentrale Rolle der Tierhaltung im Biolandbau»
Den Schlusspunkt im Referatsreigen setzte Beat Gerber, Vizepräsident von Bio Bern mit Ausführungen zur Relevanz der Tierhaltung im Biolandbau. Diese spielten im geschlossenen Nährstoffkreislauf auf den Biobetrieben eine zentrale Rolle, sagte der Emmentaler Landwirt. Es gebe für alle Produzentinnen und Produzenten mindestens einen Grund für Tierhaltung, meist mehrere, so Gerber. Die Verwertung der Grünlanderträge, Hofdüngerproduktion, die Freude an den Tieren aber auch das Einkommen.
«Ohne den Ertrag aus der Tierhaltung wäre die Existenz für viele Betriebe nicht möglich», sagte Gerber. Für eine erfolgreiche Tierhaltung brauche es aber nicht nur die Einhaltung der Anforderungen, den richtigen Standort und viel Motivation, sondern auch das Herz der Betriebsleitenden. «Das kann man nicht in Geld, Höhe oder Kilo messen».
Adrian Krebs, FiBL
Weiterführende Informationen
Fütterung (Rubrik Tierhaltung)