Im Rahmen des Bio-Kräutertages haben sich erfahrene und angehende Kräuterbauern- und bäuerinnen sowie Interessierte auf dem Twannberger Lerchenhof versammelt. Franziska Leuenberger und Andreas Ballif konnten rund 130 Personen begrüssen. Die Rekordzahl widerspiegelt das zunehmende Interesse am Kräuteranbau
Aktuelle Biokräuter-Forschung
Die Bankreihen im Tenn, das kurzfristig zum Hörsaal umfunktioniert wurde, waren bis zur letzten Reihe besetzt. Gebannt verfolgten die Teilnehmer die Vorträge der Forschenden vom FiBL und von der Agroscope über die aktuelle Bio-Kräuterforschung in der gemütlichen Atmosphäre des holzig-heimeligen Lerchenhofes.
Tino Hedrich vom FiBL informierte, dass Biosüssfenchel derzeit meist importiert werde, aber das solle sich ändern. In Zusammenarbeit mit Agroscope untersucht er, wie Schweizer Biosüssfenchel den Import ersetzen könnte. Es werden Versuche mit der wärmeliebenden Sorte «Süssfenchel» durchgeführt, um Anbaumethoden sowie Krankheitsbekämpfungsstrategien zu entwickeln.
Im Fenchelanbau verursachen hauptsächlich die Blatt- und Stängelanthraknose, ausgelöst durch den Pilz Mycosphaerella anethi, Probleme. Die Ergebnisse des Projekts, das bis Ende des Jahres läuft, könnten den Weg für eine lokale Fenchel-Produktion ebnen.
Biozüchtung und Bewässerungstechniken
Auch Javier Simonnet von Agroscope führt Studien im Bereich der Kräuterforschung durch. In seinem Vortrag stellt er aktuelle Forschungsansätze vor. Er testet neue Techniken zur Aufhebung der Samenruhe, die eine Herausforderung in der Biokräuterzüchtung darstellt. Zudem arbeitet Agroscope an Sortenzüchtungen, zum Beispiel der Arnika (Arnica montana). Im Forschungs-Fokus stehen ausserdem im Hinblick auf die Klimaveränderung Bewässerungstechniken mit verschiedenen Kräuterkulturen.
Bis 2074 könnte der Bewässerungsbedarf in einigen Regionen der Schweiz um 30 Prozent ansteigen – ein Ausblick, der die Notwendigkeit für ein effektives Wassermanagement und die Züchtung trockenheitstoleranter Kräuterkulturen verdeutlicht. Das Thema Wasserknappheit, das in der trockenen Region rund um den Twannberg in manchen Jahren bereits ein Problem darstellt, wurde am Biokräutertag mehrmals thematisiert.
Auswege aus dem Wasserstress
Christoph Carlen, ebenfalls von Agroscope zeigte in seinem Vortrag auf, welche Strategien notwendig sind, um die Herausforderungen des zukünftigen Wasserstresses zu meistern. Die Grundlage sind regenerative und agrarökologische Produktionssysteme, die eine solide Humusschicht zur Wasserspeicherung fördern.
Ebenso wichtig sind laut Carlen die Züchtung und Forschung an Nutzpflanzen, die besser an Trockenheit und Hitze angepasst sind. Dazu spielen auch technologische Verbesserungen eine entscheidende Rolle, um die Bewässerung besser zu kontrollieren und die Effizienz der Wassernutzung zu steigern. Auf dem Biokräutertag wurden hierzu einige Geräte vorgestellt, wie zum Beispiel eine automatische Bewässerungsanlage mit einem Tensiometer, welches die Bodenfeuchte misst.
Das Problem des Wassermangels ist nicht für alle Kulturen gleich gross. Gewisse Kräuter sind trockenheitsresistenter als andere. Für die trockenheitsanfälligen Kräuter wird eine zusätzliche Bewässerung in Zukunft wahrscheinlich nötig sein.
Möglichkeiten und Herausforderungen des Kräuterbaus
Während den nachmittäglichen Betriebsbesichtigungen waren die Teilnehmer*innen mit dem Traktor-Taxi unterwegs. Die drei Kräuterbetriebe auf dem Twannberg gewährten umfassende Einblicke in die Möglichkeiten und Herausforderungen des Kräuteranbaus sowie die damit verbundenen Lösungsansätze.
Lukas Schmid vom Biohof Gruebmatt schildert eindrucksvoll, wie ihm der Erdfloh mit einem nahezu vollständigen Ausfall seiner Pfefferminze mehrere Jahre zu schaffen machte. Um dem Problem zu begegnen, wich er auf andere Kulturen wie Frauenmantel und Goldmelisse aus; seit diesem Jahr baut er auch Ysop an.
Bergabwärts erstrecken sich weite Minzenflächen, aromatischer Salbeifelder, verschiedene Thymiansorten, leuchtende Kornblumen und dichte Spitzwegerich-Reihen.
Zum Reduzieren der Handarbeit
Der Kräuterbau ist grundsätzlich mit Handarbeit verbunden. Zwar können die Felder vor der Pflanzung maschinell bearbeitet werden, doch wächst das Unkraut oft schnell nach. Dies passiert vor allem in Kulturen, welche die Pflanzenreihen nur langsam schliessen. Neu entwickelte, diagonal gestellte Striegel und runde Hacken erleichtern die spätere Unkrautbekämpfung. Es gibt jedoch auch Kulturen, die nur wenig Handarbeit erfordern, wie etwa der Spitzwegerich. Dieser keimt schnell und schliesst rasch die Reihen.
Eine andere Möglichkeit, die Handarbeit zu reduzieren, ist das Abdecken der Felder mit Bändchengewebe. Andreas Ballif, der diese Methode erprobt, erklärt die Vorteile des Gewebes. Zum einen unterdrückt es Unkraut, zum anderen verhindert es die Wasserverdunstung, wodurch die Erde länger feucht bleibt. Ein Nachteil dieser Methode ist jedoch, dass auf dem Feld anschliessend nicht maschinell geerntet werden kann. Ausserdem sind Aufbau und Abbau mit Aufwand verbunden. Ob der Einsatz des Bändchengewebes schlussendlich wirtschaftlich sinnvoll ist, hängt von der jeweiligen Kultur ab.
Wachsendes Interesse am Kräuterbau
Nicht nur die steigende Teilnehmeranzahl an den Biokräutertagen lasse ein wachsendes Interesse am Kräuteranbau in der Schweiz vermuten, sondern auch die zunehmenden Kräuterbau-Anfragen bei Bio-Suisse, sagte Angela Deppeler, Produktmanagerin Wein & Kräuter und Zierpflanzen und Hauptorganisatorin des Events. Die nächste Gelegenheit, einen umfassenden Einblick in den Kräuteranbau zu gewinnen, ergibt sich am nächsten Biokräutertag im Jahre 2026.
Saskia Minneboo, FiBL
Weiterführende Informationen
Biokräuter (Rubrik Produkte)
Kräuteranbau (Rubrik Pflanzenbau)