Ackerbaubetrieb mit flexibler Rindviehhaltung kombinieren
Bei der Umstellung von Ackerbaubetrieben auf Biolandbau fallen in einer ausgewogenen Fruchtfolge erhebliche Mengen an Kleegras an. Oftmals haben auch Ackerbaubetriebe nichtackerfähige Parzellen (zum Beispiel Naturwiesen in Hanglagen oder ökologische Ausgleichsflächen). Der Aufbau einer Milchviehhaltung kommt dabei kaum in Frage, weil diese sehr zeitaufwendig ist und die Investitionen sehr hoch sind. Mit einer flexiblen Rindviehhaltung kann dieses Futter einfach und sinnvoll genutzt werden und die anfallenden Nährstoffe können optimal und gezielt über Mist und Gülle auf die entsprechenden Kulturen verteilt werden.
Wichtig: flexible Bauten
Bei allen aufgeführten Varianten sollte flexibel gebaut werden. Mit einfachen Mitteln müssen die Gruppen unterteilt werden können. Zum Beispiel können bei Boxenbügel an Schienen und bei geschraubten Fressfanggitter die Abstände problemlos verkleinert oder vergrössert werden und somit an verschiedene Tiergrössen angepasst werden. RAUS ist für Biobetriebe Pflicht, aber die Ställe sollten auch für BTS eingerichtet werden.
Nachfolgend wird aufgezeigt, wie einfache Rindviehhaltungssysteme in die Fruchtfolge integriert werden können. Natürlich steht es auch Grünlandbetrieben in allen Zonen offen, auf diese Rindviehhaltung umzustelle
1. Bio Weide-Beef
Es gibt verschiedene Arten BWB zu produzieren, für alle gilt:
- Ziel: Eein qualitativ herausragendes Bio Weide Rindfleisch auf der Basis von Raufutter.
- Schlachtgewicht: Zirka 280 kg.
- Alter bei der Schlachtung: Zirka 22 Monate.
- Preis: Fr. 2.00 pro kg Schlachtgewicht über dem QM CH-Fleisch für Ochsen, das heisst, bei zehn bis elf Franken.
- Kastration: Die Stierkäber werden kastriert.
- Stall: BTS (und somit Laufstall) ist Bedingung.
- Weide, Auslauf: Täglicher Weidegang von acht Stunden und im Winter freier Auslauf (RAUS+).
- Gruppen: Grössere Betriebe werden die Rinder und Ochsen in separaten Gruppen zusammenfassen um sie gezielt füttern zu können.
- Fütterung: Weidegras im Sommer und beste Grassilage und Heu im Winter. Nötigenfalls erhalten die Ochsen am Ende der Mast noch 100 kg Kraftfutter zugefüttert. Aber man sollte versuchen, auf Kraftfutter zu verzichten. Das ist möglich mit der richtigen Genetik, guter Weidetechnik und guter Raufutterkonservierung.
- Alpung: Ochsen, Rinder und Mutterkühe können sehr gut gealpt werden. Bei der Rückkehr von der Alp findet auf den guten Talweiden ein kompensatorisches Wachstum statt, das heisst, die Tiere holen die eher tiefen Gewichtszunahmen auf der Alp im Tal wieder auf.
- Verkauf als trächtige Rinder: Wenn Mutterkühe gesucht sind, können schöne weibliche Tiere mit 15 Monaten belegt und als trächtige Mutterkuhrinder verkauft werden. Wichtig ist, dass die Rinder einen Mastremontenausweis haben, damit sie von Mutterkuh Schweiz als Mütter für Natura Beef zugelassen werden.
Die zwei Arten BWB zu produzieren:
a) Bio Weide-Beef mit abgetränkten Mastremonten von Milchbetrieben
Die klassische Variante ist die Ausmast von zugekauften abgetränkten, zirka 5 Monate alten F1 Kreuzungen (am besten eignet sich Limousin) von Milchbetrieben.
