Birnenschorf-Bulletin vom 21.02.2025 09:00
Aktuelle Lage
Vereinzelt wurden bereits offene Knospen in Birnenbeständen gemeldet. In den meisten Regionen befinden sich die Bestände jedoch noch zwischen Winterruhe und Knospenschwellen. Die seit gestern gestiegenen Temperaturen dürften die phänologische Entwicklung nun rasch vorantreiben, sodass sich die Knospen in vielen Regionen bis Anfang der Woche öffnen werden.
Besonders in Anlagen mit starkem Vorjahresbefall und vorhandenen Holzläsionen kann es ab diesem Zeitpunkt zu ersten Infektionen durch ausgewaschene Konidiosporen kommen. Bereits geringe Niederschlagsmengen genügen, um die Sporen aus den Befallsstellen auszuwaschen und in die sich öffnenden Knospen zu spülen.
Für die Kalibrierung der RIMpro Modell sind wir auf die Rückmeldung von phänologischen Daten aus den verschiedenen Regionen der Schweiz angewiesen. Hierbei sind insbesondere die Zeitpunkte des Knospenschwellens (BBCH 51 / B) sowie der Knospenaufbruch (BBCH 53 / C) relevant. Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie das Erreichen dieser Stadien für frühe Sorten kurz via Mail (mathias.ludwig(at)fibl.org) rückmelden könnten.
Das RIMpro-Birnenschorfmodell simuliert die Reifung und Verbreitung von Konidiosporen aus Holzläsionen und bewertet ausschließlich das Infektionsrisiko, das von diesen Sporen ausgeht. In Anlagen ohne Vorjahresbefall ist davon auszugehen, dass in der vergangenen Saison keine Triebinfektionen aufgetreten sind. Daher sind die Aussagen des Modells in diesen Fällen nur bedingt relevant. Eine sorgfältige Kontrolle auf Holzläsionen ist daher unerlässlich.
Holzläsionen treten typischerweise an ein- bis zweijährigen Trieben als kleine bis mittelgroße, oliv-gräulich verkorkte Stellen auf. Bei starkem Befall kann es zudem zu Triebdeformationen kommen.
Anlagen mit Holzläsionen: Bei Regen werden Konidien aus den Läsionen freigesetzt, was bereits jetzt zu ersten frühen Primärinfektionen auf den Blättern führen kann. Die Nachreifung der Konidien erfolgt kontinuierlich, sodass für eine erfolgreiche Sanierung enge Spritzintervalle erforderlich sind.
Für eine erfolgreiche Kontrolle des Schorfbefalls in Anlagen mit hohem Infektionsdruck sollten die jungen Blätter und offenen Knospen während der kommenden Infektionsereignisse durch eine präventive Kupferbehandlung geschützt werden. Bei längeren Feuchtperioden ist zusätzlich eine Kombination aus präventiven Maßnahmen und einer Stop-Behandlung erforderlich.
In mehrjährigen Versuchen niederländischer Kolleg*innen haben sich für die Nutzung des RIMpro Birnenschorfmodells in Abhängigkeit der Infektionsstärke (s. oberste Grafik des Modells «Effektive Infektion») folgende Handlungsempfehlungen abgeleitet:
• 0 – 100: Präventive Behandlung in Anlagen mit bestehendem starken Befall. Keine Behandlung in Anlagen ohne Holzläsionen.
• 100 – 300: Präventive Behandlung in Anlagen mit geringem Krankheitsdruck, präventive und kurative Behandlung in Anlagen mit starkem Krankheitsdruck und vielen Holzläsionen.
• Über 300: Präventive und kurative Behandlung in allen Anlagen.
Anlagen ohne Holzläsionen: In Beständen ohne sichtbare Holzläsionen besteht derzeit ein geringeres Infektionsrisiko. Hier geht die Hauptinfektionsquelle für Primärinfektionen vor allem von befallenem Falllaub der letzten Saison aus.
RIMpro hat angekündigt, in dieser Saison zusätzlich zum Apfelschorf-Ascosporenmodell auch ein Modell für die Ascosporendynamik beim Birnenschorf bereitzustellen. Dieses berücksichtigt insbesondere die vorzeitige phänologische Entwicklung.
Für die Planung von Pflanzenschutzmaßnahmen ist es in dieser Situation zudem ratsam, sich an den Empfehlungen des Apfelschorf-Bulletins zu orientieren.
Bei spezifischen Fragen zur Nutzung des Modells oder allgemeinen Rückmeldungen stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.
Einen guten Saisonstart allerseits.
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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 01.03.2024