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Anbau von Biolupinen

Lupinen gehören zu den Körnerleguminosen, die in der Lage sind, ohne Stickstoffdüngung eiweissreiche Samen zu bilden und zusätzlich noch eine gute Vorfrucht zum Beispiel für Getreide zu sein. Ihr Eiweissgehalt ist der zweithöchste unter den Körnerleguminosen nach Sojabohnen (Blaue Lupinen um 30 Prozent, Weisse Lupinen 35-40 Prozent). Lupinen haben grosse Blüten und bieten Hummeln und Bienen Anfang Juni Nahrung in einer Zeit, in der sonst auf den Feldern nicht viel blüht.

Weisse Lupinen und Alkaloide – ein neues Projekt sucht Anbauende

FiBL, GZPK und Mühle Rytz beginnen 2024 das von Bio Suisse geförderte Projekt «LupiSweet» für ein Alkaloid-Monitoring bei Weissen Lupinen.

Ziele des Projektes sind:
1.) ein besseres Verständnis der Anhäufung bitterer Samen im Vermehrungsprozess.
2.) Aussortieren der bitteren Körner bei Chargen mit zu hohem Alkaloidgehalt mittels kalibriertem Farbausleser, um die erwünschten Grenzwerte von 0,02 bzw. 0,05 Prozent zu unterschreiten.

Gesucht werden Landwirtinnen und Landwirte, die 2024 Weisse Lupinen anbauen wollen (Mindest-Feldgrösse ein Hektar) und vom Saatgut und von der Ernte Muster und Informationen zusenden können: Sorte, Standort, Bodenanalyse und Anbaumethode.

Anbaubedingungen
Die Mühle Rytz macht im Januar die Anbauverträge und kann als Mindestpreis den Futterpreis plus 10 Franken pro Dezitonne garantieren (erstgereinigte, getrocknete Ware). Je nach Qualität und den Absatzmöglichkeiten im Lebensmittelbereich kann auf die als Speiseware verkäufliche Menge ein Preiszuschlag von bis zu 50 Franken pro Dezitonne als Nachzahlung erwartet werden. Für die Teilnehmenden können kostenfreie Alkaloid-Analysen von Saatgut und Ernte angeboten werden.

Interessiert?
Bitte melden Sie sich bei
Baptiste Rubath, Mühle Rytz, Tel. 031 754 50 00, b.rubath(at)muehlerytz.ch oder bei
Christine Arncken, Tel. 062 865 72 37 christine.arncken(at)fibl.org

Mehr Hintergrundinformationen (Aktuelles)
FiBL Merkblatt «Alkaloidanalyse bei Lupinen» (FiBL Shop)
Die Knospe-Ackerbauprojekte (KABB) (Webseite von Bio Suisse)

Kühletolerant und vielseitig in der Verwendung

Lupinen werden manchmal auch «das Soja des Nordens» genannt, da sie weniger wärmebedürftig sind als Sojabohnen. Sie können schon im März ausgesät werden und vertragen auch Fröste bis minus fünf Grad Celsius. Lupinen enthalten von Natur aus bittere Alkaloide.

Die Züchtung im 20. Jahrhundert hat jedoch Sorten hervorgebracht, die sehr arm an oder fast frei von Alkaloiden sind. Sie werden «Süsslupinen» genannt und können sowohl in der Tierfütterung (Schrot) wie in der menschlichen Ernährung eingesetzt werden. Sie enthalten alle essentiellen Aminosäuren und erfreuen sich deshalb gerade bei Veganern zunehmender Beliebtheit als würziger Brotaufstrich, als Ei-Ersatz in Backwaren (Mehl), als «Bolognese»-Ersatz (Schrot), als Fleischersatz (Prozessiert, extrudiert), als fermentierte Würzsauce - und, geröstet und gemahlen, sogar als koffeinfreier Kaffee-Ersatz mit recht kaffeeähnlichem Aroma. Zurzeit entstehen v.a. in Deutschland und Österreich laufend neue Lupinen-Produkte.

Lupinenarten
Es werden mehrere verschiedene Arten angebaut, die sich deutlich unterscheiden und nicht miteinander kreuzbar sind. Die Gartenlupine, die mehrjährig und bitter ist, gehört nicht dazu!

