Partizipative Landwirtschaft
In den Städten wächst das Bedürfnis nach einer Umstellung des Ernährungssystems in Richtung Nachhaltigkeit. Das führt zu mehr Zusammenarbeit von Konsumentinnen und Konsumenten sowie Produzentinnen und Produzenten: zum Beispiel in Form von partizipativer Landwirtschaft und genossenschaftlich organisiertem Konsum.
Lokal und selbstbestimmt zu konsumieren, Verantwortung zu übernehmen, zu einer fairen und nachhaltigen Landwirtschaft beizutragen und Risiken mittragen zu können – das können gute Gründe sein, um ein Abo bei einem Biobetrieb abzuschliessen oder einer Kooperative beizutreten.
Abos und Vertragslandwirtschaft
Viele Biobetriebe bieten bereits Gemüseabonnemente an. Einige zählen mehr als tausend Kundinnen und Kunden. Abos sind ein einfacher Weg, Konsumierende am Betrieb teilhaben zu lassen und den Direkt-vom-Hof-Konsum zu erhöhen. Abos für andere Produkte wie etwa Obst, Mehl und Brot gibt es nur selten.
Basierend auf den Prinzipien der solidarischen Landwirtschaft, gehen viele Abo-Systeme über den simplen Handel hinaus. Sie verbinden das Abo beispielsweise mit einem Genossenschaftsbeitritt. Das heisst die Kundinnen und Kunden verpflichten sich für ein Jahr und bezahlen das Abo im Voraus. Sehr oft sind auch einige Stunden Mitarbeit auf dem Betrieb Teil der Zusammenarbeit.
Herausforderungen beim Gemüseabo
Eine der grössten Herausforderungen bei der Vermarktung via Gemüseabo ist sicherlich die Logistik respektive die Administration der Gemüsebestellungen. Wie lassen sich die Bestellungen mit möglichst geringem Aufwand erfassen, Erntemengen berechnen, Rüstlisten generieren und Rechnungen stellen? Abhilfe schaffen hierfür Software-Lösungen, welche diese Prozesse abwickeln und vereinfachen.
Die Mehrzahl der Vertragslandwirtschaft-Initiativen sind in einer Dachorganisation eingebunden, die beim Aufbau und der Organisation unterstützt.
Gemüse via Abonnement vermarkten - wie komme ich zu meiner Abo-Software? (Rubrik Markt)
Dachorganisation Regionale Vertragslandwirtschaft (RVL)
Dachorganisation Fédération Romande d’Agriculture Contractuelle de Proximité (FRACP)
Broschüre zur Vertragslandwirtschaft (Agridea)
Buch «Gemeinsam auf dem Acker» von Bettina Dyttrich (Rotpunktverlag)
Ein Handbuch für den Start von partizipativen Projekten
Welches ist die richtige Struktur für ein Projekt? Wie können Initiatorinnen und Initiatoren Mitmacherinnen und Mitglieder finden und motivieren? Welche Produkte sollen die Teilnehmenden wie oft erhalten? Um die zunehmenden Anfragen von Personen zu beantworten, die sich für den Aufbau einer regionalen Vertragslandwirtschaft interessieren, hat die FRACP (Zusammenschluss von 35 Initiativen in der Romandie) ein Handbuch lanciert, welches anhand von Beispielen und mit vielen weiterführenden Links alle zentralen Fragen adressiert, die es vor dem Projektstart zu durchdenken gilt.
zum Handbuch (Agridea)
Solidarische Landwirtschaft
Solidarische Landwirtschaft (Solawi) basiert auf der direkten Zusammenarbeit von Landwirtinnen und Landwirten sowie Kundinnen und Kunden. Beide Parteien vereinbaren Rahmenbedingungen für die Produktion von Lebensmitteln. Die Konsumentinnen und Konsumenten werden in die Produktion miteinbezogen. Solidarische Landwirtschaft ist mehr als eine Vermarktungsform.
Die Kooperationsstelle Solidarische Landwirtschaft bietet eine Vernetzungsplattform, Beratungen und einen Lehrgang an. Sie betreibt Öffentlichkeitsarbeit und entwickelt das Konzept der Solawi weiter. In der Westschweiz übernimmt die Fédération romande d’agriculture contractuelle de proximité FRACP diese Aufgaben.
Kooperationsstelle Solidarische Landwirtschaft (Solawi Deutschschweiz)
Dachorganisation Fédération romande d’agriculture contractuelle de proximité (FRACP)
Genossenschaftlich organisierte Läden
Genossenschaftlich organisierte Läden entstehen meist aus der Initiative von Konsumentinnen und Konsumenten. Die Freiwilligenarbeit im Umfang von einigen Stunden pro Monat geht mit tiefen Margen einher. Das ermöglicht den Konsumentinnen und Konsumenten Produkte zu bezahlbaren Preisen zu kaufen, welche die Produzentinnen und Produzenten dennoch gerecht entschädigen.
Viele Genossenschaften führen Unverpackt-Läden
Die ersten genossenschaftlich geführten Läden entstanden in Amerika in den Siebzigerjahren. Die Organisationsform wird insbesondere in der Westschweiz und im Zusammenhang mit dem «Unverpackt-Trend» häufiger. Die auch unter dem Begriff «Food Coops» bekannte Einkaufsform, reduziert den Zwischenhandel zwischen Produktion und Konsum auf ein Minimum.
Informationen zum Aufbau einer Genossenschaft
Der Leitfaden zum Thema von Bio Suisse und Agridea richtet sich an Personen, die in der Schweiz einen partizipativ geführten Laden aufbauen möchten. Er enthält Informationen und Ratschläge, wir Produzentinnen und Produzenten ihr Projekt starten können. Im Leitfaden gibt es eine Liste von genossenschaftlich organisierten Läden.
Leitfaden zum Aufbau eines partizipativen Ladens (7.0 MB) (Bio Suisse und Agridea)
Michèle Hürner, Bio Suisse
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 22.06.2022