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Fast perfekte Sonnenblumen

Sonnenblumen sind eine für den Bioanbau ideale Kultur – wenn sie auf dem Markt nur nicht so unsicher wäre.

«Für meinen viehlosen Ackerbaubetrieb sind Sonnenblumen eine sehr interessante Kultur», sagt Yves Gaillet aus Mur im Kanton Freiburg. Die Kultur lasse sich einfach hacken, sie sei nicht aufwendig in der Pflege und zudem in Bezug auf Nährstoffe wenig anspruchsvoll.

Der Biolandwirt könne Sonnenblumen problemlos noch nach dem stark zehrenden Mais in der Fruchtfolge pflanzen. Nach dem Einarbeiten des Maisstrohs lasse sich leicht ein falsches Saatbeet vorbereiten, das einen Teil der Unkrautsamen zum Auflaufen anregt. Diese können anschliessend durch den Striegel und die folgenden Hackgänge einfach reguliert werden.

Hacken im nassen Frühling

Auch 2024 waren die Konditionen für die Sonnenblumen auf dem Betrieb nahe des Mont Vully gut. «Ich habe Anfang April ausgesät, da war es noch relativ trocken», sagt Yves Gaillet. Trotzdem hatten die Sonnenblumen 2024 auf dem Betrieb ihre Schwierigkeiten. Wo die Kultur steht, seien die Böden sehr schwer und nicht einfach zu bearbeiten.

Wegen des nassen Frühjahrs musste er häufig bei zu feuchten Bedingungen Hackgänge durchführen. «Das führte wohl zu Bodenverdichtungen», so Yves Gaillet. Der Unkrautdruck habe im Laufe des Sommers stark zugenommen. Möglicherweise waren die Sonnenblumen auch etwas unterversorgt mit Kali, da er keinen Hofdünger eingesetzt habe. Dennoch wird er auch im nächsten Jahr den Anbau fortführen.

Herausforderungen im Sortenanbauversuch

Im Sortenanbauversuch des FiBL (siehe weiterführende Informationen) hatten die Sonnenblumen ebenso einen eher schwierigen Start. «Wie andernorts auch, konnten wir wegen der Nässe erst spät aussäen, die Jugendentwicklung hinkte hinterher und später wurde es dann schwierig, für die Unkrautregulierung in die Bestände hineinzufahren», so Mathias Christen, der die Sortenanbauversuche leitet.

Der Sortenanbauversuch fand 2024 an vier verschiedenen Orten in der Schweiz statt, unter anderem auf dem Betrieb von Yves Gaillet. Bis vor wenigen Jahren gab es für Sonnenblumen nur wenige verfügbare Sorten, so Mathias Christen. Um auch in Grenzlagen den Anbau zu verbessern, habe man mit der Suche nach geeigneten Sorten für eine grössere Diversität im Anbau begonnen. Gerade in höheren Lagen und solchen, wo im Herbst schnell einmal Nebel auftrete, seien früh abreifende Sonnenblumen sehr wichtig. Ansonsten würden sie wegen der Feuchtigkeit schnell mit Krankheiten befallen.

Mit neuer Sorte Sonnenblumen stärken

Im Anbau sind Sonnenblumen zwar wenig anspruchsvoll, und der Druck durch Schädlinge hält sich meist in Grenzen. Dennoch kann die Kultur je nach Jahr oder Wetterverhältnissen auch ausfallen. Fadi Kanso von der Sativa Rheinau entwickelt seit zehn Jahren zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der Getreidezüchtung Peter Kunz (GZPK) eine Sonnenblumensorte für den Bioanbau. Der Pflanzenzüchter will, dass mit einer klimatisch besser angepassten Sorte die Kultur auch in Zukunft besonders für den Bioanbau sicherer wird und attraktiv bleibt.

Das Züchtungsteam hat sich für eine High Oleic (HO) Sorte sowie eine für Sonnenblumenkerne entschieden, da die Sorten für kalt gepresstes Öl (Linoleic) geringeres wirtschaftliches Potenzial für die Biolandwirtschaft hätten, so Fadi Kanso. HO-Sonnenblumenöl ist hoch erhitzbar, eignet sich gut für die Konservierung und wird deshalb auch als Inhaltsstoff für Kosmetika und andere Zweige der Biobranche nachgefragt.

Ziel ist eine nachbaufähige Sorte

«Gestartet haben wir mit der Herausforderung, dass die Sorte nicht hybrid sein sollte», so Fadi Kanso. Das Züchtungsteam wollte eine offen abblühende Sorte, die von den Landwirtinnen und Landwirten selber vermehrt werden kann. Wie auch bei den meisten Ackerkulturen, gebe es bei den Sonnenblumen nur Sorten grosser Konzerne, von denen alle Hybridzüchtungen sind. Manchmal würden Sorten auch einfach vom Markt verschwinden, so Fadi Kanso. Um diese Hindernisse im Bioanbau wegzuräumen, sei eine eigene an das hiesige Klima angepasste Sorte der richtige Weg.

Bei der Entwicklung der neuen HO-Sonnenblumensorte fokussierte sich das Züchtungsteam auf die Eigenschaft im Genpool, die das Sonnenblumenöl hoch erhitzbar macht. Dieses Monogen musste über die Jahre aber erst im Genpool fixiert werden, sodass es die Pflanzen der Basispopulation dominant tragen.

Auf dieser Grundlage verfolgt das Züchtungsteam seither das Ziel, eine «enge Populationssorte» zu entwickeln, die als Zuchtform zwischen Liniensorte und Populationssorte liege. «Das ist ein relativ neuer Ansatz, den wir wegen einiger Nachteile durch die klassischen Zuchtformen gewählt haben», erklärt Fadi Kanso. Er schätzt, dass innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre die entwickelte HO-Sonnenblumensorte für den Bioanbau mit hoher Krankheitstoleranz und guten Erträgen erhältlich sein wird.

Sonnenblumen auf Achterbahnfahrt

Neben der Sortenentwicklung für eine HO-Biosonnenblume brauche es aber auch Bewegungen im Markt. Laut Hanna Marti, Produktmanagerin Ackerkulturen bei Bio Suisse, habe es nach der Covid-19-Pandemie und nach Beginn des Ukrainekrieges einen deutlichen Aufschwung für Sonnenblumen gegeben. 2021 fiel die Ernte aber unterdurchschnittlich aus, was die Nachfrage steigerte. 2022 konnte die Nachfrage teilweise nicht gedeckt werden. 2023 sei die gestiegene Preissensibilität der Kundschaft bereits spürbar geworden.

Da HO-Sonnenblumenöl in sehr vielen Produkten verarbeitet wird, wird die Veränderung im Absatz schnell spürbar, wenn die Kundinnen und Kunden vermehrt auf biologische oder eben nicht biologische Produkte zurückgreifen. «HO-Sonnenblumen sind auf dem Markt sehr stark sogenannten Koppeleffekten ausgesetzt», sagt Hanna Marti. Das Problem mit der Koppelung tritt momentan vor allem wegen des Weizens auf – es steht zu wenig Schweizer Mahlweizen zur Verfügung, weshalb auch noch kein Schweizer Öl bei der Brotherstellung eingesetzt wird.

Jeremias Lütold, FiBL

Dieser Artikel ist im Bioaktuell 8|2024 erschienen (PDF der Ausgabe siehe weiterführende Informationen).

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