Blühstreifen im Kräuteranbau
Der Einsatz von Blühstreifen ist im Kräuteranbau noch wenig verbreitet. Dabei bieten sie eine wertvolle Möglichkeit, die Anforderung an die Biodiversitätsförderflächen (BFF) zu erfüllen. Ausserdem können so Nützlinge gefördert werden, welche Schaderreger dezimieren.
Um die Potenziale und Herausforderungen von Blühstreifen für den Kräuteranbau zu verdeutlichen, wurde 2024 ein Feldversuch angelegt, bei dem unter anderem auch Insektenzählungen durchgeführt wurden. Der Versuch wurde von der Ricola AG finanziell unterstützt.
Kosten und Nutzen von Blühstreifen abwägen
Neben den zahlreichen agrarökologischen Vorteilen von Blühstreifen gilt es auch die damit verbundenen Herausforderung zu berücksichtigen. Ein Beispiel ist das Unkrautpotential, das durch die Versamung der Blühpflanzen entsteht. Besonders problematisch ist dies für den Kräuteranbau, wenn in den Mischungen Pflanzenarten vertreten sind, die Pyrrolizidinalkaloide (PA) bilden. Ein Beispiel für eine solche Art ist der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare), der in vielen mehrjährigen BFF-Mischungen enthalten ist.
Grundsätzlich sollte nach dem Anbau eines Blühstreifens keine direkt gesäte Kultur auf der Fläche angebaut werden, da mit einem hohen Aufwand für die Beikrautregulierung gerechnet werden muss. Bei den mehrjährigen Mischungen kann es ausserdem zu einem starken Auftreten von Mäusen kommen, die für Kulturschäden sorgen können.
Auswahl der richtigen Mischung
Bei der Auswahl der Mischung für den Praxisversuch 2024 wurde darauf geachtet, dass eine einfache Mischung ohne PA-bildenden Pflanzen verwendet wird. Die Wahl fiel auf den «Nützlingsstreifen Kohl einjährig», der vom FiBL zur Reduktion von Schaderregern im Gemüsebau entwickelt wurde. Diese Mischung besteht lediglich aus vier Pflanzenarten: Buchweizen, Sommerwicke, Kornblume und Mohn.
Um die BFF-Vorgaben zu erfüllen, müssen die Mischungen bis spätestens Mitte Mai gesät werden. Obwohl dies ursprünglich geplant war, verzögerte sich die Aussaat aufgrund der feuchten Witterung in der Saison 2024 und erfolgte erst im Juli. Die Aussaat wurde mit einer pneumatischen Drillmaschine, die eine Arbeitsbreite von 3 Meter hat, durchgeführt. Im Anschluss wurde die Saat mit einer Cambridgewalze rückverdichtet. Alternativ können Blühstreifen auch in einem weiteren Reihenabstand ausgesät und damit auch gehackt werden. Damit kann einer starken Verunkrautung entgegengewirkt werden.
Wirkung auf Nützlinge und Bestäuber
Aufgrund der späten Aussaat konnten die ersten Insektenzählungen erst im Oktober durchgeführt werden. Dabei wurden die Bestäuber- und Nützlingspopulation sowohl im Blühstreifen als auch in verschiedenen Entfernungen zum Blühstreifen (4.6 Meter und 14.6 Meter Entfernung) im benachbarten Melissefeld bestimmt. Auf diese Weise sollte der Biodiversitätseffekt, der vom Blühstreifen ausgeht, ermittelt werden.
Der Biodiversitätseffekt auf die Bestäuber war innerhalb des Blühstreifens am höchsten. Hier wurden vor allem Honigbienen und Schwebfliegen dokumentiert. Im benachbarten Melisse-Feld wurden, unabhängig von der Entfernung zum Blühstreifen, nur wenige Bestäuber gezählt. Allgemein war das Vorkommen von Bestäubern auf einem niedrigen Niveau, was auf die späten Auszählungstermine im Oktober zurückgeführt werden kann.
Auch die Nützlingspopulation war sowohl im Blühstreifen als auch im benachbarten Melisse-Feld sehr gering bis gar nicht vorhanden. Es wurden lediglich ein paar wenige Spinnen gefunden, während Florfliegen, Marienkäfer und Schwebfliegen überhaupt nicht festgestellt werden konnten.
Auch hier kann die späte Auszählung als Grund angenommen werden. Im Oktober war die Tagesdurchschnittstemperatur in der Region um Solothurn bereits unter 15 Grad gefallen, was die Entwicklung der Nützlinge vermutlich stark hemmte. Eine weitere Erklärung für die geringe Zahl an Nützlingen könnte das Fehlen von Schädlingen beziehungsweise Beute im benachbarten Melisse-Feld sein, da dies für die Erstansiedelung von Nützlingen von Vorteil ist.
Tino Hedrich, FiBL
Weiterführende Informationen
Forschungsprojekte in Zusammenarbeit mit der Ricola AG (FiBL Projektdatenbank)
Kräuteranbau (Rubrik Pflanzenbau)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 17.02.2025