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Agroforst – lohnt sich das?

Im langjährigen Mittel von Agroforstversuchsanlagen wurden im Agroforst-System 30 Prozent mehr Erträge als bei getrennten Wald- und Ackerflächen erzielt.  Allerdings ist das Agroforstsystem nur dann produktiver als die Monokultur, wenn die Systempartner Wasser, Licht und Nährstoffe räumlich und zeitlich unterschiedlich nutzen.

Schon vor 30 Jahren begannen Wissenschaftler der Universität Leeds damit, Ackerflächen und Bäume gezielt miteinander zu kombinieren und entwickelten damit das erste moderne Agroforstsystem. Traditionell kennt man die Kombination von Bäumen mit Acker natürlich schon seit Jahrhunderten, die sogenannten «Hockäcker» im Kanton Thurgau sind ein gutes Beispiel.

Gute Ergebnisse in Versuchsanlagen
In Agroforstversuchsanlagen warf eine Hektare «Baumgetreide» so viel ab wie normalerweise 1.3 Hektaren getrennte Parzellen (0.9 ha Weizen plus 0.4 ha Pappeln). Im Rahmen des europäischen Gemeinschaftsprojektes «Safe» kam es bei vergleichbaren Versuchen in Italien und Frankreich zu ähnlichen Ergebnissen.

Ressourcennutzung auf mehreren Ebenen
Der Wettkampf mit der Kultur zwingt den Baum auf natürlich Weise tiefer zu wurzeln. Die Wasser- und Nährstoffvorräte im Oberboden werden durch die Ackerkulturen bereits vor dem Blattaustrieb der Bäume verbraucht, wodurch die Bäume automatisch ihre Wurzeln in grössere Tiefen treiben. Die Baumwurzeln bilden so unterhalb des Ackerfruchtwurzelraumes eine Art «Auffangnetz für Ressourcen». Durch eine Landwirtschaft «auf mehreren Etagen» werden Wasser, Licht und Nährstoffe viel effizienter genutzt und die Photosyntheseleistungen erheblich gesteigert.

Die vielen Vorteile der Agroforstsysteme
Daneben bieten Agroforstsysteme noch weitere Vorteile:

  • Schutz der Flächen vor Winderosion und Nährstoffverlusten durch die intensive Unterwurzelung.
  • Beträchtliche Senke für Kohlendioxid.
  • Zusätzlicher Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere.
  • Risikoverteilung auf zwei oder mehr Kulturen.

Für die Schweiz dürfte die Kombination von Ackerbau und Wertholz oder Obstbäumen zur Fruchtproduktion interessant sein. Wertholz ist astfreies Stammholz von Edellaubbäumen wie Wildkirsche, Nussarten, Wildobstarten oder auch Esche und Erle.

Langfristige Betrachtung notwendig
Wirtschaftlichkeitsberechnungen des Safe-Projektes haben ergeben, dass sich auf Agroforstflächen im Vergleich zur Monokultur zwar in den ersten 15 Jahren Einkommensverluste von bis zu fünf Prozent ergeben. Dies vor allem durch die Pflanzung und Pflege der Bäume und den fehlenden Holzertrag. Auf lange Sicht jedoch wird dieses «Opfer» durch ein erhebliches Sparkapital an Holz mehr als wettgemacht.

Die Wirtschaflichkeitsanalyse aus dem Schweizer Baumgartenprojekt (siehe ganz unten) zeigt ein ähnliches Bild: Agroforstanlagen sind wirtschaftlich sinnvoll, wenn für die Bäume Direktzahlungen bezogen werden können und eine Vermarktung der Früchte sichergestellt ist. Ein zusätzliches Plus bietet der Holzverkauf am Ende der Lebensdauer der Bäume.

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Projekt «Baumgärten»

Das Projekt «Baumgärten», welches in den Jahren 2006 bis 2010 von der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART durchgeführt wurde, untersuchte auf innovativen Praxisbetrieben die langfristige wirtschaftliche Rentabilität von Agroforstanlagen durch zunehmende Wertsteigerung und positive Umweltwirkungen.

Positive Effekte sind zum Beispiel:

  • Erosionsschutz an gefährdeten Standorten
  • Geringerer Nitrateintrag in das Grundwasser
  • Höhere Kohlenstoffbindung durch langjährige Kulturen
  • Eine höhere Biodiversität auf den Agroforstflächen

Insgesamt nimmt das Interesse an Agroforstanlagen zu. Personen aus Praxis, Beratung und Forschung haben sich 2011 zur «Interessengemeinschaft Agroforst» zusammengeschlossen mit dem Ziel, dieses Anbausystem in der Praxis weiterzuentwickeln und auch auf politischer Ebene Lobbyarbeit für mehr Agroforst in der Schweiz zu betreiben. Mareike Jäger, Agridea

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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 23.06.2016

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