Zellfusionsfreie Sorten im Gemüsebau
Die Verwendung von Sorten aus der Zellfusionszüchtung ist umstritten und für Biobetriebe grösstenteils verboten. Deshalb werden leistungsstarke Alternativen gesucht und geprüft: Ergebnisse aus den Sortenversuchen 2015-2021 sind jetzt veröffentlicht. Alle verfügbaren zellfusionsfreien Sorten werden in einer Positivliste gesammelt und genannt.
Der Biolandbau will grundsätzlich die Integrität der Pflanzen bewahren und Kreuzungsbarrieren in der Züchtung respektieren. Der Einsatz von Sorten, die mittels Zellfusion pollensteril gezüchtet worden sind, ist im Biolandbau deshalb umstritten. Bioverbände in Deutschland, Österreich und der Schweiz lehnen diese Züchtungs- und Vermehrungstechnik ab.
Das hat praktische Konsequenzen: Die Verwendung der Sorten aus Zellfusionszüchtung ist bei den Anbauverbänden Bioland, Naturland, Bio Austria und Demeter verboten. Produzentinnen und Produzenten von Bio Suisse dürfen seit 2018 mit Ausnahme von Blumenkohl, Brokkoli, Weisskohl, Wirsing und Chicorée keine Sorten aus Zellfusionszüchtung mehr einsetzen.
Die Positivliste gibt einen Überblick
Produzentinnen und Produzenten von Bio Suisse dürfen seit 2019 nur noch Gemüsesorten einsetzen, welche ohne Zellfusionstechnik gezüchtet wurden. Davon ausgenommen sind die Kulturen Blumenkohl, Brokkoli, Weisskohl, Wirsing und Chicorée, wo Zellfusionssorten weiterhin erlaubt sind.
Aus diesem Grund veröffentlicht das FiBL in Zusammenarbeit mit den Bioanbauverbänden Bioland (Deutschland), Naturland (Deutschland), Demeter (Deutschland), BNN (Deutschland), Bio Austria (Österreich), Coopérative Biobreizh (Frankreich), Bio Cohérence (Frankreich) und FNAB (Frankreich) eine Liste der Gemüsesorten, welche ohne Zellfusionstechnik gezüchtet wurden. Die Liste enthält die aktuell zur Verfügung stehenden zellfusionsfreien Sorten von Kreuzblütlern (Kohlarten, Brokkoli, etc.), Zichorienvarietäten (Chicorée, Zuckerhut, Cicorino Rosso, etc.) sowie Wurzelpetersilie. Die Positivliste dient den Produktionsbetrieben als Hilfsmittel bei der Wahl zellfusionsfreier Sorten in den entsprechenden Gemüsekulturen.
Die aktuelle Positivliste steht im FiBL Shop kostenlos in fünf Sprachen zum Download zur Verfügung.
Positivliste in verschiedenen Sprachen (FiBL Shop)
Die Suche nach Alternativen
Im Gegensatz zu den Bioverbänden in Deutschland und Österreich sind bei Bio Suisse einige wenige Kulturen vom Zellfusionsverbot ausgenommen, nämlich Blumenkohl, Brokkoli, Weisskohl, Wirz und Chicorée. Zum Zeitpunkt der Ausarbeitung der Zellfusions-Richtlinie war die Einschätzung bei diesen fünf Kulturen, dass die Marktversorgung für die Schweizer Ansprüche alleine mit zellfusionsfreien Sorten nicht gewährleistet werden könnte. Dabei spielt auch eine Rolle, dass 80 Prozent des Schweizer Biogemüses über den Detailhandel vermarktet wird mit hohen Ansprüchen an die äussere Produktqualität. Im Anbau der genannten fünf Kulturen wurden 2014 noch sehr viele Sorten aus der Zellfusionszüchtung verwendet.
Für die Suche nach markttauglichen Alternativen hat Bio Suisse 2014 ein Projekt zum Vergleich von zellfusionsfreien Sorten und aktuell verwendeten Zellfusions-Sorten angestossen. Das FiBL hat seither mit Unterstützung des Coop Fonds für Nachhaltigkeit und Bio Suisse Sortensichtungen in Praxisbetrieben durchgeführt und ausgewertet. Dabei werden Zellfusions-Standardsorten mit einer Auswahl an neuen oder wenig bekannten zellfusionsfreien (zff) Sorten verglichen. Im Projekt untersucht wurden die folgenden Gemüsesorten: Blumenkohl, Brokkoli, Wirsing, Weisskohl sowie die Zichorienvarietäten Zuckerhut und Radicchio Treviso. In diesem Artikel sind die bisherigen Erkenntnisse und Versuchsberichte der jeweiligen Sortensichtungen aufgeführt.
