Partizipative Forschung im Dienst des biologischen Rebbaus
Innovationen und technische Fortschritte im Rebbau gehen hauptsächlich von den Winzerinnen und Winzern aus, doch vielen Erfahrungen aus der Praxis wird zu wenig Bedeutung beigemessen. Das neue partizipative Netzwerk Biovipro soll Synergien zwischen Akteurinnen und Akteuren im Bereich Pflanzenschutz schaffen.
Die gesellschaftlichen, politischen und ökologischen Problematiken haben dazu beigetragen, dass sich der Bioanteil an der Schweizer Rebfläche von 2018 bis 2021 auf 2150 Hektaren verdoppelt hat. Parallel zu dieser raschen Zunahme der Umstellungen wenden immer mehr Winzerinnen und Winzer in bestimmten Fällen oder während der ganzen Saison biologische Pflanzenschutztechniken an. Je nachdem, welche Boden- und Klimabedingungen herrschen und welche Möglichkeiten zur Mechanisierung der Arbeit in den Rebbergen bestehen, müssen jedoch zahlreiche Herausforderungen bewältigt werden, um den biologischen Pflanzenschutz zu optimieren. Die durch den Echten Mehltau in den Jahren 2019 und 2020 und den Falschen Mehltau im Jahr 2021 verursachten Schäden haben dies deutlich vor Augen geführt.
Netzwerke für partizipative Versuche in den Rebbergen
Seit 2021 baut das FiBL in der Westschweiz Netzwerke zur Durchführung von partizipativen Versuchen unter Beteiligung der Winzerinnen und Winzer auf: im Kanton Genf in Zusammenarbeit mit Agrivulg und mit der Unterstützung des kantonalen Amtes für Landwirtschaft und Natur (OCAN) und im Kanton Waadt mit Unterstützung der Generaldirektion für Landwirtschaft, Weinbau und Veterinärwesen (DGAV) und in Zusammenarbeit mit der Bio Suisse Mitgliedorganisation Bio Vaud. Im Rahmen dieser Netzwerke wurde ein einfaches aber strenges Vorgehen eingeführt, das dazu dient, die von den Winzerinnen und Winzern durchgeführten Versuche aufzuwerten. So ist zum Beispiel das Anlegen einer unbehandelten Kontrolle unerlässlich, um eine auf einer begrenzten Fläche angewandte innovative Technik zu bewerten und sie mit den üblicherweise von der Winzerin bzw. dem Winzer genutzten Techniken zu vergleichen.
Im Jahr 2021 wurden auf etwa zwanzig Parzellen verschiedene Themenbereiche behandelt, um den Pflanzenschutz zu verstärken oder die Verwendung bestimmter Produkte einzuschränken: Beschränkung der Anzahl an Behandlungen zu Beginn und am Ende der Saison, Kupferersatz, Verringerung der verwendeten Kupfer- und Schwefelmengen, Einsatz von kurativen Pflanzenschutzmitteln gegen den Echten Mehltau, vorbeugende Massnahmen gegen Pilzkrankheiten und Optimierung der Anwendungstechniken.
Durch die vermehrte Durchführung von Versuchen in den Rebbergen und die Möglichkeit für die Weinbäuerinnen und -bauern, Innovationen zu schaffen und eigene Ideen einzubringen, werden technische Entwicklungen und Resultate in Form von Lösungen schneller erreicht als bei in Versuchsstationen durchgeführten Versuchen, die vor allem dazu dienen, die Prozesse zu verstehen. Aus den erfolgreichen Netzwerken in den Kantonen Genf und Waadt ist ein nationales Beratungsprojekt hervorgegangen, das vom Bundesamt für Landwirtschaft finanziert wird und darauf abzielt, diese Dynamik auf die gesamte Schweizer Rebfläche zu übertragen. Dieses breite Netzwerk ermöglicht es, den biologischen Pflanzenschutz unter Berücksichtigung der verschiedenen Boden- und Klimabedingungen des Landes zu optimieren sowie die Winzerinnen und Winzer bei der Umstellung auf biologischen Rebbau zu begleiten.
Projekt Biovipro: Innovative Praktiken für den biologischen Pflanzenschutz
Dieses Projekt, an dem das FiBL, Changins, Agroscope und Agridea sowie zahlreiche kantonale Weinbauämter beteiligt sind, umfasst 45 Parzellen mit partizipativen Versuchen, zu denen die Ergebnisse weiterer ergänzender Versuche zu verschiedenen Themen hinzukommen werden. Die interessantesten Strategien werden durch die Veröffentlichung neuer präziser Empfehlungen verbreitet, welche die verschiedenen regionalen Besonderheiten berücksichtigen.
Die Optimierung der Praktiken zielt in erster Linie darauf ab, einen wirksamen Pflanzenschutz gemäss den quantitativen und qualitativen Zielen des Winzers bzw. der Winzerin zu erreichen, selbst bei starkem Krankheitsdruck durch Falschen oder Echten Mehltau. Zu den Zielen gehören auch das Reduzieren des Einsatzes von Kupfer und Schwefel sowie die Verringerung der Anzahl jährlicher Massnahmen. Auch wenn resistente Rebsorten in der Schweiz immer mehr in den Vordergrund rücken, konzentriert sich dieses Projekt auf die Wirksamkeit des Pflanzenschutzes bei klassischen Rebsorten.
Warum Sie am Projekt teilnehmen sollten
Die Versuche sind einfach umzusetzen und das Risiko hält sich in Grenzen. Die Teilnahme am Projekt ermöglicht es Ihnen, Ihre Versuche und Praktiken aufzuwerten und, dank der Begleitung durch die Projektträger, andere Winzerinnen und Winzer von Ihren Erfahrungen profitieren zu lassen. Die wissenschaftliche Unterstützung durch das FiBL, Agroscope und Changins ermöglicht zudem die Durchführung zusätzlicher Tests, insbesondere im Labor. Das On-Farm-Netzwerk 2022 umfasst mehrere Gebiete mit regionalen Schwerpunktthemen, für die verschiedene Kontaktpersonen zuständig sind.
Flore Araldi und David Marchand, FiBL-Departement Westschweiz;
Dieser Beitrag erschien am 8. April 2022 in der Zeitschrift Agri.
Kontaktadressen
- Deutschschweiz: Hans-Jakob Schärer, FiBL, hans-jakob.schaerer(at)fibl.org
- Drei-Seen-Land: Charlène Contesse, Station Auvernier, charlene.contesse(at)ne.ch
- Genf: Ellinor Sekund, Agrivulg, sekund(at)agrigeneve.ch
- Tessin und Liechtenstein: Michele Bono, FiBL, michele.bono(at)fibl.org
- Waadt: David Marchand, FiBL, david.marchand(at)fibl.org
- Wallis: Bertrand Nomine, Staat Wallis, bertrand.nomine(at)admin.vs.ch
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 14.04.2022