Bekämpfung des Weissen Germers
Im Film «Regulierung des Weissen Germers» werden folgende Methoden zu dessen Bekämpfung vorgestellt: Ausreissen von Hand, Mähen mit der Sense, Ausstechen mit dem Wurzelstecher, Ausstechen mit dem Spaten.
DigiPlanAlp: Webseite Patura Alpina
Im Berggebiet nehmen gewisse Problempflanzen in zunehmend unternutzten Gebieten zu. Für die nachhaltige Beweidung der Alpweiden ist deshalb eine sorgfältige Beurteilung der Situation und die Wahl der richtigen Massnahmen wichtig. Ein geschicktes Weidemanagement sowie gezielte mechanische Regulierungsmassnahmen können den Arbeitsaufwand minimieren und auf konventionell bewirtschafteten Alpen den Herbizideinsatz deutlich reduzieren. Im Rahmen des Projektes DigiPlanAlp haben Agridea, FiBL, Agroscope und das Büro Alpe die Erkenntnisse aus Praxis und Wissenschaft auf der zweisprachigen Webseite Patura Alpina zum Thema zusammengefasst, aktualisiert und digitalisiert. www.patura-alpina.ch.
Neu wird mit einem Video und praktischen Hinweisen sowie Hintergrundinformationen der Umgang mit Zwergsträuchern behandelt. Für die Weidepflege werden neben der Wahl der mechanischen Regulierungsmöglichkeiten auch die Flächenpriorisierung und die Bodenbeurteilung erklärt. Mit einer Alp im Kanton Graubünden wird konkret aufgezeigt, wie die Weidepflege auf Flächen mit Alpenrosen, Heidelbeeren oder Wachholder geplant und realisiert werden kann. Weitere Themen wie der Umgang mit Erlen und Disteln werden dieses Jahr auf der Webplattform hinzukommen.
Weiterführende Informationen
Zwergsträucher (externe Webseite)
IG-Alp-Präsentation (7.9 MB) von Franz Josef Steiner
Unkrautregulierung (ganze Rubrik)
Details zum Weissen Germer
Eine wichtige Problempflanze auf Alpweiden ist der Weisse Germer. Überraschenderweise blüht er nicht jedes Jahr. Mit Massnahmen wie frühem Weiden und direkter Bekämpfung kann die Pflanze zurückgedrängt werden.
Der Weisse Germer (Veratrum album) ist eine äusserst interessante und hochgiftige Alpen-Pflanze. Im Mittelalter sollen damit Leute vergiftet worden sein. Heute wird er als lästige Problempflanze angesehen und muss gemäss Direktzahlungsverordnung bekämpft werden. Anlässlich eines FiBL-Kurses im Frühjahr 2017 wurden zwei unterschiedliche Bekämpfungsmassnahmen durchgeführt:
- a) Mit der Sense abmähen
- b) Mit einem scharfen Stechspaten einige Zentimeter unter dem Boden abschneiden.
- c) In dieser Variante wurden die Pflanzen zum Vergleich stehen gelassen.
Das Ergebnis war überraschend: Egal welche Methode, die Germer wuchsen nicht mehr nach oder verdorrten im Verlauf des Sommers, ohne Blüten zu bilden. Diese Beobachtung wurde im ganzen Alpenraum gemacht. Vereinzelt gingen zwar Meldungen ein, die sich aber stets als blühende gelbe Enziane entpuppten. Kein Wunder, dass in alten Büchern vor der tödlichen Verwechslungsgefahr mit Enzian für das Schnapsbrennen gewarnt wurde. Dabei sind die zwei Pflanzen ganz einfach auseinander zu halten: Der Germer ist wechselständig und der Gelbe Enzian gegenständig*. Der Germer war früher als «Lauswurz» bekannt: Ein Wurzelsud wurde gegen Läuse angewendet.
Warum der Weisse Germer, wie 2017, bisweilen Jahre hat, in denen er gar nicht blüht, aber dann wie 2016 und 2018 wieder grosse Blütenjahre hat, konnten wir nicht eruieren. Auch in der Literatur konnten wir dazu keine Angaben finden.
Gemäss Erfahrungsberichten kann der weisse Germer mit regelmässigem Mähen kurz vor der Blüte zurückgedrängt, aber nicht ausgerottet werden. Wie bei den meisten Wiesenproblempflanzen auf Alpen helfen eine frühe schonende Beweidung und ein dichter Wiesenbestand. Der Germer bevorzugt feuchte Böden, beim pH-Wert ist er hingegen nicht wählerisch.
Das Abschneiden unter der Bodenoberfläche hat den Vorteil, dass Regenwasser eindringt und so zumindest ein Teil des Wurzelstockes verfault. Die gleiche Wirkung soll auch das händische Ausreissen mit Abdrehen bewirken. Bei dieser Arbeit müssen wegen des Giftes unbedingt Handschuhe getragen werden. Es wird auch empfohlen, die gemähten oder ausgerissenen Pflanzen zu entsorgen. Denn vor allem bei Jungtieren besteht die Gefahr, dass sie angedorrte Blätter fressen.
Eine neue Methode testen wir dieses Jahr. Mit einem Lochgerät, wie es beim Stellen von Mausfallen gebraucht wird, stanzen wir mitten ins «Wurzelherz» ein Loch und füllen es mit Sägemehl, damit alles feucht bleibt und die Wurzel verfault (siehe Bild). FJS
* Wenn man einen Trieb von oben anschaut, sieht man beim Gelben Enzian vier Blätter um den Stengel angeordnet (je zwei vis-à-vis oder «gegenständig»), beim Germer sieht man hingegen drei Blätter (die Blätter haben kein direktes Vis-à-vis, sind also «wechselständig»).
Weiterführende Informationen
Unkrautregulierung im Grünland (ganze Rubrik)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 19.05.2021