Projektergebnisse zeigen Schwierigkeiten auf
Die Bilanz des Projekts fällt bisher durchzogen aus. Die Sortentests der letzten Jahre haben zwar gezeigt, dass beispielsweise bei Brokkoli, Blumenkohl, aber insbesondere auch bei Winterwirsing und Industriekohl durchaus Alternativen zu den bestehenden Zellfusions-Standardsorten existieren. In den meisten Fällen sind die alternativen Sorten jedoch etwas anspruchsvoller im Anbau und unter schwierigen Anbaubedingungen zum Beispiel bei Hitze, Nässe oder Kälte weniger zuverlässig als die bisherigen Standardsorten.
Gleichzeitig ist das Sortiment an geeigneten Sorten für gewisse Segmente und Anbauzeiträume nach wie vor sehr klein. In einigen Fällen fehlen zellfusionsfreie Sorten gänzlich, so etwa bei ganz frühen oder für den Hochsommer geeigneten Brokkoli- und Blumenkohlsorten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Saatgutproduktion von zellfusionsfreien Hybriden sehr anspruchsvoll ist. Dadurch kann ihre Verfügbarkeit nicht immer gewährleistet werden. So war 2021 beispielsweise kaum Saatgut der Sommerblumenkohl-Sorte Mardi F1 erhältlich, was den zellfusionsfreien Blumenkohlanbau in diesem Segment praktisch unmöglich gemacht hat.
Neuentwicklungen sind dringend erforderlich
Um das Sortiment an zellfusionsfreien Sorten weiter auszubauen, ist die Biobranche auf neue Entwicklungen der Züchtungsfirmen angewiesen. Der Trend zeigt seit Beginn des Projektes allerdings eher in die entgegengesetzte Richtung: So sind in der Zwischenzeit etliche Sorten weggefallen, beispielsweise bei Blumenkohl oder Radicchio Treviso, während kaum Neuzüchtungen hinzugekommen sind. Innovationen, wie etwa Sorten mit Kohlhernieresistenz, mit hohem Kopf zur schnelleren Ernte und besseren Abtrocknung bei Brokkoli oder weissbleibenden Blumenkohlköpfen, hat es in den letzten Jahren nur in Form von Zellfusions-Sorten gegeben.
Blumenkohl – kaum Alternativen verfügbar
In den Jahren 2015 bis 2019 wurden insgesamt sieben Sortensichtungen zu zellfusionsfreien Blumenkohl-Sorten auf Praxisbetrieben durchgeführt. Dabei konnten die Forschenden beim Blumenkohl für beinahe alle Erntesegmente neue zellfusionsfreie und funktionierende Sorten identifizieren. Insbesondere in schwierigen Produktionszeiten, wie im Hochsommer und bei Wetterextremen liefert das aktuelle zellfusionsfreie Sortiment allerdings einen weniger sicheren Ertrag als die bewährten Zellfusions-Sorten. Beim Anbau muss mit einem erhöhten Ausfall gerechnet werden.
Die Kulturdauer der zellfusionsfreien Sorten ist je nach Wetter und Jahr unberechenbarer, was zu Unsicherheiten bei der Marktversorgung führt. Die zellfusionsfreien Sorten entwickeln sich häufig etwas langsamer und benötigen mehr Erntedurchgänge als die Standardsorten. Ganz frühe oder im Frühjahr schnellwachsende Sorten konnten in den Sichtungen nicht identifiziert werden. Die Sorte Bermeo F1 von Bejo wird 5-14 Tage schneller angepriesen als Sevilla F1 (Bejo), war im Versuch 2019 jedoch gleichzeitig erntereif. Zellfusionsfreie Sorten mit Kohlhernieresistenz sind ebenfalls nicht verfügbar.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei Blumenkohl nur wenige zellfusionsfreie Sorten zur Verfügung stehen. Diese sind meist etwas anspruchsvoller im Anbau und weniger zuverlässig als die Standardsorten. Einige der getesteten Sorten sind in der Zwischenzeit bereits nicht mehr erhältlich (Segovia F1, Tarifa F1, Gregor F1, Herslo F1). Seit 2016 sind keine zellfusionsfreien Neuzüchtungen mehr auf den Markt gekommen. Aus diesem Grund wurden seit 2020 auch keine Sortensichtungen für Blumenkohl mehr durchgeführt, obwohl nach wie vor ein Bedarf für zellfusionsfreien Alternativen besteht.
