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Falscher Mehltau bei Basilikum

Der Falsche Mehltau bei Basilikum wurde 2001 das erste Mal in der Schweiz entdeckt. Seither macht er allen das Leben schwer, die Kräuter produzieren möchten. Das FiBL Schweiz forscht seit 2018 an praxistauglichen Lösungen gegen den Befall.

Viel warme Luft um die Blätter – neue Ideen zur Bekämpfung von Falschem Mehltau an Basilikum

Seit einigen Jahren macht der Falsche Mehltau an Basilikum den Kräuterproduzentinnen und ‑produzenten das Leben schwer. Mit neuen Massnahmen lässt sich die Krankheit, die vor allem im Spätsommer und Herbst auftritt, unter Kontrolle bringen.

Basilikum ist die mit Abstand wichtigste Kultur auf dem Schweizer Markt für Frisch- und Topfkräuter. Seit einigen Jahren wird die Pflanze jedoch vor allem in der zweiten Jahreshälfte regelmässig von Falschem Mehltau befallen. Diese Krankheit ist oft der limitierende Faktor für den einheimischen Bioanbau, weshalb Basilikum ab September meist importiert wird.

Hat sich der Erreger etabliert, wird er hauptsächlich durch den Wind verbreitet. Die Krankheit tritt vor allem im Spätsommer und Herbst auf, wenn die Luftfeuchtigkeit in der Nacht ansteigt. Erste Symptome sind Aufhellungen auf der Blattoberseite, gefolgt von der Bildung eines schwärzlichen Sporenrasens auf der Blattunterseite. Die Sporen des Erregers keimen bei Temperaturen zwischen 5 und 26 Grad Celsius, wobei die optimale Temperatur bei rund 10 Grad Celsius liegt. Eine weitere Voraussetzung ist eine relative Luftfeuchtigkeit von mindestens 85 Prozent.

Sporenkeimung durch nächtliches Lüften verhindern
Damit sich der Falsche Mehltau auf Basilikum etablieren kann, müssen die Blätter mindestens vier Stunden lang nass sein. Eine regelmässige Senkung der Luftfeuchtigkeit könnte also eine Infektion verhindern. Auf der Grundlage dieser Hypothese wurden am FiBL Versuche zur periodischen Senkung der Luftfeuchtigkeit in Basilikumkulturen durchgeführt. Dazu wurden perforierte Belüftungsschläuche an ein Heizgebläse angeschlossen und in den Basilikumreihen platziert.

Diese Massnahme erwies sich als sehr vielversprechend, da sie die Ausbreitung des Falschen Mehltaus in der Kultur erheblich reduzierte oder sogar verhinderte. Bei der Installation einer solchen Anlage müssen jedoch verschiedene Aspekte berücksichtigt werden: Die Anlage stellt nämlich ein physisches Hindernis für Maschinen dar, zum Beispiel bei der Bodenbearbeitung oder beim Pflanzenschutz.

Sporen mithilfe von Sonnenenergie abtöten
Sowohl periodische Trockenheit als auch Hitze bekommen dem Pilz nicht. Die Sporen und das Myzelium werden bereits bei 30 °C geschädigt, wenn sie nur lange genug der Hitze ausgesetzt sind. Die Hitzebehandlung stellt eine relativ einfach durchzuführende Massnahme dar. Voraussetzung sind eine Schönwetterperiode von mindestens drei Tagen und sommerliche Temperaturen. Dann genügt es, die Lüftungsklappen zu schliessen, um das Gewächshaus an drei aufeinanderfolgenden Tagen für einige Stunden aufzuheizen.

Bei den Versuchen am FiBL konnten die Sporen mit dieser Methode fast vollständig abgetötet werden. Einige Praxisbetriebe, die Frischkräuter produzieren, wenden diese Massnahme bereits periodisch oder routinemässig an, um den Sporendruck in den Basilikumbeständen präventiv zu verringern.

Mit den richtigen Sorten zum Ziel
Die Auswahl der Sorten als vorbeugende Massnahme spielt auch bei Basilikum eine wichtige Rolle. In den letzten Jahren erlitten Sorten mit einer mittleren Resistenz wie die Standardsorte Eleonora erhebliche Verluste. Nun sind aber neue Sorten mit mittlerer bis hoher Resistenz auf den Markt gekommen. Die Sortenversuche des FiBL, die sowohl unter Praxisbedingungen als auch in der Versuchsstation durchgeführt wurden, umfassten zwei Herkünfte: Gervaso F1, Prospera F1 und Basilio F1 von der israelischen Firma Genesis Seeds Passion sowie Obsession und Devotion von amerikanischen Züchtern der Rutgers University mit Vertrieb durch KBC Speciality Seeds.

In den Praxisversuchen schnitten diese neuen Sorten alle deutlich besser ab als Eleonora. Die Versuche in der Station zeigten hingegen, dass die F1-Sorten zwar widerstandsfähiger gegenüber den aktuellen Stämmen des Pilzes sind, nicht aber gegenüber den älteren. Zudem scheint die Resistenz der seit langem erhältlichen Sorte Eleonora durch neuere Stämme durchbrochen worden zu sein. So sind auch neue Sorten keine hundertprozentige Garantie gegen Verluste durch Falschen Mehltau. Die Wahl von Sorten mit mittlerer Resistenz bleibt für die späte Aussaat ab Juli interessant.

