Extensivrinder – eine unterschätzte Chance für die Artenvielfalt
Wo extensive Hochlandrindern weiden, wachsen besonders viele Pflanzenarten. Verantwortlich dafür sind die Leichtigkeit, Genügsamkeit und Gemütlichkeit der Extensivrinder.
Die moderne Tierzucht hat die Produktivität vieler Rinderrassen stark gesteigert. Wissenschaftler von Agroscope haben nun extensive Hochlandrinder mit intensiveren Rassen verglichen. Das Ergebnis: Die Zucht hat auch das Fress- und Bewegungsverhalten der Tiere verändert. Daraus ergeben sich weitreichende Konsequenzen für die Weidevegetation.
Extensivrassen: leicht, gemütlich, genügsam
Extensivrinder sind leichter als produktionsorientierte Rassen. Weil sie zudem relativ grosse Klauen besitzen, verteilt sich der Druck auf eine grosse Fläche und die Grasnarbe wird geschont. Ausserdem legen sie auf der Weide weniger Strecke zurück, was die Trittbelastung zusätzlich reduziert. Auf den Weiden schwerer, produktiver Rinder wachsen hingegen deutlich mehr Trittzeigerpflanzen. Diese verdrängen empfindlichere Arten und senken die Artenvielfalt.
Je produktiver eine Rasse ist, desto selektiver wählt sie ihre Futterpflanzen aus. Die produktiven Rinder verzehren vor allem nährstoffreiche, leicht verdauliche Futterpflanzen, wohingegen die Extensivrinder auch Borstgras, Disteln und andere unattraktive Pflanzen fressen. Dadurch verringern sie die Dominanz von Problempflanzen. Das fördert sowohl die Artenvielfalt als auch die Futterqualität der Weide. Ausserdem nutzen die extensiven Hochlandrinder die Weidefläche besonders gleichmässig. Häufiger als die produktiveren Rassen halten sie sich an steilen Flächen mit geringer Futterqualität auf. Es entstehen weniger Lägerstellen und die Weidefläche wird gleichmässiger genutzt.
Studie in Kurzform auf YouTube
Der Hof von Albert und Barbara Brawand war einer der ersten in der Schweiz, der auf Hochlandrinder setzte. Gemeinsam mit Caren Pauler, Wissenschaftlerin bei Agroscope, zeigt Barbara Brawand in einem neuen Video, wie sich die Studien-Ergebnisse in der landwirtschaftlichen Praxis umsetzen lasse.
Zum Film (YouTube)
Caren Pauler und Manuel Schneider, Agroscope
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 22.12.2022