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Triticale - ein junges Getreide mit Zukunft

Die Triticale hat noch Mühe, in ihrem ganzen Potenzial wahrgenommen zu werden. Dabei ist die Getreidesorte besonders für den Biolandbau interessant: Sie ist robust, widerstandsfähig und bringt gute Erträge auch auf schwierigen Standorten.

Von Anfang an hat die Triticale durch ihre Robustheit, hohe Erträge (circa 60 Dezitonnen pro Hektare) und gute Gesundheit überzeugt. Erst mit der weltweit ansteigenden Anbaufläche auf bis zu drei Millionen Hektaren, traten Krankheiten wie Gelbrost oder Mehltau vermehrt auf und konnten beispielsweise von Agroscope in den 2000er Jahren vermehrt in der Schweiz beobachtet werden.

Heute zählen Polen, Deutschland und Frankreich zu den wichtigsten Triticaleproduzenten. Verwendet wird die Triticaleernte weltweit zu über 50 Prozent als Futtergetreide mit guten Eiweissgehalten für Schweine, Geflügel und Rinder. Daneben wird die Triticale für die menschliche Ernährung als Backware sowie in geringem Masse zur Energieproduktion genutzt.

Bestehende Eigenschaften weiter stärken

In der Züchtung wird momentan hauptsächlich an hohen Erträgen und gesunden Pflanzen gearbeitet. In der Schweiz stehen auf der Sortenliste aktuell die Sorten Lerma, Triangoli, Balino und Villars. Davon überzeugen die ersten drei durch einen sehr guten Ertrag, während Villars auch als Sommergetreide angebaut werden kann.

Alle vier haben ein gutes Toleranzprofil gegenüber Krankheiten. Auf der Biosortenliste steht neben Balino und Triangoli, beide gezüchtet von Agroscope/DSP, die Sorte Tripanem von der Getreidezüchtung Peter Kunz (gzpk). Sie eignet  sich speziell als Brotgetreide und überzeugt durch die hohen Proteingehalte und die Auswuchsfestigkeit.

Potential auf schlechten Standorten

Triticale eignet sich besonders gut für den biologischen Landbau, da sie im Vergleich zu Weizen weniger Nährstoffe benötigt und auch auf Standorten gute Erträge bringt, auf denen ein Qualitätsweizen sein Potenzial nicht ausschöpfen kann.

Durch ihre Wüchsigkeit bedeckt Triticale den Boden schneller und hat weniger Probleme mit Beikräutern, was weniger Feldüberfahrten zur Unkrautregulierung bedeutet. Noch immer ist die Triticale eine vergleichsweise starke und gesunde Pflanze.

Durch ihre Abstammung vom Roggen, ist sie jedoch tendenziell anfälliger für Mutterkorn. Da die meisten Sorten lange Grannen haben, ist die Pflanze gegen Vogel- und Wildfrass besser geschützt als grannenlose Getreide.

Eignung für die menschliche Ernährung

Um die Vorteile der robusten Triticale in der biologischen Landwirtschaft noch stärker nutzen zu können, arbeitet die Getreidezüchtung Peter Kunz (gzpk) heute gezielt an der Entwicklung von Sorten, welche sich für die menschliche Ernährung eignen. Dafür ist es essentiell, noch genauer bestimmen zu können, welche Faktoren eine gute Backqualität bei Triticale ausmachen. Obwohl die Ähnlichkeit zu Weizen und Roggen gegeben ist, verhält sich die Triticale beim Verbacken nochmals anders und muss als eigenständiges Getreide betrachtet werden.

Für geübte Bäcker*innen lassen sich auch mit den heutigen, auf dem Schweizer Markt erhältlichen Triticalesorten schmackhafte Brote backen, was in verschiedenen Bäckereien gemacht wird, wie zum Beispiel in der Biobäckerei John Baker in Zürich. Grundsätzlich kann Triticale nicht nur als gesundes Schweinefutter dienen, sondern auch zu schmackhaftem Brot, Pizza, Spätzli oder Teigwaren verarbeitet werden.

Die Geschichte der Triticale

Der Name Triticale verrät: die Eltern, aus denen das menschengemachte Getreide hervorgeht, sind Hartweizen (Triticum durum) und Roggen (Secale cereale). Die spontane Kreuzung von Weizen und Roggen wurde zwar zu verschiedenen Zeitpunkten in der Natur beobachtet, erst im 19. Jahrhundert jedoch gezielt herbeigeführt.

Die Idee war es, eine robuste Pflanze wie den Roggen mit der hohen Qualität und dem Ertrag des Weizens zu entwickeln. Lange Zeit entstanden durch das gezielte Kreuzen jedoch sterile Pflanzen, die sich nicht mehr fortpflanzen konnten.

Die Herbstzeitlose machte es möglich

Das änderte sich in den 1930ern durch die Entdeckung des Colchicins. Durch die Behandlung des Keimlings der Kreuzung mit dem Gift der Herbstzeitlosen konnte das Erbgut verdoppelt werden. und es entstand eine fortpflanzungsfähige Triticale. Da dieser Vorgang aufwendig ist, werden heute meist existierende Triticale-Linien miteinander verkreuzt und somit weiterentwickelt.

Einen ersten wirtschaftlichen Erfolg leistungsstarker, gesunder Triticalesorten erreichte der Züchter Tadeusz Wolski ab 1968 in Polen. Seit Mitte der 1980er Jahre wird unter anderem in der Schweiz bei Agroscope intensiv und erfolgreich mit Triticale gezüchtet.

Rachel Müller, gzpk

Weiterführende Informationen

Emmer (gzpk.ch)
Getreide (Rubrik Ackerbau)

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 08.01.2025

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