Optionen zur Doppelkultur
Bei der Doppelkultur wird nach einer früh geernteten Kultur – häufig Wintergetreide – eine zweite Kultur angebaut und genutzt. Mehrere Pflanzenarten eignen sich für dafür. Der Artikel gibt einen Überblick über die Optionen und worauf geachtet werden sollte.
Am weitesten verbreitet ist sicherlich der Anbau von Soja nach der Ernte von Gerste. Diese Praxis ist in Regionen, in denen bewässert werden kann, wohlbekannt. Auch Mais und Sonnenblumen sind unter Umständen dafür geeignet.
Bedeutung der Sortenwahl
Bei allen drei genannten Pflanzenarten ist die Sortenwahl von entscheidender Bedeutung. Es gilt, möglichst frühreife Sorten zu wählen, damit die Kultur ihren Zyklus beenden kann. Bei Sojabohnen werden Sorten der Reifegruppe 0000 wie Tiguan bevorzugt. Diese ist etwa zehn Tage früher reif als die Sorte 00 Aurelina bzw. fünf Tage früher als die Sorte 000 Obelix.
Die zwischen der Aussaat und der Ernte der zweiten Kultur erreichte Temperatursumme gibt einen guten Anhaltspunkt dafür, welche Art für eine bestimmte Region geeignet ist. Sojabohnen der Reifegruppe 000 benötigen eine Temperatursumme von 1460 Gradtagen (Basis: 6 Grad Celsius), um zu reifen, während es bei einer 0000-Sorte 1270 Gradtage sind. Bei sehr frühem Mais braucht es 1560 Gradtage, um Körner mit 32 Prozent Feuchtigkeit ernten zu können, und 1400 Gradtage sind notwendig, damit Sonnenblumen die physiologische Reife erreichen.
Weitere geeignete Arten
Auch andere Kulturen kommen infrage: Buchweizen und Hirse haben schnellere Wachstumszyklen und eignen sich daher gut für diese Technik: Buchweizen benötigt eine Temperatursumme von 1060 Gradtagen und Hirse von 800 bis 1000 Gradtagen (Basis: 10 Grad Celsius).
Diese Pflanzenarten sind auch weniger anfällig für Wassermangel. Ausserdem hat Buchweizen dank einer guten Unkrautregulierung einen «Reinigungseffekt» auf die Parzelle. Bei diesen Kulturen muss jedoch vor dem Anbau sichergestellt werden, dass ein Absatzmarkt vorhanden ist.
Eine gute Planung
Die Wahl einer im Hinblick auf die Aussaat- und Erntezeit geeigneten Pflanzenart ist für den Erfolg der Doppelkultur entscheidend. Die zweite Kultur muss genügend Zeit haben, um zu reifen, und das Erntegut muss einen akzeptablen Feuchtigkeitsgehalt erreichen. Der Saattermin ist daher von zentraler Bedeutung, denn jeder gewonnene Tag wirkt sich positiv auf die Qualität der Ernte aus. Die Klimaregion bleibt jedoch ausschlaggebend.
Die Temperatursummen können mithilfe der Wetterdaten auf der Website agrometeo.ch berechnet werden (Wetterstation, Temperatur 2 m über dem Boden, Basistemperatur der jeweiligen Kultur [Soja: 6 Grad Celsius, Hirse: 10 Grad Celsius], Zeitintervall zwischen Aussaat und Ernte eines vergangenen Referenzjahres). Die errechnete Temperatursumme kann dann mit den Anforderungen der gegebenen Pflanzenarten verglichen werden.
