Diese Website unterstützt Internet Explorer 11 nicht mehr. Bitte nutzen Sie zur besseren Ansicht und Bedienbarkeit einen aktuelleren Browser wie z.B. Firefox, Chrome
FiBL
Bio Suisse
Logo
Die Plattform der Schweizer Biobäuerinnen und Biobauern

Ältere Pferde mit Zahnproblemen richtig füttern

Mit fortschreitendem Alter kommt es bei vielen Pferden zu Zahnproblemen und damit zu Schwierigkeiten bei der Aufnahme und dem Zerkauen von Futter. Mit einfachen Massnahmen kann auch auf Biobetrieben die Fütterung betroffener Pferde optimiert werden.

Bei älteren Pferden sind die natürlicherweise strukturierten Kauflächen oft abgenutzt und bisweilen müssen einzelne Zähne sogar entfernt werden. Zahnprobleme können zudem durch inkorrekte oder fehlende Zahnpflege verschärft werden.

Da Pferde an eine faserhaltige Nahrung angepasst sind, stellen Zahnprobleme die Fütterung betroffener Tiere vor gewisse Herausforderungen. Eine ungenügende Zerkleinerung des Futters führt dazu, dass die Verfügbarkeit der darin enthaltenen Nährstoffe eingeschränkt ist. So ist die Verdaulichkeit von Raufutter oder Getreidekörnern reduziert und das Pferd kann – trotz adäquater Futtermengen – seinen Nährstoffbedarf nicht decken.

Zum anderen können vor allem schlecht zerkaute faserhaltige Futter zu Verstopfungen im Verdauungstrakt führen (Schlundanschoppung oder Obstipationskolik), welche im schlimmsten Fall tödlich enden können. Viele ältere Pferde sind ohnehin anspruchsvolle Fresser und schränken ihre Futteraufnahme als Reaktion auf Zahnprobleme noch weiter ein.

In der konventionellen Landwirtschaft gibt es eine breite Palette an Kraftfuttermitteln, welche speziell für ältere Pferde entwickelt wurden. Aber auch auf Biobetrieben kann die Fütterung betroffener Pferde mit einfachen Massnahmen optimiert werden. Häufig kann deren Nährstoffbedarf auch ohne den Einsatz spezieller Futtermischungen gedeckt werden.

Anzeichen unzureichender Nährstoffversorgung

Grundsätzlich muss der Halter oder die Halterin beurteilen, ob es überhaupt Bedarf an einer Fütterungsanpassung gibt. Nicht jedes ältere Pferd braucht eine spezielle Fütterung. Zur Beurteilung des Ernährungszustandes kann man auf verschiedene Anzeichen achten:

  • Body Condition Score (BCS): Liegt dieser im Normalbereich kann davon ausgegangen werden, dass die momentane Fütterung den Energiebedarf des Pferdes deckt. Gerade bei Pferden, welche grosse Mengen Futter bekommen, aber trotzdem sehr mager sind, sollte man aufmerksam werden.
  • Erscheinungsbild: stumpfes, struppiges Fell, schuppige Haut oder schlechte Hufqualität können durch den Mangel verschiedener Nährstoffe beziehungsweise Minerale oder Vitamine hervorgerufen werden.
  • Fressverhalten: Frisst das Pferd trotz ausreichendem Angebot nur wenig Raufutter? Wenn in der Box oder im Auslauf regelmässig Knäuel von feuchtem, langfaserigem Raufutter vorgefunden werden, ist dies ein deutliches Anzeichen, dass das Pferd Probleme beim Kauen hat und aufgenommenes Raufutter wieder ausspuckt.
  • Kot: Finden sich im Kot unzerkleinerte Futterreste, zum Beispiel ganze Getreidekörner? Dann kann davon ausgegangen werden, dass diese nicht ausreichend gekaut werden und so keinen Nährwert für das Pferd haben.

Um herauszufinden, ob diese körperlichen Veränderungen mit einer unzureichenden Kaufähigkeit zusammenhängen (oder mit Stoffwechselproblemen oder Parasitenbefall), sollte eine qualifizierte Tierärztin oder ein qualifizierter Tierarzt die Zähne kontrollieren und wenn nötig bearbeiten und behandeln. Unabhängig vom Erscheinungsbild empfiehlt sich bei jedem Pferd eine jährliche Zahnkontrolle.

Fütterung von Pferden mit Zahnproblemen

Oft handelt es sich bei Pferden mit Zahnproblemen um ältere Tiere, welche keine grossen körperlichen Leistungen erbringen müssen und damit einen verhältnismässig geringen Energiebedarf haben. Eine unzureichende Nährstoffversorgung durch schlecht zerkautes Futter sollte also nicht mit grossen Mengen energiereichen Kraftfutters ausgeglichen werden, da dies Verdauungs- und Stoffwechselprobleme verursachen kann.

