Einsatz von Arzneipflanzen für Nutztiere aufgrund bäuerlichen Wissens
Das traditionelle bäuerliche Erfahrungswissen zum Einsatz von Kräutern und Arzneipflanzen beim Nutztier birgt ein wichtiges Potential für die Nutztiermedizin. Studien dazu fehlen, abgesehen von Österreich, für ganz Mitteleuropa. Ein gemeinsam vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL, Frick), der Universität Basel und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW, Wädenswil) initiiertes Projekt hat sich 2011 zum Ziel gesetzt, das traditionelle bäuerliche Erfahrungswissen zum Einsatz von Arzneipflanzen beim Nutztier mit einer einheitlichen Methodik schweizweit zu erfassen. In den Jahren 2011 bis 2013 wurden 108 Interviews mit insgesamt 137 Bäuerinnen und Bauern in 13 Kantonen der Nord-, Nordost- und Zentralschweiz geführt und dabei 1025 überwiegend auf Heilpflanzen basierende Hausmittelrezepturen erfasst.
Die beiden meistgenannten der insgesamt 109 dokumentierten Pflanzenarten waren Kamille und Ringelblume. Regional unterschiedlich belegten Kaffee, Ampfer, Wallwurz und Brennnessel den dritten und vierten Rang. Für jede Rezeptur wurden bis zu vier verschiedene Anwendungen, überwiegend für Rinder, beschrieben.
Die meistgenannten Anwendungsgebiete waren Hautveränderungen und Wunden, sowie Erkrankungen des Magen- Darm- Traktes und Stoffwechselstörungen. Die beschriebenen Anwendungen wurden überwiegend auf die Haut aufgetragen oder eingegeben – und sie scheinen hochaktuell zu sein: Mehr als die Hälfte der beschriebenen Anwendungen kamen innerhalb des letzten Jahres vor dem Interview zum Einsatz.
Bis Ende 2016 sollen im Rahmen dieses Projektes alle Kantone erfasst werden.
Michael Walkenhorst, FiBL
Kamillentee zur Behandlung von Kälberdurchfall
- Rezept:
5-7 Gramm getrocknete Kamillenblüten mit 1 Liter siedendem Wasser übergiessen und 10 bis 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen. - Darreichung:
2-3 mal täglich 1 Liter handwarmen Tee als Zusatzmahlzeit mit der Nuggiflasche eingeben. Wenn die Kälber den Tee nicht freiwillig einnehmen, kann ein wenig Traubenzucker beigegeben werden.
Weiterführende Informationen
Handbuch Tiergesundheit (FiBL-Shop)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 05.11.2014