Schweine brauchen Wühlareale
Schweine sind neugierige Tiere, die einen erheblichen Teil ihrer Zeit der Erkundung ihrer Umgebung sowie dem Manipulieren von Futterkomponenten widmen. Dabei ist Wühlen für die Tiere essentiell: Sie verwenden etwa ein Fünftel ihrer aktiven Zeit für diese Tätigkeit, wenn sie die Möglichkeit dazu haben.
Wenn Schweine aufgrund einer kargen Stalleinrichtung kein Erkundungsverhalten zeigen können, steigt das Risiko abnormaler Verhaltensweisen wie Ohr- und Schwanzbeissen. Für Biobetriebe und andere Labelbetriebe kann das Bereitstellen von sogenannten Wühlarealen eine Möglichkeit sein, die Ausläufe für die Schweine attraktiver zu machen. Dies gilt nicht nur für Galtsauen, bei denen die Richtlinien ein Wühlareal vorschreiben, wenn sie keinen Zugang zu einer Weide haben, sondern für Schweine aller Alterskategorien. Wühlareale erhöhen die Nutzung des Auslaufs nachweislich und können zu einer verminderten Ammoniakbildung durch gezielte Steuerung des Ausscheidungsverhaltens beitragen.
Kompost und Materialmischungen
Als Wühlmaterial kommen beispielsweise Kompost sowie Sägemehl oder Stroh mit untergemischten Rüstabfällen oder Körnern in Frage, wobei Kompost für das Wühlverhalten am besten geeignet ist. Denn Schweine präferieren erdähnliche Materialien. Aber auch Mischungen zum Beispiel mit Stroh und Maissilage können ein gutes Wühlsubstrat sein.
Wühlmaterialvorlieben von Schweinen
Während eines Praxisversuchs des FiBL hat sich gezeigt, dass das Material in einem Wühlareal im Auslauf von Mastschweinen bei feuchter Witterung regelmässig gewechselt werden muss, da feuchte Bereiche zum Harnen und Koten genutzt wurden. Bei trockener Witterung hielten die Schweine das Areal über lange Zeit sauber. Deshalb sollte das Wühlareal auf jeden Fall überdacht sein.
Wühlareale integrieren
Empfehlungen für den Um- oder Neubau:
- Wühlareal überdachen: Vor Witterungseinflüssen schützen.
- Möglichkeit maschinell zu entmisten: Effiziente Reinigung sicherstellen.
- Einzelne Buchten im Bereich des Wühlareals blickdicht unterteilen: Verhindern, dass Schweine in das Wühlareal koten und urinieren.
- Entwässerung einbauen: Ein Ablauf in die Güllegrube unterstützt das Abtrocknen.
- Kotbereiche gut definieren: Schweine bevorzugen feuchte, verwinkelte Orte mit Sicht auf andere Buchten.
- Tränke im Kotbereich: Tränke im Kotbereich, idealerweise über Spalten installieren.
- Raufe mit Raufutter im Wühlareal: Hilft, den Bereich sauber zu halten.
- Trennung von Liegebereich und Wühlareal: Diese sollten möglichst weit voneinander entfernt sein.
- Attraktiver Liegebereich: Geschützt, trocken und dunkel, damit die Schweine auch dort ruhen.
- Absenkbare Abtrennungen verwenden: Diese verhindern, dass die Schweine unter den beweglichen Gittern hindurchgehen.
Einzelne Betriebe haben in den letzten Jahren eigene, unterschiedliche Lösungen dafür entwickelt, wie sie Wühlareale in bestehende Ställe oder in Neubauten integrieren können. Noch gibt es also nicht sehr viel Praxiserfahrung, aber neue Erkenntnisse kommen laufend hinzu. Wer sich für die Installation eines Wühlareals interessiert oder eigene Erfahrungen teilen möchte, darf sich gerne bei uns melden.
Maximilian Knoll, Mirjam Holinger FiBL
Weiterführende Informationen
Merkblatt «Wühlareale für Mastschweine» (FiBL Shop)
Praxispublikationen zum Thema Schweine (Rubrik Tierhaltung)
Schweine (Rubrik Tierhaltung)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 28.08.2024