Versuchsberichte 2019 Agrico (784.9 KB) (FiBL)
Versuchsberichte 2017 Schwarz (59.8 KB) (FiBL)
Versuchsberichte 2017 KW 30 Rathgeb (750.8 KB) (FiBL)
Versuchsberichte 2017 KW 22 Rathgeb (852.4 KB) (FiBL)
Versuchsberichte 2016 Bucher, Hilfiker (1.1 MB) (FiBL)
Versuchsberichte 2016 Rathgeb (525.3 KB) (FiBL)
Versuchsberichte 2015 Rathgeb (915.9 KB) (FiBL)
Brokkoli-Sorten bei guter Witterung leistungsstark
Insgesamt wurden von 2015 bis 2021 zehn Sortensichtungen mit Brokkoli durchgeführt. Aufgrund von Totalausfällen durch Überschwemmungen und Schädlinge konnten nicht alle Sichtungen ausgewertet werden. Von den getesteten zellfusionsfreien Sorten haben sich für fast alle Anbauperioden die beiden Bejo-Sorten Batavia F1 und Covina F1 als beste Alternativen zu den Zellfusions-Sorten erwiesen. Für den Sommer- und Herbstanbau können auch die Sorten SV3277BL (Seminis), Montop F1 (Syngenta) und Lucky F1 (Bejo) interessant sein. Im Frühjahrsanbau eignen sich neben den bewährten zff-Sorten Lucky F1 und Malibu F1 ebenfalls die Sorten Batavia F1 und Covina F1 (alle von Bejo).
Bei gutem «Brokkoliwetter» sind die Unterschiede der zellfusionsfreien Testsorten zu den Standard-Sorten gering. Bei Hitze oder sonstigen Stressbedingungen sind die Sorten jedoch weniger zuverlässig als die Standardzellfusions-Sorten. Herausfordernd bleibt insbesondere der Brokkolianbau im Sommer. So wurden die im Sommersegment aufgeführten Sorten in dem regnerischen Sommer 2016 getestet. Bei Hitze sind die Unterschiede zu Sommersorten aus Zellfusions-Züchtung erfahrungsgemäss noch grösser. Auffällig ist bei Brokkoli ausserdem, dass beinahe alle zellfusionsfreien Sorten von einem Züchter stammen, was ein erhebliches «Klumpenrisiko» mit sich bringt. Neuzüchtungen wie Brokkolisorten mit Kohlhernieresistenz oder Sorten mit hohen Köpfen sind nur als Zellfusions-Sorten erhältlich.
Ab 2018 wurden auch offen abblühende (OP) Brokkolisorten für den Frühjahranbau getestet. In guten Jahren wie beispielsweise 2019 konnten einige der offen abblühenden Sorten (insbesondere Rasmus von Kultursaat, CN-Bro-09 von CN-Seeds) mit den Hybridsorten mithalten, wobei ihre Köpfe jeweils etwas unregelmässiger waren. Unter ungünstigen Bedingungen war die Kopfqualität der OP-Sorten für den Detailhandel jedoch grösstenteils ungenügend und die Ausfallrate in den Versuchen zum Teil sehr hoch.
Versuchsberichte 2020 Fondli (851.3 KB) (FiBL)
Versuchsberichte 2019 Agrico (676.1 KB) (FiBL)
Versuchsberichte 2018 Agrico (466.0 KB) (FiBL)
Versuchsberichte 2016 Hilfiker (59.2 KB) (FiBL)
Versuchsberichte 2016 Rathgeb (525.3 KB) (FiBL)
Versuchsberichte 2015 Bioleguma (153.6 KB) (FiBL)
Wirsing - zellfusionsfreie Winter-Sorten haben sich bewährt
In drei aufeinanderfolgenden Jahren wurden 2018 bis 2020 auf einem Praxisbetrieb verschiedene Wirsing-Sorten angebaut. Das Augenmerk lag dabei auf späten Sorten bzw. Sorten für den Überwinterungsanbau, welche das Hauptsegment im Wirsing-Absatz ausmachen. In diesem Segment gibt es bisher nur wenige zellfusionsfreie Alternativen.