Gleichzeitig möchte man dem Pferd hochwertige Proteine und ausreichende Mengen von Mineralstoffen und Vitaminen zur Verfügung stellen und mit der Ration eine möglichst lange Fressdauer beziehungsweise eine aktive Kautätigkeit und die damit einhergehende Speichelproduktion erreichen. Es gilt also einen Kompromiss zwischen weicher, gut verdaulicher und faserreicher Nahrung zu finden.

Raufutteraufnahme und -verdaulichkeit optimieren

Auch beim Pferd mit Zahnproblemen sollte Raufutter den Grossteil der Ration ausmachen. Hier spielt besonders der Weidegang eine zentrale Rolle. Er bietet die ideale und natürlichste Form der Futterzufuhr. Für Zahnpatienten eignen sich besonders Weiden mit kurzem Bewuchs und verschiedenen Pflanzenarten. Bei überständigem Grass oder hohem Klee ist dagegen eher Vorsicht geboten, da lange, unzerkaute Pflanzenteile im Verdauungstrakt zu Verstopfung führen können.

Bei Pferden mit Zahnproblemen kann die Raufutteraufnahme verringert sein, da zu grosse Futterpartikel nicht geschluckt werden. Trotzdem sollte auch solchen Pferden zur Beschäftigung konserviertes Raufutter angeboten werden. Dies sollte bei fressgierigen Pferden so gefüttert werden, dass das Tier sich nicht «vollstopfen» kann, da auch hier die Gefahr für Verstopfungen besteht. Heunetze, Fütterungsapparate, oder engmaschige Raufen können die Aufnahme von Raufutter verlangsamen. Wichtig ist, dass auch Zahnpatienten in irgendeiner Form ihr Kaubedürfnis befriedigen können, selbst wenn hierdurch nur wenig Futter aufgenommen wird.

Gepresste Raufutterwürfel oder -pellets (zum Beispiel basierend auf Gras oder Luzerne) sind bei Pferden mit Zahnproblemen eine wertvolle Ergänzung und können im Extremfall langfaserige Raufutter komplett ersetzten. Solche Raufutterwürfel werden idealerweise unmittelbar vor der Fütterung eingeweicht, da ein nachträgliches Aufquellen im Magen bei grossen Mengen gefährlich werden kann. Auch bei diesem Futter sollte vermieden werden, dass das Pferd in kurzer Zeit grosse Mengen vertilgt. Aus diesem Grund, und um eine kontinuierliche Futteraufnahme zu simulieren, sollte die Gesamtmenge auf mehrere Mahlzeiten verteilt werden.

Gut verdauliche Energielieferanten

Falls man weiterhin ein getreidehaltiges Kraftfutter anbieten möchte, sollte man darauf achten, dass die Bestandteile mechanisch so aufgearbeitet sind, dass ein unzureichendes Kauen die Verdaulichkeit nicht beeinflusst. Bei kommerziellen Mischungen kann man also solche auswählen, bei welchen das Getreide gewalzt, gequetscht oder geflockt ist oder das gesamte Futter pelletiert ist. Für eine zusätzliche Energiezufuhr eignen sich auch eingeweichte Futterrübenschnitzel oder pflanzliche Öle.

Mineralstoffe nicht vergessen

Bei Verzicht auf ein vorgemischtes Kraftfutter sollten Mineralien in Form von Lecksteinen, -massen oder Pellets angeboten werden. Letztere kann man zum Beispiel unter die eingeweichten Raufutterwürfel mischen. Auf der Betriebsmittelliste finden sich geeignete Mineralfutter für Pferde.

Wasser

Durch die mangelnde Kautätigkeit ist das Einspeicheln der Nahrung im Maul reduziert. Indem Futter angefeuchtet oder eingeweicht wird, kann man die Aufnahme für das Pferd erleichtern. Zudem ist feuchte Nahrung für das gesamte Verdauungssystem von Vorteil. Heu kann gedämpft oder benässt werden, wobei man beachten sollte, dass je nach Technik Nährstoffe ausgewaschen werden können. Raufutterwürfel und Rübenschnitzel sollten zwingend eingeweicht werden, aber auch Kraftfutter kann direkt vor dem Verfüttern angefeuchtet oder zu einem Brei verrührt werden. Wichtig ist bei allen feuchten Futtermitteln, dass diese sofort verfüttert werden, um Fehlgärung zu vermeiden.

Richtlinien Pferdefütterung Bio

Auf Schweizer Bio Knospe Betrieben muss das Futter für Pferde zu 100 Prozent aus biologischem Anbau stammen. Davon müssen mindestens 90 Prozent Knospe Qualität haben, während maximal 10 Prozent aus nach Schweizer oder Europäischer Bioverordnung produzierten Komponenten bestehen kann (Liste der erlaubten CH-/EU-Bio Komponenten siehe FiBL-Merkblatt Fütterungsrichtlinien). Bei Pensionspferden gilt eine Ausnahmeregelung: 10 Prozent des verzehrten Futters darf aus nichtbiologischem Anbau stammen.

