Ungelöste Fragen beim Anbau von Biotafeltrauben
Sortenspektrum:
siehe dazu den separaten Artikel Anspruchsvolle Sortimentzusammenstellung
Pflanzenschutz:
Die vom Markt nachgefragten grossbeerigen Sorten tendieren zum Aufplatzen der Beeren. Die Folge sind Botrytisinfektionen. Die meisten dieser Sorten sind auch gegenüber dem Echten und Falschen Rebenmehltau anfällig. Eine wirksame Hilfe zur Eindämmung des Aufplatzens und Schutz vor Infektionen mit Botrytis und Falschem Rebenmehltau ist die Überdachung der Anlage mit einer Folie. Mit einem Abdecksystem, kombiniert mit feinmaschigen, die ganze Anlage einschliessenden Netzen können die Früchte auch wirkungsvoll vor Schäden durch Vögel, Wespen, Tieren und Zweibeinern geschützt werden. Der Anbau unter Abdeckung erhöht wegen des warmen und trockenen Mikroklimas jedoch die Gefahr für Infektionen durch Echten Mehltau. Wegen fehlender Abwaschung durch Niederschläge ist zudem die Spritzfleckenbildung durch Pflanzenschutzmittel ausgeprägter als im ungedeckten Anbau.
Für den Schutz der Tafeltrauben können zwar einige Erfahrungen aus dem biologischen Weinbau übernommen werden. Es bleibt jedoch zu prüfen, ob die vorhandenen Pflanzenschutzmittel bei sensiblen Tafeltraubensorten ausreichend wirksam sind. Zudem müssen neue, wenig oder keine Spritzflecken verursachende Mittel gefunden werden.
Qualitätsproduktion:
Gewisse Sorten zeigen Probleme mit der Beerendichte. Damit eine Traube sich in der Verkaufsschale gut präsentiert, sollten die einzelnen Beeren möglichst locker an den Traubenstielen hängen. Zu dichte Trauben sehen wenig attraktiv aus und unterstützen die Bildung von Botrytis und aufgeplatzten Beeren vor und nach der Ernte. Einzelne Sorten hingegen tendieren insbesondere bei ungünstigen kühlnassen Bedingungen um die Blüte stark zum Verrieseln. Die daraus resultierenden zu lockerbeerigen Trauben sehen ebenfalls nicht attraktiv aus und bringen keine genügenden Erträge. Wie weit mit Kulturmassnahmen, wie der Wahl des Zeitpunktes und der Stärke von Laubarbeiten oder dem Gipfeln der Triebe, die Traubendichte physiologisch beeinflusst und verbessert werden kann, muss noch abgeklärt werden.
Bodenpflege, Düngung, Bewässerung:
Im biologischen Anbau stehen keine Herbizide und keine leicht löslichen Düngemitteln zur Verfügung. Die Pflanzenernährung muss deshalb so ausgerichtet sein, dass die für eine ausreichende Wirtschaftlichkeit notwendigen Erträge erzielt werden können, ohne dass durch einen zu starken Nährstofffluss Krankheiten gefördert und die Traubenqualität vermindert wird. Alternative Bodenpflegesysteme wie Hacken, ganzflächig oder im Sandwichsystem, Abdecken mit Bändchengewebe oder mit organischen Materialien oder Begrünung stehen zur Verfügung, müssen aber noch für den Tafeltraubenanbau erprobt und weiterentwickelt werden. Ebenso müssen Erfahrungen in der Düngung mit dem Einsatzzeitpunkt, mit der Menge und den geeigneten Düngerarten gesammelt werden.
Lagerung:
In der integrierten Produktion besteht ein Konzept mit Kühllagerung der Trauben bis Dezember, um erst nach der Periode der ausländischen Billigimporte auf dem Markt aufzutreten. Für Biotafeltrauben ist ein ähnliches Szenario denkbar. Ungelöst ist die Frage, ob Biotafeltrauben, die für die Einlagerung nicht mit einem Fungiziddepot versehen werden können, überhaupt zwei bis drei Monate lagerbar sind. Einen grossen Einfluss auf die Lagerfähigkeit haben auch die Sorteneigenschaften.
Produktionskosten, Wirtschaftlichkeit:
Eines der grössten Hindernisse bei der Ausdehnung der inländischen Tafeltraubenproduktion ist der Endverkaufspreis. Wie Umfragen zeigen, sind die Konsumenten bereit sein, für ein qualitativ hochwertiges Angebot an einheimischen Tafeltrauben einen höheren Preis zu bezahlen. Der momentane Endverkaufspreis für Biotafeltrauben von zirka 10 bis 12 Franken pro Kilogramm stösst aber an Grenzen. Durch Verbesserungen im Anbau und in der Nacherntelogistik sowie einem grösseren Mengenumsatz sind noch Kosteneinsparungen möglich. Umfassende Produktionskostenerhebungen fehlen noch, um das Potenzial für Kosteneinsparungen abschätzen zu können, kostendeckende Produzentenpreise zu bestimmen und die Wirtschaftlichkeit berechnen zu können.
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 07.08.2008