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Vorteile dieser Variante:
Es stehen keine Kühe auf dem Betrieb. Es ist die einfachste Rinderhaltung und kann sehr gut mit der Aufzucht von Rindern für die Milchviehhaltung kombiniert werden. Damit wird das Risiko etwas verteilt. Wenn die Aufzuchtrinder vierteljährlich abgerechnet werden, bleibt der Betrieb zudem eher liquide. -
Nachteil dieser Variante:
Dei Remonten sind meist eher teuer. Deshalb sollte versucht werden, sie direkt bei den Milchbauern einzukaufen.
b) Bio Weide-Beef mit eigenen Absetzern von der Mutterkuhhaltung
Bei dieser Variante hält der Betrieb selber Mutterkühe und mästet die zehn Monate alten Absetzer in einer separaten Gruppe bis 280 kg Schlachtgewicht weiter.
Als Mutterkühe haben sich folgende Rassen oder Kreuzungen am besten bewährt:
- F1 Kreuzung aus Milchrasse (BS,RH,HF) x Angus oder
- kombinierte Rassen wie reine Simmentaler, Original Braunvieh und Grauvieh.
Diese Mutterkühe geben reichlich Milch für das Kalb. Sie werden mit einem reinen Limousinstier gedeckt, so wird der Heterosiseffekt voll ausgenützt.
- Vorteile dieser Variante:
Die gute Qualität der Absetzer und die Weitermast auf dem eigenen Betrieb (kein Betriebswechselstress). Zudem kann der Betriebsleiter die Genetik des Endprodukts selber bestimmen. - Nachteil dieser Variante:
Der Betrieb hat Kalberkühe, die mehr Aufmerksamkeit brauchen als Rinder und Ochsen.
Versuche mit «Selbstabsetzen»
In Versuchen wird derzeit abgeklärt, ob und wie die Rinder und Ochsen in der Mutterkuhherde belassen werden könnten. Die Mutterkühe setzen dann vor dem Kalben ihre Kälber vom Vorjahr selber ab - wie in der Natur. Das vereinfacht die Haltung im Stall und auf der Weide, weil nur eine einzige Gruppe besteht und hätte somit für kleine Bestände grosse Vorteile. Diese Rinder und Ochsen erreichen ihr Schlachtgewicht von 280 kg schon mit 15 bis 18 Monaten, weil die Mutter als «Kraftfutter- bzw. Milchautomat» mitläuft.
2. Bio Natura-Beef mit Mutterkühen
Nach demselben Prinzip wie oben erwähnt kann mit Mutterkühen auch Natura-Beef erzeugt werden. Mutterkuh Schweiz sucht weitere Betriebe für Natura-Beef.
- Alter bei der Schlachtung: 10 Monate.
- Lebendgewicht bei der Schlachtung: Zirka 400 kg.
- Schlachtgewicht: Zirka 220 kg.
- Preis: War in den letzten Jahren sehr gut und lag bei zehn bis elf Franken pro kg Schlachtgewicht.
- Preiszuschlag für Biotiere: 60 Franken pro Tier.
- Fütterung: Wenn die Mütter genügend Milch geben, sollte kein Kraftfutter nötig sein für die Kälber.
Wenn eher extensive und vor allem Bergbetriebe ihre Tiere mit 10 Monaten nicht schlachtreif kriegen, können diese auf BWB Betriebe für die Ausmast verkauft werden. Die Preise liegen dann bei Fr. 6.50 bis Fr. 7.50 pro kg Lebendgewicht.
3. Aufzuchtrinder für Milchbetriebe
Eine weitere Möglichkeit besteht in der Aufzucht von Rindern für Milchbetriebe. Dabei werden die abgetränkten, vier bis sechs Monate alten Kälber auf den Betrieb genommen und aufgezogen bis vor dem Abkalben. Diese Art der Haltung lässt sich sehr gut mit dem BWB kombinieren. Auch hier ist die Haltung denkbar einfach. Die Tiere müssen aber sehr gut gehalten, gefüttert und beobachtet (Brunst) werden, sonst haben die Milchbauern kein Interesse, ihre Rinder in den Aufzuchtvertrag zu geben. Die Preise schwanken zwischen 80 und 100 Franken pro Monat, je nach Belegungsalter und Intensität der Fütterung.
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 21.08.2013