Schorfstrategie mit RIMpro
Der biologische Anbau schorfanfälliger Obstsorten ist sehr anspruchsvoll. Nebst wirksamen Pflanzenschutzpräparaten und einer optimierten Applikationstechnik spielt der Zeitpunkt der Behandlungen eine entscheidende Rolle für den Regulierungserfolg.
Bereits seit vielen Jahren nutzt das FiBL das wetterdatengestützte Prognosemodell RIMpro als zuverlässiges Werkzeug für die Optimierung des Pflanzenschutzes im Kernobstanbau. Die verschiedenen Referenzstandorte sind schweizweit in Obstanlagen verteilt und die in RIMpro eingelesenen Wetterdaten werden täglich mehrfach aktualisiert, so dass den Produzentinnen und Produzenten stets aktuelle Informationen zu Infektionsbedingungen zur Verfügung stehen. Um die Aussagekraft der Modellrechnungen zu verbessern und zu validieren, fliessen in die Beratungsbulletins je nach Verfügbarkeit zusätzlich auch Informationen von Agroscope, FiBL und kantonalen Beratungsstellen aus Messungen des Ascosporenausstosses mit ein.
Das Kernstück von RIMpro ist die Modellierung des Ascosporen-Ausstosses und die Angabe des Infektionsrisikos (‚RIM-Wert’, rote Kurve in der Grafik). Mit Hilfe dieser Angaben können im Frühjahr die Infektionsperioden erkannt und quantifiziert werden, die für den Bekämpfungserfolg entscheidend sind. Die effiziente Bekämpfung der Ascosporeninfektionen legt die Basis für den Erfolg (oder Misserfolg) der Schorfregulierung in der Sekundärsaison (Sommerkonidien).
Empfehlungen des FiBL
Die klassische Pflanzenschutzstrategie in der Primärsaison basiert vor allem auf präventiven Behandlungen mit Kupfer (Vorblüte) und einer Mischung aus Tonerde + Schwefel (ab Blüte bis Ende der Ascosporensaison). Bei sehr hohem Infektionsrisiko und starker Abwaschung sollten auch Behandlungen ins nasse Laub mit entsprechenden Mitteln (Kabliumbikarbonate + Schwefel oder Schwefelkalk) durchgeführt werden. Diese Behandlungen werden gezielt in Risikoperioden eingesetzt (lange Nassperioden mit stark ansteigender Infektionsgefahr oder Abwaschung des Spriztbelags). Bis und mit Blüte empfiehlt sich für die RIM-Stop Behandlungen der Einsatz von Schwefelkalk. Hiermit erhält man neben der sehr guten Wirkung gegen Schorf auch eine Teilwirkung gegen Pseudomonas und Feuerbrand sowie eine gewisse blütenausdünnende Wirkung. Im Anschluss an die Blüte empfiehlt für die intervenierenden RIM-Stop Behandlungen der nützlingsschonendere Einsatz einer Mischung aus Kaliumbikorbonat und Netzschwefel.
Sofern eine Anlage völlig frei von primärem Schorfbefall ist, können die Behandlungsintervalle je nach Sorte ausgedehnt bzw. der Fokus auf Marssonina, Regenflecken und Lagerkrankheiten verlagert werden.
Um Resistenzdurchbrüche bei Vf-Sorten zu verhindern, sollte auch bei schorfresistenten Sorten während der Ascosporenflugperiode ein minimaler Pflanzenschutz durchgeführt werden. Sinnvollerweise werden auch hier Perioden mit einem hohen RIM-Wert resp. hohem Infektionsrisiko abdeckt.
Beispiel:
In der Saison 2019 wurden in einer Versuchsanlage mit einer stark anfälligen Sorte während der Primärsaison 11 Pflanzenschutzbehandlungen durchgeführt. Die Intensität der anschliessenden Sommerbehandlungen (sekundäre Schorfsaison) ist abhängig vom Befallsgrad mit Schorf und hat in der Regel Marssonina (je nach Vorbelastung und Anfälligkeit), Regenflecken und Lagerkrankheiten als Hauptfokus.
Beispiel für eine Pflanzenschutzstrategie
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 19.05.2020
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