Zurück zum ursprünglichen Lebensraum der Weinrebe
Der Demeter-Weinbauer Hoss Hauksson betreibt Vitiforst. Er kombiniert seine Reben mit Bäumen, Sträuchern und Kräutern. Hasel und Speierling werden zu natürlichen Rankhilfen für die Reben ausgebaut. Obstbäume und Beerensträucher schaffen ein halboffenes Waldklima, was dem ursprünglichen Lebensraum der Reben entspricht. Das Obst wird zu Getränken veredelt. Unter den Reben weiden Zwergschafe.
Hoss Hauksson ist einer der Gewinner des Förderpreises Agroforst im Kanton Aargau. Er beweidet seine Rebberge mit Zwergschafen der Rasse «Ouessant» und legt besonderen Wert auf Bodenfruchtbarkeit, Pflanzengesundheit und die Entwicklung neuer Produkte. Sein Statement: Unser Fokus liegt auf den Reben, sie stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit. Alle anderen Massnahmen dienen dazu, ein Klima herzustellen, in der sich die Reben gut entwickeln können.
Welche Sträucher und Bäume hast du gepflanzt?
Hoss Hauksson: Es gibt passende Arten für jede Parzelle. Wir haben zum Beispiel einen Rebberg, der durch eine frühere Aufschüttung sehr stickstoffreich ist. Hier gibt es sehr viele Brennnesseln. Mit Walnussbäumen entziehen wir dem Boden Stickstoff. Auf anderen Flächen haben wir zum Beispiel Äpfel, Kirschen, Sanddorn, Weissdorn, Ginko und Rosen gepflanzt oder geplant.
Du probierst viele neue Ideen aus. Hast du manchmal Sorge, dass sie nicht funktionieren?
Hoss Hauksson: Vielleicht nicht gerade Sorgen, aber wir rechnen schon damit, dass wir die eine oder andere Idee anpassen müssen. Es kann zum Beispiel sein, dass ich zwanzig Kräuter-Sorten einbringe und nur fünf überleben. Aber das sind dann auch die Richtigen.
Wie reagieren andere Winzerinnen oder Winzer auf die Pflanzungen?
Hoss Hauksson: Wir kommen gut miteinander aus. Aber ein bisschen seltsam finden sie schon, was ich mache. Ihre Kritik hilft mir dabei, weiter an meinen Ideen zu feilen und an alles zu denken.
Kann es durch das Obst zu mehr Problemen mit der Kirschessigfliege kommen?
Hoss Hauksson: Nein, weil das Obst und die Reben unterschiedliche Erntezeitpunkte haben. Einzig die Holunderbeeren wären ein Problem, deshalb ernten wir nur die Blüten.
Wieviel Ausfall hattest du bei den Pflanzungen bisher?
Hoss Hauksson: Bis jetzt haben wir nur ein paar Pflanzen durch unsere Schafbeweidung verloren. Der Verbissschutz war wohl nicht ausreichend. Die Tiere sind sehr clever, wir müssen da noch nachbessern.
Das Interview wurde geführt von Simona Moosmann, FiBL.
Veröffentlicht im Mai-Newsletter des Landwirtschaftlichen Zentrums Liebegg.
Weiterführende Informationen
Förderpreis Agroforst (Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg)
Förderpreis Agroforst Kanton Aargau (Rubrik Aktuelles)
Haukssonweine (Hoss Hauksson, Rüfenach)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 28.06.2023