Konkrete Fütterungsempfehlungen

Wie immer gilt bei der Pferdefütterung, dass Umstellungen langsam und graduell erfolgen sollten, damit sich das Pferd und seine Darmflora an die neue Ration anpassen können. Auch bei älteren Pferden sollte Kraftfutter nicht auf leeren Magen gefüttert werden, sondern erst nach der Raufutteraufnahme.  

Welche Futtermittel sich für welches Pferd eignen, ist sehr individuell. Im Folgenden sind einige Futtermittel aufgelistet, welche sich für Pferde mit Zahnproblemen eignen und in der Schweiz in Bio- oder Knospe-Qualität verfügbar sind. Die Futtermittel sind in absteigender Energiedichte gelistet. Bei einem übergewichtigen Pferd sollte man sich also eher auf die oberen konzentrieren, während die unteren einem mageren Pferd bei der Gewichtszunahme helfen können. Die Beispielmengen beziehen sich auf ein durchschnittliches Pferd von zirka 500 Kilogramm Körpergewicht. Sie sind nicht kumulativ, aber die gelisteten Futtermittel können durchaus in Kombination angeboten werden.

Futtermittel und Bezugsquelle Bemerkung Beispielmenge

Raufutterwürfel (auf Grasbasis)
Biomondo
Trocknungsanlagen
Bioraufutter-Händler

  • Bezeichnung variiert je nach Hersteller: Heu-, Wiesen-, Graswürfel, -pellets oder -cobs
  • Sollten eingeweicht und in mehreren Portionen verfüttert werden
  • Können zur Rationsergänzung oder als Raufutterersatz verwendet werden.

Zur Rationsaufwertung z.B. 1 kg täglich
Als kompletter Raufutterersatz für 500 kg Pferd z.B. 7 kg

Luzernepellets
Biomondo
Trocknungsanlagen
Bioraufutter-Händler

  • Können eingeweicht werden
  • Gute Proteinlieferanten
  • Hoher Kalziumgehalt

1 bis 2 kg täglich, auf mehrere Portionen verteilt

Rübenschnitzel
Biomondo
Bioraufutter-Händler

Müssen zwingend eingeweicht werden
Leicht verdaulicher, getreidefreier Energielieferant

0.5 bis 1 kg Trockenmasse täglich; eingeweicht auf mehrere Portionen verteilt

Kraftfuttermischungen
Futtermühlen

  • Idealerweise pelletiert oder – bei Getreiden – gepresst oder geflockt.
  • Kann vor dem Verfüttern angefeuchtet werden
  • Nährstoffgehalt je nach Hersteller variabel

Empfehlung je nach Hersteller
1 bis 2 kg täglich sind für die meisten älteren Pferde ausreichend

Einzelne Getreide
Futtermühlen

Hafer, Gerste, oder Mais eignen sich am besten für ältere Pferde
Getreide sollten gequetscht, gewalzt oder geflockt sein

z.B. 1 kg täglich auf mind. 2 Mahlzeiten verteilt

Pflanzliche Öle
Futtermühlen

  • Sonnenblumen-, Raps- oder Sojaöl dienen als reine Energielieferanten
  • Langsame Angewöhnung wichtig
  • Bei exotischeren Ölen (z.B. Kokosnuss oder Lein) kleinere Mengen verfüttern

2-3-mal täglich 1 dl (max. 0.5l pro Tag)
z.B. mit eingeweichten Raufutterwürfeln anbieten

Mineralfutter
Futtermühlen

Zugelassene Mineralfutter sind auf der Betriebsmittelliste aufgeführt. Auf Wunsch stellen einzelne Firmen zudem Kundenmischungen her.
  • Diese dienen nicht der Energieaufnahme, sondern der Zufuhr von Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen
  • Mineralfutter gibt es in Form von Pellets, Pulvern, Lecksteinen, oder -massen
  • Sollten besonders bei Pferden mit reiner Raufutterdiät oder sehr einseitiger Ration zugefüttert werden

Mengenangaben des Herstellers beachten

Tipp: Bei mäkeligen Fressern können kleine Mengen von Apfelsaft oder -mus unters Futter gemischt werden um die Futteraufnahme zu fördern

Marie Dittmann, FiBL

Weiterführende Informationen

Pferde (ganze Rubrik)
Merkblatt Fütterungsrichtlinien (FiBL Shop & Download)

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 04.04.2023

Möchten Sie die Website zum Home-Bildschirm hinzufügen?
tippen und dann zum Befehl zum Home-Bildschirm hinzufügen nach unten scrollen.