Einfluss biologisch-dynamischer Spritzpräparate auf Rebenwachstum und Weinqualität
Viele Demeter-Winzer erhoffen sich von der biologisch-dynamischen Anbautechnik eine qualitätssteigernde Wirkung. Diese Erwartung wird zunehmend von Konsumenten geteilt, und die biodynamischen Weingüter nehmen sprunghaft zu. Aber gibt es diese qualitätssteigernde Wirkung tatsächlich?
Wie wirken die Hornmist- und Hornkieselpräparate auf das Rebenwachstum und die Weinqualität? Vier biologisch-dynamische Winzer, das FiBL und der Produzentenverein für biodynamische Landwirtschaft (Schweiz) gingen von 2003 bis 2010 dieser Frage nach und legten Versuche an. Nachfolgend sind die ersten erzielten Resultate zusammengefasst.
Einfluss der Spritzpräparate auf das Pflanzenwachstum
Stark vereinfacht gesagt verbessert und balanciert Hornmist gemäss biodynamischer Theorie die Bodenfruchtbarkeit, insbesondere die Aggregatstruktur und die Nährstoffaufnahme durch die Pflanzen. Hornkiesel hingegen verbessert bzw. balanciert die Lichtausnutzung und damit die Assimilationsleistung. Die Anwendung beider Präparate verstärkt ihre jeweilige positive Wirkung.
Die Trends der in diesen Versuchen durchgeführten Messungen bestätigen diese Hypothese – für sichere Aussagen ist es aber noch zu früh.
Einfluss der Spritzpräparate auf die pflanzeneigenen Abwehrstoffe
Die Pflanzenabwehrstoffe oder Phytoalexine (unter ihnen insbesondere Resveratrol), sind von herausragender Bedeutung, da sie sich im Wein wiederfinden und positive Wirkungen auf die menschliche Gesundheit haben können, insbesondere auf den Blutkreislauf. Die in den Versuchen im Jahr 2008 durchgeführten Analysen zeigten, dass die Pflanzenabwehrstoffe auf mit Spritzpräparaten behandelten Parzellen in grösseren Mengen auftraten. Das lässt den Schluss zu, dass der Hornkiesel die Immunreaktion der Rebe fördert. Diese Aussage muss aber mit weiteren Untersuchungen noch bestätigt werden.
Die Spritzpräparate können aber trotz ihrer möglichen positiven Wirkung auf die Rebenvitalität einen fachgerechten Pflanzenschutz nicht ersetzen, sondern nur unterstützen. Eine Reduktion der Fungizidbehandlungen gegenüber den gängigen Empfehlungen (zum Beispiel jenen des FiBL) ist durch den Präparateeinsatz nicht möglich.
Einfluss der Spritzpräparate auf die Weinqualität
Biodynamische Rebberge sollen möglichst gesamthaft und ganzjährig begrünt sein. Durch ihre Konkurrenz um Stickstoff kann die Begrünung jedoch Fehler im Wein hervorrufen, wenn die Rebe den Beeren und damit dem Most zu wenig stickstoffhaltige Verbindungen zuführt. Die Hefeaktivität wird dadurch reduziert und der Verlauf der alkoholischen Gärung eingeschränkt.
In den Versuchen waren die organoleptisch negativ zu wertenden Grüntöne im Wein aus der unbehandelten Kontrolle deutlich ausgeprägter. Das unterstützt die Hypothese, dass die Spritzpräparate die oben beschriebenen geschmacklich negativen Auswirkungen der Dauerbegrünung ausbalancieren und dem Wein fruchtigere Noten verleihen können. Auch diese Resultate müssen aber im weiteren Projektverlauf bestätigt werden.
In verschiedenen Projekten haben FiBL-Mitarbeiter immer wieder Anhaltspunkte gefunden, welche die Annahme tendenziell bestätigen, aber nicht eindeutig beweisen, dass Spritzpräparate die Qualität verbessern. Nicht anders verhielt es sich mit den vorläufigen Resultaten dieser Versuche: Die Verkosterinnen und Verkoster der im Sensoriklabor der Agroscope Changins durchgeführten Weinprobe sprachen sich mehrheitlich, aber nicht statistisch abgesichert, für eine Bevorzugung des Weines aus den mit Präparaten behandelten Parzellen aus.
Details zu den Versuchen
Die Versuche wurden bei zwei Winzern im Kanton Neuenburg und bei einem Winzer im Kanton Waadt sowie im FiBL-Rebberg in Frick angelegt. Die Spritzpräparate wurden jeweils einzeln, in Kombination (praxisüblich) und in der Kontrollparzelle gar nicht ausgebracht. In allen Versuchen wurden die genau gleichen Hornmist und Hornkieselpräparate verwendet. Der Spritzzeitpunkt wurde hingegen betriebsindividuell ausgewählt.
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 09.12.2010