Schmalblättrige (Blaue) Lupine, oft in Mischkultur
Zur Zeit wird am häufigsten die Schmalblättrige Lupine angebaut. Sie wird auch «Blaue Lupine» genannt, obwohl zurzeit die Mehrzahl der Sorten dieser Art weissblühend ist (es gibt aber auch blau blühende Sorten). Die Schmalblättrige Lupine gedeiht auch auf armen, sandigen, sauren Böden und kommt gut mit Sommertrockenheit zurecht. Allerdings hat sie durch ihre schmalen Blätter ein schwaches Vermögen, das Unkraut zu unterdrücken. Auf Parzellen mit Unkrautdruck kann insbesondere die Spätverunkrautung ein Problem werden, da die Blätter in der Reifezeit im Juli abgeworfen werden und dann viel Licht auf den Boden gelangt. In den letzten Jahren konnten in Versuchen von FiBL und GZPK (Getreidezüchtung Peter Kunz) in Reinkultur meist nur zwanzig Dezitonnen pro Hektare geerntet werden.

Der Anbau in Mischkultur mit Getreide und/oder Leindotter kann diese Probleme mildern, allerdings muss vorher geklärt sein, wer das Gemisch abnimmt (Biofuttermühlen sind für die Auftrennung eingerichtet, man sollte die Abnahme aber bereits vor der geplanten Aussaat abklären). Hafer unterdrückt das Unkraut am besten, macht allerdings auch den Lupinen Konkurrenz. Zehn bis maximal zwanzig Prozent der Reinsaatmenge reichen bei Hafer aus, sonst wird die Konkurrenz zu stark. Weizen und Triticale (zwanzig Prozent) lassen mehr Raum für die Lupinen, allerdings auch für das Unkraut.

In den Versuchen des FiBL 2015 bis 2017 brachte der Mischanbau mit Hafer im Durchschnitt dreissig Dezitonnen pro Hektare mit zehn Dezitonnen Lupinen. Im Gemisch mit Triticale lag der Ertrag im Durchschnitt bei 25 Dezitonnen pro Hektare mit zirka 17 Dezitonnen Lupinen. Gegenüber der Reinsaat brachte der Mischanbau mit Triticale einen höheren Deckungsbeitrag. Wichtig ist eine rechtzeitige Ernte zur Vermeidung von Hülsenplatzen, das zu hohen Ernteverlusten führen kann.

Der grösste Vorteil der Schmalblättrigen Lupine ist ihre Toleranz gegenüber der Anthraknose, der Brennfleckenkrankheit. Diese Pilzkrankheit macht zurzeit den Anbau der Weissen Lupine nahezu unmöglich.

Weisse Lupine
Die Weisse Lupine würde mit ihrer kräftigeren Gestalt, ihren breiten Blättern und kräftigen Pfahlwurzeln im Prinzip besser auf die meisten Schweizer Böden passen. Sie hat eine längere Vegetationszeit (2. Hälfte August bis Anfang September) und ein höheres Ertragspotential. Die Weisse Lupine ist aber sehr anfällig auf die Anthraknose, die über das Saatgut übertragen wird und sich bei feuchtwarmer Witterung im Feld weiterverbreiten kann. Diese Krankheit führt zu verdrehtem Wuchs mit abknickenden Stängeln und deformierten, schwarzen, unbrauchbaren Hülsen. Die Folge ist dann ein sehr hoher Ertragsverlust.

Neue Sorten
In den letzten Jahren sind neue Sorten gezüchtet worden, die eine bessere Resistenz oder zumindest Toleranz haben sollen. Die deutsche Sorte «Frieda» wurde von FiBL und GZPK 2019 bis 2023 an zwei Standorten in der Schweiz getestet. Der Ertrag dieser Sorte ist deutlich stabiler und höher als der der bisherigen Sorten, allerdings traten oft erhöhte Alkaloidgehalte bei ihr auf. Im Projekt «LupiSweet», das von Bio Suisse gefördert wird, werden mehrere Ansätze verfolgt, um diese Gehalte zu verstehen und zu reduzieren.
Bei der Weissen Lupine haben die Mischkulturversuche von FiBL und GZPK bisher keinen Zusatznutzen gebracht, sie wird daher im Moment in Reinkultur geprüft.

Bei der Weissen Lupine haben die Mischkulturversuche von FiBL und GZPK bisher keinen Zusatznutzen gebracht, sie werden daher im Moment in Reinkultur geprüft.

