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Ein Krankenabteil für Legehennen

In grossen Hühnerherden kommen immer auch kranke und verletzte Tiere vor. Separate Krankenabteile als geschützte Rückzugsorte lassen sich mit wenig Aufwand einrichten.

«Wir konnten schon viele Tiere retten», sagt Ursina Luchsinger. Sie und ihr Mann Simon Schiess haben in ihrem Legehennenstall ein kleines Abteil für kranke Hühner eingerichtet. Der Stall auf dem Geigenhof im thurgauischen Hüttlingen bietet Platz für 2000 Hühner. Er wurde im Jahre 2017 gemäss den Anforderungen von Bio Suisse gebaut, verfügt über einen Wintergarten, einen nicht überdachten befestigten Auslauf und einen Weideauslauf.

Krankenabteil ersetzt Provisorium
Wenn ein Huhn krank wurde, brachten es die Landwirte bis anhin notdürftig in einem provisorischen Gehege im Stall unter. Da es dort aber nicht genügend Platz für Legenester und Scharrraum gab, trennten sie die ersten anderthalb Meter unter der Voliere als Krankenabteil vom Stall ab. In diesem Krankenabteil haben die Hühner Zugang zur automatischen Futterkette und den Tränken. Das Abteil ist mit einem gepolsterten, abgedunkelten Legenest sowie mit einer Sandkiste zum Sand- baden ausgestattet. Eine Matte auf dem Gitterboden bietet fusskranken Hühnern einen bequemen Ruheplatz.

Kontrolle der Tiere ist gewährleistet
Zum Zeitpunkt des Besuches des Autors befinden sich zwei Tiere in der Krankenbucht, ein Hahn und eine Henne. Der Hahn blutete an den Zehen, da die Hühner ihn pickten. Ursina Luchsinger und Simon Schiess verbanden dem Hahn die Zehen mit einem Tape und brachten ihn in das Krankenabteil. Beim zweiten Tier, einer Henne, ist das Hinterteil verschmutzt. Sie leidet an einer Eileiterentzündung, sieht aber sonst ganz munter aus und würde am liebsten, wie sich beim Öffnen der Türe zeigt, schnell zu den anderen zurückkehren.

«Hier kann sich das Huhn erholen und wir haben die Kontrolle», sagt Ursina Luchsinger. Sie muss es nicht jeden Tag im Stall suchen, um zu sehen, wie es ihm geht, sondern weiss, wo es ist. Manchmal verstaucht sich ein Huhn ein Bein oder verrenkt sich einen Flügel, selbst dann, wenn bei der Stalleinrichtung alles in bester Ordnung ist.

«Manche Hühner werden auch einfach von den anderen geplagt», bestätigt UFA-Geflügelspezialist Martin Fäh, der die Landwirte berät. Es komme vor, dass sich ein Huhn in der Herde nicht behaupten könne und von anderen geplagt werde. Solche Tiere seien sogar gerne in dem separaten Abteil. Sie erholten sich dort schnell wieder, sagt Martin Fäh.

Es lohnt sich
Ist eine Henne oder ein Hahn krank, gilt es abzuwägen, ob man es in die Krankenbucht gibt oder töten muss. Wenn das Huhn Schmerzen erleidet oder es sich nicht mehr erholen kann, ist das Töten eine Erlösung. Das Wissen und die Erfahrung helfen dem Tierhalter, das Richtige zu tun. Ein Huhn, das nicht mehr frisst und abmagert, sei meist nicht mehr zu retten, erklärt Simon Schiess. Hühner verfügen wie Vögel allgemein über nur wenige Körperreserven. Dagegen sind verletzte Hühner oft sehr robust, hält Martin Fäh fest. Selbst Hühner, die durch einen Unfall einen ganzen Flügel oder den Kamm verloren hatten, haben die Verletzung überstanden.

Bei Hühnern, die ein Greifvogel bei einem Angriff verletzt hat, ist es oft das Beste, sie zu töten. Es kommt immer darauf an, wie stark ein Tier verletzt ist. «Es lohnt sich aber allemal, ein Abteil für kranke Hühner einzurichten», sagt Martin Fäh. Allein schon dann, wenn sich damit fünf Hühner pro Jahr retten lassen. Auf dem Geigenhof sind es rund 15 Hühner pro Jahr, die das Krankenabteil rettet, schätzt Ursina Luchsinger.

Am richtigen Ort platzieren
Man sollte das Krankenabteil dort einrichten, wo der Hühnerhalter am leichtesten oder häufigsten hinkommt. Denn das gibt ihm mehr Zeit, die kranken Tiere zu beobachten. Der Geflügelspezialist Martin Fäh empfiehlt, das Krankenabteil nicht gerade dort anzubringen, wohin Besucherinnen und Besucher den ersten Blick werfen, damit diese keinen falschen Eindruck von der Hühnerhaltung bekommen.

Wichtig ist, dass kranke Hühner nicht aus dem Stall genommen werden, denn sonst nehmen sie einen fremden Geruch an und es wird schwierig, sie wieder in die Herde zu integrieren, ohne dass sie von anderen geplagt werden. Wie das Beispiel auf dem Geigenhof zeigt, ist es einfach, ein Krankenabteil einzurichten. Es braucht weder viel Material noch viel Platz. «Mit einem Krankenabteil ist allen gedient», sind die beiden Hühnerhalter überzeugt. Dem kranken Tier wird geholfen und dem Tierhalter entstehen weniger Ausfälle an Tieren und Eiern. Es ist schlussendlich wirtschaftlicher, als jedes kranke Tier zu töten.

Michael Götz, freier Journalist

Dieser Artikel ist im Bioaktuell 8|2018 erschienen (PDF siehe weiterführende Informationen).

Weiterführende Informationen

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 30.07.2019

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