Fazit
Da der Erreger des Falschen Mehltaus ein anpassungsfähiger Organismus ist, ist unklar, wie lange die neuen Sorten ihre Toleranz aufrechterhalten können. Daher ist es wichtig, verschiedene vorbeugende Massnahmen zu kombinieren, zum Beispiel ein trockenes Klima, das durch die Verwendung von Mulchfolie gefördert wird, grosse Pflanzabstände und Tropfbewässerung.

Patricia Schwitter und Samuel Hauenstein, FiBL

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Agrihebdo Nummer 18 vom 5. mai 2023 erschienen.

Hitzebehandlung gegen den Falschen Mehltau an Basilikum

Der Falsche Mehltau an Basilikum (Peronospora belbahrii) tritt vor allem im Spätsommer und Herbst auf, wenn die warme Luft in der Nacht abkühlt und so die Luftfeuchtigkeit steigt. Der Erreger aus der Familie der Oomyceten benötigt eine relative Luftfeuchte von weniger oder gleich 85 Prozent und Temperaturen zwischen 10 und 26 Grad Celsius, um erfolgreich Sporen zu bilden. Nach der Sporulation ist Basilikum wegen des schwarzen Sporenrasens auf der Blattunterseite nicht mehr geniess- beziehungsweise vermarktbar.

In einem von Migros finanzierten Frischkräuter-Projekt wird am FiBL Schweiz seit 2018 nach praxistauglichen Lösungen gegen den Befall von Falschem Mehltau auf Basilikum geforscht. Dabei wird ein integrierter Ansatz verfolgt, das heisst, sowohl Sortenwahl als auch Saatgutdesinfektion, direkter Pflanzenschutz und anbautechnische Ansätze werden geprüft.

Bisher am vielversprechendsten sind nebst der Sortenwahl die anbautechnischen Massnahmen des nächtlichen Lüftens, um die Luftfeuchtigkeit im Bestand unter 85 Prozent zu senken sowie die sehr einfach umsetzbare Hitzebehandlung zur Reduktion des Sporenbestandes.

Hitzebehandlung kann helfen

Mit der sogenannten Hitzebehandlung können die Sporen weitgehend abgetötet und der Befallsdruck somit deutlich reduziert werden. Die Hitzebehandlung kann jedoch nur bei einer Schönwetterperiode von mindestens drei Tagen durchgeführt werden, da das Gewächshaus an drei aufeinanderfolgenden Tagen für drei bis vier Stunden auf 35 bis 45 Grad Celsius aufgeheizt werden muss. Durch Schliessen der Lüftungsklappen werden diese Temperaturen bei genügend Sonneneinstrahlung problemlos erreicht.

Wichtig ist, dass vor dem Abend nochmals gut gelüftet werden kann, so dass die Luft im Gewächshaus vor dem Einbruch der Nacht wieder abtrocknen kann. Im On-station-Versuch am FiBL wurde der Tunnel um 11 Uhr komplett geschlossen (die Lüftungssteuerung auf 45 Grad Celsius eingestellt) und ab 15 Uhr maximal gelüftet.

Am einfachsten ist es, die Temperatur über eine automatische Lüftung zu steuern. Falls manuell gelüftet wird, sollte die Temperatur auf Kulturhöhe gut im Auge behalten werden, damit sie 45 Grad Celsius nicht übersteigt. Falls an einem der drei Tage die Temperatur von mindestens 35 Grad Celsius nicht für drei bis vier Stunden gehalten werden kann, sollte zur Sicherheit ein vierter Behandlungstag angehängt werden.

Am FiBL konnte mit dieser Technik der Sporenbestand um 98 Prozent reduziert werden. Erste Praxisbetriebe setzen die Massnahme bereits routinemässig ein, um den Sporendruck in den Gewächshäusern zu verringern. Es kann durchaus Sinn machen, die Hitzebehandlung ab Mitte Juli nach Schlechtwetterperioden präventiv durchzuführen.

Hitzebehandlung: Kurzanleitung

  • Schönwetterfenster von mindestens drei sonnigen Tagen mit Temperaturen um die 25°C Aussentemperatur abwarten
  • Gewächshauslüftung vor dem Mittag schliessen und Lüftungssteuerung auf 45°C einstellen
  • Temperatur muss an jedem der drei Behandlungstagen während 3 bis 4 Stunden zwischen 35 bis 45 °C gehalten werden
  • Behandlung bis spätestens um 16 Uhr beenden und das Gewächshaus vor der Nacht nochmals gut durchlüften
  • Bei Nicht-Erreichen von 35°C über die gesamte Dauer einen weiteren Behandlungstag anhängen

Text: Patricia Schwitter, FiBL

Weiterführende Informationen

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 15.06.2022

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