Phosphordünger für den Biogemüsebau: recyceln statt abbauen
Phosphor ist im Gemüsebau nicht der wichtigste Nährstoff, aber er spielt eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel aller Lebewesen und muss deshalb in genügender Menge vorhanden sein. Von den vier wichtigsten Nährstoffen (Stickstoff, Phosphor, Kalium, Magnesium) ist seine Aufnahme durch die Pflanzen am problematischsten. Ab einem pH-Wert von 7 geht Phosphat eine starke Bindung mit Kalzium ein, in sauren Böden dagegen mit Eisen und Aluminium. Diese Salze sind praktisch wasserunlöslich und daher nur schwer pflanzenverfügbar.
Phosphor ist kaum mobil
Positiv kann dagegen beim Phosphor vermerkt werden, dass er in unseren Böden praktisch nicht ausgewaschen wird, da er sich im Boden kaum verlagert. Das bedingt aber, dass Phosphordünger eingearbeitet werden muss. Dadurch reduziert sich auch die Gefahr des Abtrags durch Erosion. Einzig organisch gebundener Phosphor (zum Beispiel in Kompost oder Gärgut) wird durch die Regenwürmer eingearbeitet – und das erst noch gratis. Da aber der Stickstoff schneller in die Luft geht als die Regenwürmer arbeiten, empfiehlt sich auch hier ein oberflächiges einarbeiten.
Phosphorquellen im Biolandbau
Im Biolandbau darf kein säureaufgeschlossener Phosphor (wie Triplesuper) verwendet werden. Als reine Phosphorquelle steht daher weicherdiges Rohphosphat zur Verfügung, das zum Beispiel in Tunesien oder Marokko abgebaut wird. Rohphosphat ist ab einem pH-Wert im Boden von 6.8 kurzfristig praktisch von den Pflanzen nicht mehr aufnehmbar, zudem ist die Verunreinigung mit Cadmium und Uran problematisch. Sinnvoller ist es daher, Phosphor mittels Kompost oder Gärgut zu düngen. Damit wird dem Boden zudem Kohlenstoff zugeführt, die Nährstoffaufnahme ist eher besser und die Kosten sind in der Regel tiefer (siehe Tabelle), vor allem wenn der Stickstoffnutzen mit einberechnet wird. Muss dennoch einmal Phosphor aus dem Sack gedüngt werden, stehen mit Fleischknochenmehl oder getrocknetem Hühnermist inländische Rohstoffe zur Verfügung. Der Einsatz von Rohphosphat ist daher nicht notwendig und in der Regel auch nicht sinnvoll, zumal die Belastung zum Beispiel mit Kadmium und Uran pro Einheit Phosphor bei Rohphosphat höher ist als bei Kompost, Gärgut und anderen Recyclingdüngern.
Mögliche Phosphordüngerquellen für den Biolandbau
Dünger | Phosphorgehalt (kg P2O5 pro Tonne) | Verfügbare Mengen | Humuswirkung2 (kg C pro kg P2O5) | Kosten3 (Fr. pro kg P2O5) | Kosten (Fr. pro kg P2O5 ohne N)4 |
---|---|---|---|---|---|
Grünkompost frisch | 3 | ++ | 22 | 3.10 | 1.50 |
Gärgut fest | 3 | +++ | 17 | 1.60 | -5.00 |
Hühnermistpellets | 30 | ++ | 2.5 | 17.60 | 8.60 |
Fleischknochenmehl1 | 120 | +++ | 0.6 | 8.90 | 3.90 |
Rohphosphat | 180 | ++ | 0 | 3.40 | 3.40 |
Legende:
1 Aus bankwürdigem Fleisch
2 Je höher der Wert, umso günstiger die Humuswirkung
3 Kosten mit Ausbringung
4 Mit Ausbringung, abzüglich Stickstoffnutzen
Was bringt die Zukunft?
Eigentlich haben wir genügend inländischen Phosphor. In den Kläranlagen fällt mehr Phosphor an, als die Landwirtschaft düngt. Bekanntlich ist der Einsatz von Klärschlamm aktuell nicht erlaubt, da das Risiko von organischen Schadstoffen (PCB, Hormone, Arzneimittel usw.) und Schwermetallen zu hoch ist. In vielen Forschungsprojekten wird aktuell die Möglichkeit des Phosphorrecyclings aus Klärschlamm untersucht. An einer Tagung am FiBL wurden verschiedene Methoden dazu vorgestellt. Erklärtes Ziel ist es, einen sicheren Dünger herzustellen und den wertvollen Phosphor nicht mehr buchstäblich mit der Klärschlammasche zu «verlochen». MK
Weiterführende Informationen
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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 03.02.2016