Herausforderung Wassermangel
Es gilt also, so schnell wie möglich nach der Ernte der Vorfrucht und mit so wenig Überfahrten wie möglich zu säen, um den Verlust von Bodenfeuchtigkeit zu vermeiden. Die Verfügbarkeit von Wasser ist eine weitere grosse Herausforderung bei dieser Technik. Wassermangel führt unweigerlich zu einem verzögerten Auflaufen. Dadurch verschiebt sich die Ernte noch weiter nach hinten, was wiederum den Ertrag und die Qualität des Ernteguts beeinträchtigt. In diesem Zeitraum, in dem die Wasserreserven des Bodens erschöpft sind, kann die Möglichkeit der Bewässerung den Anbau mit dieser Technik sichern.
Falls keine Bewässerung möglich ist, sollten Verfahren bevorzugt werden, bei denen möglichst viel Feuchtigkeit im Boden erhalten bleibt. Die Direktsaat oder eine sehr flache Bodenbearbeitung sind daher eine gute Lösung, sofern die Unkräuter in der Vorfrucht gut unter Kontrolle gehalten wurden. Ein niederschlagsreiches Jahr kann eine Gelegenheit sein, eine zweite Kultur anzubauen.
Anbau als Staffelkultur
Eine weitere Option ist die Staffelkultur, auch Relay Intercropping genannt. Sie besteht darin, eine zweite Kultur zwischen den Reihen der Hauptkultur einzusäen. Die zweite Kultur wächst auch nach der Ernte der ersten weiter. Diese Technik ermöglicht eine schnellere Aussaat und damit die Verwendung späterer Sorten im Vergleich zur Aussaat nach der Ernte. Ausserdem sind die Feuchtigkeitsbedingungen günstiger.
Beim Anbau der Hauptkultur sollte man jedoch darauf achten, breitere Reihenabstände und nicht zu hochwachsende Sorten zu wählen, damit die zweite Kultur genügend Licht erhält. Zudem ist bei der Wahl der zweiten Kultur entscheidend, dass sie konkurrenzfähig ist. Soja eignet sich für diese Praxis, Mais hingegen weniger. Trotz der Vorteile wirkt sich das Relay Intercropping oftmals negativ auf die Erträge der beiden Kulturen aus.
Wirtschaftlichkeit
In der Theorie bietet die Doppelkultur viele Vorteile. Sie steigert die Produktivität der entsprechenden Parzellen und durch den zusätzlichen Ertrag auch das erzielte Einkommen. Zudem ermöglicht sie es, den mineralisierten Stickstoff nach der Ernte zu verwerten. Allerdings sind auch die Kosten höher. Neben den betrieblichen Aufwendungen müssen insbesondere die Kosten für das Saatgut, die Maschinen und die Trocknung berücksichtigt werden.
Die Wahl früherer Sorten führt auch zu einem geringeren Ertrag im Vergleich zu späteren Sorten, die im Frühjahr gesät werden. Selbst mit Bewässerung ist der Erfolg dieser Methode stark vom Wetter abhängig. Ist der Herbst regnerisch, reifen manche Kulturen nicht oder bleiben zu feucht, um geerntet zu werden. Nichtsdestotrotz stellt diese Technik eine Möglichkeit dar, die im Falle einer frühen Ernte in Betracht gezogen werden sollte. Falls es nicht möglich sein sollte, die zweite Kultur zu ernten, hat diese zumindest als schöne Bodenbedeckung für die nächste Kultur gedient.
Dieses Jahr werden verschiedene Versuche durchgeführt, um das Potenzial und die technische Machbarkeit von Doppelkulturen mit oder ohne Bewässerung zu bewerten. Zudem sollen Erfahrungen gesammelt werden, um diese neue Praxis zu verbreiten.
Marina Wendling, FiBL
Dieser Artikel ist im Journal Agrihebdo Nummer 23 vom 9. Juni 2023 erschienen.
Weiterführende Informationen
Ackerbau (Rubrik Pflanzenbau)
Mischkulturen (Rubrik Pflanzenbau)
FiBL Projekt: Relay Intercropping – Ein ressourcenschonendes Anbausystem für Soja in Mischkultur in der Praxis weiterentwickeln (Website vom FiBL)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 28.08.2023