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Den Humusgehalt im Boden beurteilen

Humus spielt eine zentrale Rolle für die Bodenfruchtbarkeit und erfüllt vielfältige Aufgaben: Er liefert Nährstoffe, verbessert die Bodenstruktur, erhöht die Wasserspeicherkapazität des Bodens, schützt den Boden vor Erosion und fördert die Bodenorganismen.

Zur Beurteilung des Humusgehaltes im Boden stehen verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Die Bodenanalyse im Labor liefert einen Orientierungswert für den aktuellen Humusgehalt. Zusätzlich können die Spatenprobe oder die Berechnung einer Humusbilanz helfen, den Humusgehalt des Bodens auf dem eigenen Betrieb abzuschätzen.

Was ist Humus?

Unter Humus versteht man die gesamte tote organische Substanz im Boden. Alle organischen Ausgangsstoffe (pflanzlichen, tierischen und mikrobiellen Ursprungs) werden im Boden durch Mikroorganismen abgebaut. Da die Ausgangsmaterialien unterschiedlich zusammengesetzt sind, ist Humus ein sehr heterogenes Gemisch verschiedener organischer Substanzen. Neben Kohlenstoff (40-70 % C) und Stickstoff (5 % N) besteht Humus vor allem aus Sauerstoff, Wasserstoff, Phosphor, Schwefel und Spurenelementen.

Humus färbt den Boden dunkel. Die Farbe des Bodens kann daher grobe Hinweise auf den Humusgehalt geben. In mineralischen Böden reichert sich Humus vor allem im Oberboden an, wo die meiste organische Substanz vorhanden ist und die mikrobielle Aktivität am höchsten ist. Deshalb werden mineralische Böden nach unten hin in der Regel heller.

Wie viel Humus ist gut für meinen Boden?

Der Humusgehalt eines Bodens hängt neben der Bewirtschaftung und dem Standortklima vor allem vom Tongehalt ab, da Ton Bestandteil stabiler Ton-Humus-Komplexe ist. Bei der Beurteilung des Humusgehaltes ist daher nicht nur der absolute Humusgehalt eines Bodens, sondern auch dessen Verhältnis zum Tongehalt zu berücksichtigen.

Sandige, tonarme Böden können nur wenig Humus speichern. Schwere Böden haben von Natur aus meist höhere Humusgehalte. Schwere Böden benötigen aber auch mehr Humus als sandige Böden, um eine gute Bodenstruktur zu erreichen. Standorte sind also unterschiedlich und sollten nur mit sich selber verglichen werden. Der gleiche Humusgehalt kann für einen Standort hoch und für einen anderen Standort tief sein.

Schweizer Böden enthalten in den obersten 20 Zentimetern zwischen 0,5 und 4,5 Prozent organischen Kohlenstoff. Dies entspricht 10 bis 100 Tonnen organischem Kohlenstoff oder 17 bis 172 Tonnen Humus pro Hektare.

Anteil Humusgehalt am Tongehalt Bewertung
< 12 % Ungenügend
12–17 % Mässig
17–24 % Gut
> 24 % Sehr gut

Tabelle: Bewertung des Humusgehalts in Abhängigkeit vom Tongehalt

Wie den Humusgehalt (analytisch) bestimmen?

Zur Beurteilung des Humusgehaltes im Boden stehen verschiedene Analysemethoden zur Verfügung. Die Bodenanalyse liefert einen Orientierungswert für den aktuellen Humusgehalt. Die Messwerte können hilfreich sein, um die Auswirkungen von Änderungen in der Anbaupraxis zu beobachten. Sie sind jedoch aufgrund jahreszeitlicher Schwankungen, grosser Heterogenität im Feld und anderer Faktoren mit Vorsicht zu interpretieren. Um Veränderungen zu beobachten, sollten daher Folgemessungen idealerweise zur gleichen Jahreszeit, am gleichen Standort und zum gleichen Zeitpunkt in der Fruchtfolge (z.B. nach der Maisernte) durchgeführt werden.

Zur Bestimmung des Humusgehaltes wird im Labor nach dem Standardverfahren der Gehalt an organischem Kohlenstoff (Corg oder OC) durch Verbrennung einer Bodenprobe bei über 900 °C in einem Elementaranalysator gemessen. Daraus kann der Humusgehalt berechnet werden (Corg × 1,725).  Die Farbschätzung anhand einer Fühlprobe ist für die Bestimmung des Humusgehalts zu ungenau. Eine direkte und genaue Bestimmung des Humusgehaltes im Feld ist daher nicht möglich.

Detailliertere Informationen zu den Kosten und Fachstellen für Laboranalysen sind im Merkblatt «Bodenuntersuchungen für Biobetriebe» zu finden.

Ergänzende Methoden zur Beurteilung des Humusgehalts

Folgende Hilfsmittel können bei der Einschätzung des Humusgehalts eines Bodens hilfreich sein:

Ein hoher Humusgehalt beeinflusst die Bodenstruktur sichtbar. Die Spatenprobe ermöglicht eine schnelle und einfache Einschätzung der Bodenstruktur. Eine gute Bodenstruktur mit kleinen rundlichen Aggregaten zeigt einen hohen Humusgehalt im Verhältnis zum Ton an. Grosse, kantige Aggregate lassen eher einen niedrigen Humusgehalt erwarten. Natürlich kann auch ein Boden mit hohem Humusgehalt verdichtet sein, und die Ergebnisse der Spatenprobe lassen nicht immer Rückschlüsse auf den Humusgehalt zu.

Für eine grobe Schätzung der Humusbilanz auf einem Betrieb ist der kostenlose Humusrechner der Agroscope auf humusbilanz.ch hilfreich. Der Humusrechner gibt die Tendenz an, ob die Bewirtschaftung den Humusgehalt fördert oder verringert. Die Humusbilanz vergleicht die Zufuhr und den Abbau der organischen Substanz unter Berücksichtigung des Tongehalts, des pH-Werts und der angebauten Kulturen. Die Zufuhr organischer Dünger wird ebenfalls berücksichtigt. Die Humusbilanz ermöglicht eine grobe Einschätzung pro Parzelle sowie über den gesamten Betrieb.

Jeremias Niggli, Daniel Böhler, Tim Schmid (FiBL)

Weiterführende Informationen

Merkblatt «Humuswirtschaft» (FiBL Shop)
Merkblatt «Bodenuntersuchungen für Biobetriebe» (FiBL Shop)
Agroscope Humusbilanz (Webseite humusbilanz.ch)
Spatenprobe BodenDok (Webseite Spatenprobe.ch)

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