Christine Arncken, FiBL

Projekte

Lupinno Suisse - Lupinen für die Humanernährung?
Das Projekt Lupinno Suisse soll dazu beitragen, innovativen proteinreichen Lupinenprodukten aus nachhaltiger und  regionaler Land- und Ernährungswirtschaft zum Durchbruch zu verhelfen. Wichtige Projektinhalte sind die Entwicklung von Sorten, die anthraknose-tolerant sind und wenig Alkaloide (Bitterstoffe) enthalten, die Vernetzung von  Akteurinnen und Akteuren der Wertschöpfungskette und die Abschätzung des Marktpotentials. Wie eine im Rahmen des Projektes vom FiBL Schweiz durchgeführte Befragung in der Schweizer Bevölkerung zeigt, ist das Interesse an Lupinenprodukten gross. Deshalb braucht es jetzt dringend neue Lupinensorten mit weniger Bitterstoffen.

Neue Sorten der weissen Lupine
Das FiBL hat 2014 ein Projekt zur Züchtung von Weisser Lupine* auf Anthraknosetoleranz begonnen und testet auch stets verschiedene Sorten von Weisser Lupine, 2015-2018* mit verschiedenen Mischungspartnern, seit 2019 in Reinkultur. 2015-2017 wurden vom FiBL auch verschiedene Sorten und Mischungspartner von Blauen Lupinen in Kleinparzellen auf dem Praxisbetrieb von Daniel Böhler, Mellikon AG, getestet. Weitere Parzellenversuche von Blauen Lupinen laufen bei GZPK in Feldbach ZH. Praxisversuche mit Blauen Lupinen werden von verschiedenen Bauern in der Westschweiz durchgeführt und von Marina Wendling, FiBL Lausanne, betreut. 

Christine Arncken, FiBL

Merkblatt zeigt Vorgehen für eine Alkaloidanalyse bei Lupinen

Das Merkblatt gibt Informationen und Hilfestellungen zur Alkaloidanalyse und -reduktion in Lupinen. Es richtet sich an Produzentinnen und Produzenten, Sammelstellen, Verarbeitungsbetriebe und alle interessierten Personen aus der Praxis.

Die Lupine ist für den Schweizer Anbau eine interessante Ackerkultur. Sie bietet eine pflanzliche Proteinquelle, kann als Leguminose Stickstoff im Boden binden und hat durch ihre vielfaltigen Verwendungsmöglichkeiten Potential in der Vermarktung.

Lupinen enthalten Alkaloide
Allerdings enthalten Lupinen Alkaloide, pflanzliche Abwehrstoffe, die ab einer bestimmten Dosis für Mensch und Tier giftig sein können. Der Alkaloidgehalt sollte nach der Ernte bestimmt werden.

Der Alkaloidgehalt varriiert
Der Gesamtalkaloidgehalt von Lupinen ist abhängig von der Lupinenart, der Lupinensorte und Umweltfaktoren, wie zum Beispiel Bodenqualität und Klimabedingungen. In den letzten Jahren wurden bei Süsslupinen vermehrt erhöhte Alkaloidgehalte festgestellt. Dafür gibt es vermutlich mehrere Ursachen, unter anderem Klimaänderungen und Abwehrmechanismen gegen Krankheiten.

Warum eine Analyse notwendig ist
Zurzeit gibt es in der Schweiz keinen gesetzlichen Grenzwert für Alkaloide in Lupinen, jedoch stehen die beteiligten Unternehmen in der Verantwortung, nur sichere Lebensmittel in den Verkehr zu bringen. Genaue Informationen zum Alkaloidgehalt in den Ernteprodukten kann nur eine Alkaloidanalyse durch ein geeignetes Labor geben.

Weiterführende Informationen

Ergebnisse der Sortenversuche 2023 (Aktuelles)
Anbau von weissen Lupinen (organic e-prints)
Die Lupine bringts dank neuer Sorten - Magazin Bioaktuell 1|2020 (231.9 KB)
Merkblatt Biolupinen (im FiBL-Shop)
Ergebnisse Lupinen-Versuche 2015-2019 (PDF 14 MB, Organic Eprints)
Mischkulturen (Unterrubrik zu Körnerleguminosen)
Blaue Lupinen gediehen 2016 trotz schwieriger Witterung passabel (Meldung vom 23.12.2016)
Preis Biolupinen (Preise Biofuttergetreide, Rubrik Markt)
Grünes Licht für die Blaue Lupine (188.5 KB) (Schweizer Bauer, 16.01.2016)
Eine Alternative zu Soja (Artikel mit Film, Webseite Neue Zürcher Zeitung, 11.09.2015)
Lupinenanbau bekommt Aufwind (208.4 KB) (Magazin Bioaktuell 9|2012)
Entwicklung eines praxistauglichen Mischkulturanbausystems für Lupinen im Biologischen Landbau der Schweiz:
Zwischenbericht November / Dezember 2016 (480.2 KB)

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 29.01.2024

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