Kompost zeigt pflanzenstärkende Wirkung bei Koriander
Im Kräuteranbau können bodenbürtige Schaderreger (Pilze und Bakterien) aufgrund der zum Teil intensiven Bewirtschaftung eine Herausforderung darstellen, insbesondere wenn in der Fruchtfolge mehrere Kulturarten derselben Pflanzenfamilie vertreten sind. Eine mögliche vorbeugende Massnahme ist der Komposteinsatz, der dem Boden antagonistische Mikroorganismen zuführt, welche Schaderreger wie zum Beispiel Pythium und Rhizoctonia unterdrücken können.
Koriander: Eine anspruchsvolle Kultur
Um die Wirkung von Kompost zu verdeutlichen, hat das FiBL in Zusammenarbeit mit dem Strickhof im Jahr 2024 auf einem Kräuterbetrieb einen Demonstrationsversuch zum Komposteinsatz durchgeführt.
Als Versuchskultur wurde Blattkoriander gewählt, da dieser zu den wichtigsten Kulturen des Partnerbetriebs zählt. Koriander ist ausserdem ein Doldenblütler (Apiaceae), der in der betriebseigenen Fruchtfolge stark vertreten ist. Entsprechend gefährdet ist die Kultur von bodenbürtigen Schaderregern.
Bei Koriander besteht vor allem bei einer Tageslänge über 12 Stunden (Langtag) und bei hohen Temperaturen ein erhöhtes Schossrisiko, weswegen die Kultur oft nur einmal geschnitten werden kann. Um den Markt dennoch kontinuierlich beliefern zu können, baut der Partnerbetrieb jährlich mehrere Koriandersätze auf derselben Fläche an, was die Krankheitsanfälligkeit ebenfalls erhöht. Auf der Versuchsflächen für die Saison 2024 waren zwei aufeinanderfolgende Koriandersätze geplant.
Vergleich mit und ohne Kompost
In der Kalenderwoche 16 wurden einmalig 30 Kubikmeterreifer Grüngutkompost der Firma Leureko AG pro Hektar ausgebracht. Auf der Hälfte der Versuchsfläche (rund 0,35 Hektare) wurde Kompost gestreut, während der restliche Teil unbehandelt blieb und bei der Auswertung als Kontrolle diente. Die Aussaat des ersten Koriandersatzes erfolgte in der Kalenderwoche 19, der zweite in der Kalenderwoche 35.
Bei beiden Koriandersätzen wurde der Feldaufgang ausgezählt (Termine: 23. Mai 2024 beziehungsweise 27. August 2024). Eine Ertragserhebung wurde nicht durchgeführt, da sich beide Sätze aufgrund der hohen Niederschlagsmengen sehr schlecht entwickelten und vorzeitig umgebrochen wurden.
Pflanzenentwicklung und -gesundheit im Fokus
Beim ersten Satz konnten keine eindeutigen Unterschiede zwischen der Kompostvariante und der Kontrolle, aber auch keine Ausfälle durch bodenbürtige Schaderreger festgestellt werden. Deutlichere Ergebnisse zeigten sich beim zweiten Satz: Hier war der Feldaufgang der Kompostvariante mit durchschnittlich 166 Pflanzen pro Quadratmeter mehr als doppelt so hoch wie in der Kontrolle (75 Pflanzen pro Quadratmeter). Grund für die Unterschiede war das Auftreten von Umfallkrankheit, was zu deutlich erkennbaren Lücken im Bestand führte. Die betroffenen Pflanzen zeigten Einschnürungen am Wurzelhals (siehe Bilder), was das Absterben der gesamten Pflanze zur Folge hatte. Aber auch die nicht sichtbar betroffenen Pflanzen zeigten sich in ihrer Pflanzenentwicklung gehemmt. Die Symptome waren jedoch in der Kompostvariante reduziert.
Durch eine mykologische Untersuchung konnte beim zweiten Koriandersatz der bodenbürtige Schadpilz Mycocentrospora acerina als Ursache für die Umfallkrankheit nachgewiesen werden. Dieser Pilz kann als Blattfleckenerreger oder Sämlingskrankheit bei Zierpflanzen und verschiedenen Doldenblütlerarten auftreten. Neben dem hohen Anteil von Doldenblütlern in der Fruchtfolge kann auch die feuchte Witterung in der Saison 2024 als Grund für den starken Befall mit Mycocentrospora vermutet werden.
Kompost reduziert Befall mit Mycocentrospora
Aufgrund der Resultate kann eine krankheitsunterdrückende Wirkung des ausgebrachten Komposts gegen Mycocentrospora acerina angenommen werden. Diese Wirkung war jedoch nicht vollständig, da es auch in der Kompostvariante zu Ausfällen kam, jedoch deutlich weniger stark als bei der Kontrolle. Grundsätzlich ist – bei Einhaltung der rechtlichen Vorgaben – auch eine höhere Kompostgabe möglich, um den Effekt zu erhöhen.
Der Demonstrationsversuch zeigt die Relevanz des Komposteinsatzes zur Erhaltung der Bodengesundheit insbesondere im intensiven Gemüse- und Kräuteranbau – unabhängig davon, ob es sich um einen biologisch oder integriert wirtschaftenden Betrieb handelt.
Tino Hedrich, FiBL
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 17.02.2025