Die beiden zellfusionsfreien Standardsorten Alaska F1 von Syngenta und Barbosa F1 von Bejo sowie die Testsorten Endurance F1 (Tozer) und Maurice F1 (Rijk Zwaan) haben sich in den Sichtungen für den Überwinterungsanbau bewährt. Allesamt wiesen gute Frosttoleranz und Krankheitsresistenz auf und bildeten kompakte, runde Köpfe mit schönen Umblättern. Die Standardsorte Alaska F1 zeichnete sich durch bereits bei kleinem Volumen sehr dichte Köpfe aus, was im Erntezeitpunkt und der unterschiedlichen Nutzung grosse Flexibilität ermöglicht. Die Sorte Barbosa F1 entwickelte einen sehr kompakten, harten und schweren Kopf, womit sie auch als Industrieware oder als geviertelter Suppenwirz in Frage kommt.
Die Sorte Endurance F1 fiel durch eine besonders lange Kulturzeit auf. Mit der späten Erntereife und Frosttoleranz ist die Sorte eine interessante Alternative für die Ernte im Spätwinter bzw. Frühling. Allerdings waren die Winter in den Versuchsjahren eher mild. Daher muss sich noch zeigen, wie frosttolerant die Sorte unter anderen Witterungsbedingungen wirklich ist. Ebenfalls eine interessante neue Sorte ist Maurice F1, welche in den Sortensichtungen stets sehr gesund und gut lagerfähig war. Die Sorte ist etwas früher reif als Alaska F1 oder Endurance F1. Alle hier erwähnten Sorten sind nur für eine kurze Lagerung zwischen einem und zwei Monaten geeignet.
Die beiden Herbstsorten Madlene F1 und Cantasa F1 waren erwartungsgemäss wenig frostresistent. Sie eignen sich aber gut für die Herbsternte. Auch die Sorte Wirosa F1 eignet sich eher für die Ernte im Spätherbst, nicht aber für die Überwinterung. Für den Anbau im Frühjahr und Sommer haben sich bereits mehrere zellfusionsfreie Sorten im Bioanbau bewährt, weshalb in diesem Segment keine Versuche durchgeführt wurden.
Insgesamt geht aus den Sortensichtungen hervor, dass es für den Überwinterungsanbau bei Wirsing einige valable Alternativen zu den gebräuchlichen Sorten aus der Zellfusions-Züchtung gibt. Allerdings war die Saatgutverfügbarkeit bei manchen Sorten wie beispielsweise Barbosa F1 in den letzten Jahren unsicher, weshalb die effektive Sortenauswahl je nach Jahr sehr begrenzt war.
Versuchsberichte 2020 Rathgeb (6.8 MB) (FiBL)
Versuchsberichte 2019 Rathgeb (631.9 KB)(FiBL)
Versuchsberichte 2018 Rathgeb (631.9 KB) (FiBL)
Weisskohl- alternative Industrie- und Lagersorten vielversprechend
Seit 2020 wurden einige Sortensichtungen mit Weisskohl durchgeführt. Dabei lag das Augenmerk einerseits auf schweren Sorten für die Industrie und andererseits auf Lagersorten für den Stückverkauf.
Bei der Industrieware wurden die drei neuen Sorten Expect F1, Almanac F1 und Report F1 (alle von Bejo) mit der zellfusionsfreien Standardsorte Rivera F1 (Bejo) sowie mit Zellfusions-Sorten verglichen. Die Testsorten haben sich allesamt bewährt, schnitten teilweise gar besser ab als die zellfusionsfreie Standardsorte Rivera F1. In diesem Segment sind für 2022 weitere Sortensichtungen geplant. Insgesamt geht aus den Sortensichtungen der ersten beiden Jahre hervor, dass es für Industrie-Weisskohl interessante Alternativen zu den gebräuchlichen Sorten aus der Zellfusions-Züchtung gibt.
Ebenfalls wurden 2020 und 2021 zwei Versuche zu kleinkalibrigen Weisskohl-Lagersorten durchgeführt. Hier wurden nebst den Standardsorten Kalorama F1 (Rijk Zwaan) und Rivera F1 (Bejo) auch die drei neuen bzw. unbekannten Sorten Expect F1, Reaction F1 (beide Bejo) und Flexima F1 (Rijk Zwaan) angebaut. Auf dem Feld gab es zwischen der neuen Sorte und dem langjährigen Standard Kalorama F1 kaum Unterschiede. Die Sorten waren allesamt gesund und die Aberntequote ähnlich hoch. Auch bei der Lagerung konnten die Testsorten mit den Standardsorten mithalten. Die Testsorte Reaction F1 wies den höchsten Ertrag im angestrebten Kaliber an, gefolgt von Expect F1 und der Standardsorte Kalorama F1. Der Ertrag der Sorten Rivera F1 und Flexima F1 fiel etwas tiefer aus. In den Versuchen 2020 und 2021 wurden also insgesamt drei vielversprechende neue Sorten entdeckt. Die Sorten werden 2022 in weiteren Versuchen getestet.
