Arbeitseinsatz statt Herbizide auf Alpen
Die Alpwirtschaftsfläche in der Schweiz umfasst zirka 465‘000 Hektaren und wird von mehr als 7‘000 Betrieben genutzt. Neben der Einhaltung der «Bewirtschaftungsanforderungen für die Sömmerung und das Sömmerungsgebiet» in der Direktzahlungsverordnung (Abschnitt 3, Art. 26 bis 34) werden auch Biodiversität und Labelprogramme kontrolliert. Finden Kontrolleure Problempflanzen wie Blacken, Ackerkratzdiseln, Farn, Weisser Germer oder Alpenkreuzkraut, wird schon mal eine Herbizidbehandlung empfohlen. Oft wird aber weder zum richtigen Zeitpunkt, noch auf die richtigen Pflanze gespritzt. So wird oft statt dem giftigen Weissen Germer die Heilpflanze Gelber Enzian erwischt, denn die Jungpflanze ist fast nur durch ihre gegenständigen* Blätter vom Germer mit wechselständigen* Blättern zu unterschieden. Zudem sehen die Weiden in kurzer Zeit wieder schlecht aus, wird die Anwendung des Herbizids nicht wiederholt, die mechanische Bekämpfung weggelassen und die Nutzung nicht angepasst.
Auf Bioalpen sowie Alpen, die von einem Biolandwirt auf eigene Rechnung bewirtschaftet werden, dürfen keinerlei Herbizide angewendet werden (Bio Suisse Richtlinien, Teil II, Art. 1.1.8). Doch Problempflanzen wachsen auch dort. Für deren seriöse Bekämpfung braucht es während etwa fünf Jahren das Zwei- bis Dreifache an Arbeitskräften. Doch wer soll das bezahlen? Es gibt zwar genügend Freiwillige, die helfen möchten. Es fehlt aber an Leuten, die regionale Gruppen anleiten. Motivierte Personen sollen nun dafür ausgebildet werden. Wer Interesse hat, meldet sich beim FiBL-Berater Franz Josef Steiner (Kasten rechts). FJS
* Wenn man einen Trieb von oben anschaut, sieht man beim Gelben Enzian vier Blätter um den Stengel angeordnet (je zwei vis-à-vis oder «gegenständig»), beim Germer sieht man hingegen drei Blätter (die Blätter haben kein direktes Vis-à-vis, sind also «wechselständig»).
Weiterführende Informationen
Ziegen und Herdenschutz statt Herbizide und Wolfrisse (ebefanlls Rubrik Grünland)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 18.10.2018