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«Resistenzen gegen Entwurmungsmittel sind heute weit verbreitet»

Meldung  | 

Der Parasitologe Steffen Werne arbeitet seit über 15 Jahren am FiBL an der Lösung eines der Hauptprobleme in der Haltung von Kleinwiederkäuern. Er ist eine der treibenden Kräfte hinter dem Projekt ORA, das den Einsatz von Entwurmungsmitteln bei Kleinwiederkäuern optimieren und reduzieren will. Ein Interview.

Steffen Werne, Parasitologe am FiBL, arbeitet am Projekt ORA. Foto: FiBL, Claire Berbain

ORA ist ein ehrgeiziges Projekt mit vielen Partnern, das 2023 begonnen hat und über acht Jahre laufen wird. Ist die Problematik des Einsatzes von Entwurmungsmitteln so gross?

Ja, Resistenzen gegen Entwurmungsmittel, auch Anthelminthika genannt, sind heute weit verbreitet. Da der Mensch nicht betroffen ist, hört man davon viel weniger als von der Antibiotikaresistenz. Die Entwicklung ist aber für die Halter*innen von kleinen Wiederkäuern genauso besorgniserregend. Manche Betriebe sind heute von einem einzigen Wirkstoff abhängig, um die parasitischen Würmer in den Griff zu bekommen. Diese beeinträchtigen das Wachstum der Tiere und können sogar zum Tod führen. Und nicht nur in der Schweiz, sondern in allen Ländern, in denen Schafe und Ziegen (Milch- und Muttertiere) gehalten werden, ist man sich zunehmend bewusst, dass die Bekämpfung parasitärer Würmer mit Entwurmungsmitteln immer schwieriger wird. Die Herausforderungen sind also enorm!

Wie hat sich die Forschung in diesem Bereich entwickelt?

Das FiBL untersuchte zunächst die Wirkung tanninhaltiger Pflanzen wie zum Beispiel der Esparsette auf den Parasitenbefall. Ein weiteres Forschungsgebiet ist die Selektion von Tieren mit geringer Parasitenanfälligkeit durch systematische Kotuntersuchungen. Eine wichtige Massnahme ist auch das Weidemanagement, mit Anpassungen in diesem Bereich lässt sich die Intensität der Infektionen nämlich deutlich senken.

Was sind die Ziele des Ressourcenprojektes?

Ziel ist es, Methoden zu finden, um betroffene Tiere besser und schneller identifizieren zu können. Dies würde es ermöglichen, stark verwurmte Schafe und Ziegen individuell zu behandeln. Wenn Einzeltiere und nicht ganze Herden entwurmt werden, mindert das den Selektionsdruck auf die Würmer und beugt Resistenzen vor. Das bedeutet auch, dass einzelne Wirkstoffe länger eingesetzt werden können. Gleichzeitig möchten wir den Einsatz von Entwurmungsmitteln auf den teilnehmenden Betrieben um 30% reduzieren.

Könnte der Einsatz von Entwurmungsmitteln eines Tages verboten werden?

Ein Verbot steht heute nicht zur Debatte. Es ist aber zu erwarten, dass sich die Schlinge aufgrund des gesellschaftlichen Drucks immer enger zu ziehen wird. Umso wichtiger ist es, vorbeugend zu handeln. Darüber hinaus haben Schädlingsbekämpfungsmittel auch Auswirkungen auf die Umwelt. Wissenschaftliche Studien haben beispielsweise den schädlichen Einfluss von Anthelminthika auf kotfressende Insekten - Käfer, Flöhe, Milben - nachgewiesen.

Wie wird das Projekt von der Branche und den Züchtenden aufgenommen?

Sehr gut. Die Landwirt*innen, die Kleinwiederkäuer halten, sind grösstenteils sehr professionell und suchen nach Lösungen. Dazu nehmen sie auch an Forschungsprojekten teil. Nun müssen wir schauen, wie sich die von uns vorgeschlagenen Managementänderungen gemeinsam mit den Praktiker*innen umsetzen und an die Bedingungen in der Schweiz anpassen lassen. Da das Projekt über acht Jahre läuft, wird die Schwierigkeit für die teilnehmenden Betriebe darin bestehen, die Motivation zur Teilnahme am Projekt aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig haben sie mit anderen Problemen zu kämpfen (Blauzungenkrankheit, Moderhinkesanierung usw.), die sich direkt auf ihr Einkommen auswirken und viel zusätzliche Arbeitszeit verursachen. Aber ich habe weiterhin Vertrauen in die Dynamik, die wir aufgebaut haben. 

Das Gespräch führte Claire Berbain, FiBL

Weiterführende Informationen

Projekt ORA (fibl.org)

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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