Basiskurs Phytotherapie - Pflanzliche Mittel am Tier richtig anwenden
Bei welchen Krankheitsbildern kann die Blacke helfen? Was ist bei der Trocknung von Kräutern zu beachten? Wie kann eine Tinktur hergestellt werden? Der Kurs zur Phytotherapie Mitte Februar des Inforama Bildungszentrum in Hondrich BE gab Antworten auf diese und viele andere Fragen rund um den Einsatz von Phytotherapie an Haustieren.
Bei einem abwechslungsreichen Programm lernten die teilnehmenden 13 Landwirtinnen viele Heilpflanzen und Anwendungsbeispiele kennen. Sie hatten auch die Gelegenheit eigene Mittel für die Behandlung am Tier herzustellen und mit nach Hause zu nehmen. Der Kurs wird auch im Rahmen der fünftägigen Pflichtausbildung für die Umstellung auf einen Bio Suisse Betrieb anerkannt. Auffällig war bei diesem Termin, dass nur Frauen teilgenommen haben, die Themen sind aber sicher für Landwirtinnen und Landwirte gleichermassen interessant.
Welche Pflanzen werden angewendet?
Tobias Furrer, Fachbereichsleiter für Höhere Berufsbildung am INFORAMA, führte mit einem Überblick zu den möglichen, verwendbaren Pflanzenteilen in das Thema ein. Beim Sammeln komme es auch auf eine gute Pflanzenkenntnis an, erklärte Furrer und wies auf Verwechslungsmöglichkeiten hin. Pflanzen seien vielseitig, so gäbe es für viele Pflanzen mehrere Anwendungsmöglichkeiten, je nach Pflanzenteil und Verarbeitung. Auch auf Nebenwirkungen sei zu achten, so könne zum Beispiel eine Einreibung mit Johanniskrautöl bei anschliessendem Weidegang einen Sonnenbrand verursachen. Ansonsten jedoch sei in der Phytotherapie selten mit Nebenwirkungen zu rechnen und es gilt Anwendungen selbst auszuprobieren, ermutigte Furrer die Teilnehmerinnen.
Mit guten Gedanken bei der Sache
Michelle Krügel, Drogistin und Tierheilpraktikerin, führte in den praktischen Teil der Veranstaltung ein. Krügel brachte von der Salbe über Pulver bis zu Aromaölen viele Exponate zum Ausprobieren mit und gab viele praktische Hinweise: Pulver sollte man rasch verbrauchen, für Tinkturen könne man Essig als Alternative zum Alkohol verwenden und Wollfett sorge für eine gute Haftung von Salben. Aber die richtigen Techniken sind nicht alles: «Heilen ist etwas Gutes. Daher ist auch die eigene Stimmung beim Sammeln und bei der Herstellung wichtig.» Man sollte sich Zeit nehmen und mit positiven Gedanken bei der Sache sein, sensibilisierte Krügel.
Das konnten die Teilnehmerinnen dann unter Krügels Anleitung auch gleich ausprobieren: im praktischen Teil waren alle freudig gestimmt und mit viel Motivation bei der Sache. Die Teilnehmerinnen stellten in Teamarbeit Zitzenspray, Wallwurzgel und Hautpflegebalsam her. Anschliessend an den Kurs konnten sie die Präparate mit nach Hause nehmen.
Tiere schätzen die lindernde Wirkung
Auf die lange Geschichte der Phytotherapie wies Michael Walkenhorst hin. Er arbeitet als Tierarzt am FiBL. Es sei inzwischen sogar erwiesen, dass sich auch wildlebende Tiere selbst behandeln, zum Beispiel indem sie im Krankheitsfall wirksame Pflanzen aufnehmen. Deshalb dürfe man sich auch nicht abschrecken lassen von der Vorstellung, ein Tier zu einem Medikamenteneinnahme zu zwingen, warnte Walkenhorst. Oftmals merke ein krankes Tier schnell, wenn ihm eine Behandlung Linderung verschafft und sei entsprechend kooperativ.
Bei einer Vorführung zeigte sich schliesslich sogar ein gesundes Kalb recht kooperativ und machte brav bei einer Inhalationsbehandlung mit. Die Inhalation mit Kamillendampf ist ein bewährtes Hausmittel. «In einem Kamillentee weiss man von 200 Inhaltsstoffen und wahrscheinlich kennt man noch nicht alle», erklärte Walkenhorst den vielseitigen Wirkmechanismus pflanzlicher Mittel.
Vielseitige Erfahrungen mit pflanzlichen Mitteln
Während dem Kurs diskutierten die Teilnehmerinnen mit den Referentinnen und Referenten über konkrete Krankheitsfälle, das Vorgehen beim Pflanzen sammeln und eigene Erfahrungen bei der Herstellung von pflanzlichen Mitteln. Der Austausch zeigte, dass es viele konkrete Bezugspunkte zur täglichen Arbeit der Landwirtinnen gibt und viele der Teilnehmerinnen auf ihren Höfen bereits eigene Erfahrungen mit dem ein oder anderen Mittel gesammelt hatte. Aus dem Kurs konnten sie viele neue Ideen mitnehmen.
Antworten zu praktischen Fragen
Für alle an der Phytotherapie Interessierten, die nicht dabei sein konnten, hier eine kurze Auflösung der anfangs gestellten Fragen: Blacken kann innerlich bei Magen-Darm Problemen und äusserlich bei stumpfen Verletzungen angewendet werden. Kräuter sollten bei gleichmässigen Temperaturen trocknen. Tinkturen werden durch das Ansetzen von Pflanzenteilen mit Alkohol hergestellt.
Simona Moosmann, FiBL
Weiterführende Informationen
Themenschwerpunkt Arzneipflanzen in der Stallapotheke (Bio Aktuell Magazin vom 8.2020)
Einsatz von Arzneipflanzen für Nutztiere (Rubrik Tierhaltung)
Handbuch Tiergesundheit (FiBL Shop)
Der nächste Grundkurs am Inforama findet voraussichtlich am 9. Februar 2023 statt (weitere Infos folgen)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 28.02.2022