Versuchsberichte 2021 Terraviva (895.9 KB) (FiBL)
Versuchsberichte 2020 Rathgeb (3.9 MB) (FiBL)
Versuchsberichte 2020 Rathgeb 2 (1.2 MB) (FiBL)
Versuchsberichte 2020 Terraviva (1.2 MB) (FiBL)
Zuckerhut – Interessante Sorten von verschiedenen Züchtern
Erst seit 2019 ist die erste Zuckerhut-Sorte aus der Zellfusions-Züchtung auf dem Markt: Perseus von Bejo. Vermutlich werden in Zukunft weitere Sorten dazukommen. Vor diesem Hintergrund hat das FiBL in Zusammenarbeit mit Praxisbetrieben mehrere Sortensichtungen zu zellfusionsfreien Zuckerhut-Sorten durchgeführt.
In der Schweiz sind seit ein paar Jahren neben den Zuckerhut-Standardsorten von Bejo auch mehrere neue Sorten erhältlich, darunter Hybride aber auch samenfeste Sorten. In zwei Versuchen bei Terraviva wurden die Standardsorten Uranus F1 und Virtus F1 von Bejo, die beiden Enza Sorten Vespero F1 und Sumero F1 sowie die samenfesten Sorten Nettuno und Plutone von T&T verglichen.
Die Standardsorte Uranus F1 überzeugte in beiden Jahren mit hohem Ertrag, guter Feldgesundheit und hoher Lagerausbeute. Von den neuen Sorten fiel die Sorte Vespero F1 durch eine sehr gute Lagerfähigkeit auf und zeigte bei ausreichender Kulturzeit ähnliche Erträge wie Uranus F1. Die Sorte Sumero F1 war im Ertrag und Lagerausbeute ebenfalls stark. Die samenfesten Zuckerhut-Sorten von T&T konnten in Bezug auf Homogenität, Abreife und Lagerausbeute nicht mit den Hybridsorten mithalten. Die Sorte Virtus ist nicht zur Einlagerung geeignet.
Versuchsberichte 2020 Terraviva (4.9 MB) (FiBL)
Versuchsberichte 2019 Terraviva (674.9 KB) (FiBL)
Radicchio Treviso – kaum mehr Hybridsorten im Angebot
Auch beim Radicchio gibt mit der Treviso-Sorte Caravaggio (Bejo) erst seit 2019 eine Sorte aus der Zellfusions-Züchtung zu kaufen. In Erwartung der zukünftigen Entwicklung wurden im Projekt bereits Sortensichtungen für alternative Radicchio-Sorten durchgeführt.
Ab 2022 werden die Treviso-Standardsorten Aldebaran F1 und Granato F1 nicht mehr angeboten. Somit sind in diesem Segment nur noch die Hybridsorte Fiero F1 und samenfeste Sorten erhältlich, etwa die von der Firma T&T gezüchteten Sorten Pintone TT, 206 TT oder Precoce 306 TT. In zwei Sortenversuchen wurden 2020 bis 2021 die oben erwähnten T&T Sorten mit den bisherigen F1-Standardsorten verglichen.
Die samenfesten Sorten zeigten im Versuch erwartungsgemäss eine weniger gleichmässige Kopfqualität und Abreife als die Hybriden, womit mehr Erntedurchgänge notwendig waren und die Aberntequote insgesamt tiefer ausfiel als bei den Hybrid-Sorten. Allerdings waren die T&T Sorten allesamt sehr kompakt und somit schwerer als die Hybriden, womit der Gesamtertrag ähnlich ausfiel. Ausserdem fielen 206 TT sowie Pintone TT durch eine ausgeprägt gute Lagerfähigkeit auf. Als Alternative zur einzigen noch verfügbaren Hybridsorte Fiero F1 bieten sich somit insbesondere die T&T Sorten Pintone, auch Bottiglione genannt, sowie 206 TT an.
Versuchsberichte 2021 Müller (1.5 MB) (FiBL)
Versuchsberichte 2020 Müller (803.6 KB) (FiBL)
Samuel Hauenstein, FiBL
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 11.04.2022