(22.07.2015) Für den Biobetrieb passende Stiere zu finden ist nicht immer ganz einfach, insbesondere in den Rassen Holstein und Jersey mit dem hohen Anteil an Stieren aus ausländischer Zucht und aus Embryotransfer.
Eine Biokuh muss in der Lage sein, viel Milch aus dem betriebseigenen Grundfutter zu produzieren. Sie soll langlebig sein und über eine gute Gesundheit verfügen. Das Zuchtziel für eine Milchviehherde auf dem Biobetrieb lässt sich wie folgt definieren: Die Milchleistung ist an die Qualität des betrieblichen Grundfutters mit einer maximalen Ergänzung von 10 Prozent Kraftfutter angepasst, Gesundheits- und Fruchtbarkeitsmerkmale liegen über dem Rassenschnitt.
Kleeblatt-Stiere
Es wird empfohlen, aus den Stierenkatalogen Kleeblatt-Stiere auszuwählen. Dieses Label wird an jene Stiere vergeben, welche über gute Zuchtwerte im Bereich der Fitness- und Gesundheit verfügen. Allerdings wird das Kleeblatt im Moment lediglich für braune Rassen (Brown Swiss, Braunvieh, Original Braunvieh), rotes Fleckvieh (Simmental, Swiss Fleckvieh und Red Holstein) sowie für Holstein Friesian vergeben. Bei den anderen Rassen müssen Züchterinnen und Züchter selbst passende Stiere aufgrund der funktionellen Merkmale suchen. Das heisst, dass diese Merkmale einen Zuchtwert über 100 aufweisen sollen, insbesondere bei den Merkmalen, welche in der eigenen Herde oder bei der zu besamenden Kuh ungenügend sind.
Bezüglich Exterieur ist eine Kuh mit breiter Brust und tiefer Flanke erwünscht, denn diese Eigenschaften braucht ein Tier mit hohem Raufutterverzehr. Auch Euteraufhängung und Klauen müssen überdurchschnittliche Werte aufweisen.
Wenn die Milchleistung der Herde schon hoch ist (Stallschnitt über 7500 kg im Talgebiet), muss sich der Züchter oder die Züchterin fragen, ob die Leistung weiter steigen kann und ob diese Leistung mit der eigenen Futtergrundlage erfüttert werden kann, ohne Probleme bei der Tiergesundheit und Fruchtbarkeit zu bekommen. Wenn dies nicht der Fall ist, sollten Stiere ausgewählt werden, die bei der Milchleistung einen Zuchtwert unter +400 kg aufweisen. Liegt der Zuchtwert Milch kg zwischen -400 kg und +400 kg, befindet sich das Tier ungefähr im Rassenschnitt.
Keine Stiere aus Kanada und den USA
Biobetriebe sollten vor allem Stiere aus der Schweiz auswählen, denn diese stammen aus Betrieben, die traditionell mehr weiden und weniger Kraftfutter einsetzen als Zuchtbetriebe im Ausland. Neuseeländische Genetik erfüllt diese Kriterien auch, im Gegensatz zu den Stieren aus Kanada und den USA, welche diese Anforderungen überhaupt nicht erfüllen. Im Idealfall setzen Biobetriebe Stiere aus anderen Biobetrieben ein, von diesen gibt es im KB-Angebot aber im Moment nur wenige. Swissgenetics bietet aus Biozuchtbetrieben Rico (OB), Kai (OB), Ophir (SF) und Star (SF) an, bei Triple Genetics ist Michael (SF) im Angebot.
Online Stierenkatalog
Stiere aus Embryotransfer dürfen bekanntermassen im Biolandbau nicht eingesetzt werden. Diese Regelung schränkt die Stierenauswahl stark ein. Insbesondere bei den Rassen Holstein, Montbéliarde und Jersey sind nur noch wenige ET-freie Stiere im Angebot. In den Online-Katalogen der Genetikanbieter ist die Auswahl etwas grösser als in den gedruckten Katalogen. Beispielsweise bietet Swissgenetics folgende Nicht-ET-Stiere an:
- 66 Holsteinstiere an (davon sind 41 aus der Schweiz, praktisch alle vererben aber hohe bis sehr hohe Milchleistungen)
- 23 Jerseystiere (keiner aus der Schweiz)
- 14 Montbéliardestiere (einer aus der Schweiz)
Eine grössere Auswahl an Montbéliarde-Stieren (auch ET freie) findet man über die Organisation Fédération des Sélectionneurs de Bétail Bovin (www.fsbb.ch), die mit dem französischen Genetikanbieter Jura bétail (www.jura-betail.fr) zusammenarbeitet. Auch die Firma Select Star (www.selectstar.ch ) bietet diese Samendosen an; man muss nur danach fragen.
Neuseeländische Jersey und Holstein-Stiere sind häufig interessant für Biobetriebe, denn sie stammen meist aus Betrieben mit sehr hohem Weideanteil. Das Angebot an ET-freien Stieren ist aber auch in diesem Bereich klein.
Anet Spengler, FiBL
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