Energiemanagement im Klimawandel
Die Verbrennung von fossilen Energieträgern, wie Kohle, Erdöl und Erdgas gehört zu den grössten Treibern des Klimawandels. Die Reduktion fossiler Energieträger ist zwar nicht die grösste Stellschraube in der Landwirtschaft, kann aber zur Senkung der Klimawirkung beitragen und Kosten sparen.

Eine optimale Einstellung von Maschinen und das Recycling von Silofolien sind nur zwei von vielen möglichen Massnahmen, um die Energieffizienz auf dem Betrieb zu verbessern. Foto: Hanes Sturzenegger
Zudem können Bauernhöfe durch die Produktion erneuerbarer Energie Strom einspeisen und ein Zusatzeinkommen erzielen. Eine Prüfung der eigenen Möglichkeiten lohnt sich.
Checkliste: Energiesparen leicht gemacht
Beleuchtung optimieren
Bei der Beleuchtung können bis zu 80 Prozent des Stromverbrauchs eingespart werden. In der Praxis heisst das: Glühbirnen durch LEDs und Energiesparlampen ersetzen, elektronische Vorschaltgeräte verwenden, in nur zeitweise genutzten Räumen Zeitschaltuhren und Bewegungsmelder nutzen.
Elektrifizierung von Maschinen
Elektromotoren sind sehr effizient und verursachen nur etwa halb so hohe Energiekosten wie Dieselmotoren. Stationäre Arbeiten sollten, wenn möglich, mit einem Elektromotor statt eines Verbrennungsmotors erledigt werden. Eine Übersicht über den Stand der Technik elektrischer Umschlagmaschinen für die Landwirtschaft wurde in einem Agroscope Merkblatt festgehalten (siehe weiterführende Informationen).
Das Programm «E-Hoflader» der Stiftung Klimaschutz und CO2-Kompensation (KliK) fördert den Einsatz elektrisch betriebener Hoflader. Diese führen neben ihrem Beitrag zum Umweltschutz auch zu geringeren Betriebskosten und einer verminderten Lärm- und Abgasbelastung.
Energieeffiziente Warmwasseraufbereitung
Landwirtschaftliche Betriebe verbrauchen viel heisses Wasser, oft über Elektroboiler, die bei unregelmässigem Gebrauch Energie verschwenden. Um den Stromverbrauch zu senken, kann der Boiler entweder nur bei Bedarf eingeschaltet oder durch einen Durchlauferhitzer ersetzt werden.
Wird dem Elektroboiler ein Wärmepumpenboiler vorgeschaltet, so kann das Wasser auf 58 Grad Celsius vorgewärmt werden und der Elektroboiler braucht nur noch die Differenz bis zu 70 Grad Celsius zu heizen. Dadurch lässt sich bei der Warmwasseraufbereitung der Energieverbrauch um bis zu 50 Prozent senken.
Umweltschonend fahren
Die Möglichkeiten zur Reduktion des fossilen Treibstoffbedarfs sind zahlreich:
- Optimierter Traktoreinsatz (Eco-Drive): Dazu gehören Aspekte wie Drehzahlbereich, Getriebeabstufung, Bearbeitungstiefe, Arbeitsgänge, kontrollierte Fahrspuren, Trennung von Feldarbeit und Transporten.
- Reifendruckregulierung auf Feld und Strasse: Auf der Strasse erhöht ein zu niedriger Reifendruck den Spritverbrauch. Bereits wenn der Reifendruck um 0,5 bar zu tief ist, erhöht sich der Treibstoffverbrauch um rund 5 Prozent. Auf dem Acker gilt das Umgekehrte: Hier schont ein niedriger Reifendruck den Boden.
- Regelmässiger Ersatz der Klingen bei Mähwerken
- Nutzung alternativer Antriebsenergien
Umstellung auf Ökostrom
Wird anstelle der Schweizer Standardstrommischung erneuerbare Energie bezogen, reduzieren sich die CO2-Emissionen aus der Nutzung fossiler Energieträger.
Vorkühlen der Milch
Ein Rohr- oder Plattenkühler zwischen Melkanlage und Milchtank kühlt Milch von 38 Grad Celsius auf 20 Grad Celsius oder weniger. Das Kühlaggregat des Milchtanks muss so nur noch rund 16 Grad Celsius herunterkühlen statt über 30 Grad Celsius. Das führt zu einer Reduktion des Strombedarfs des Kühlaggregats um 40 bis 60 Prozent.
Wärmerückgewinnung bei der Milchkühlung
Die Milch wird in der Regel mit einem Kühlaggregat gekühlt, während für die Erwärmung des Heisswassers zur Reinigung von Melkanlagen und Milchgeschirr ein separater Elektroboiler eingesetzt wird. Durch den Einbau einer Wärmerückgewinnungsanlage wird dem Elektroboiler ein Warmwasserspeicher vorgeschaltet, der die bei der Milchabkühlung entzogene Wärmeenergie speichert. Diese Rückgewinnung ermöglicht es Strom zu sparen.
Frequenzumformer Melkanlage
Über den Einbau eines Vakuumsensors wird die Drehzahl des Elektromotors laufend dem Vakuumbedarf der Melkanlage angepasst. So kann der Stromverbrauch um bis zu 75 Prozent reduziert werden. Zusätzlich verringert der Einsatz eines Frequenzumformers den Verschleiss, minimiert Lärmemissionen und reduziert Erschütterungen.
Energieeffiziente Ferkelnester
Gut isolierte Ferkelnester oder Jagerkisten mit temperaturgesteuerter Elektroheizung und isolierten Vorhängen helfen, die optimale Wachstumstemperatur im Stall zu halten und gleichzeitig den Stromverbrauch zu reduzieren.
Wärmerückgewinnung aus der Stallabluft
In Ställen fallen grosse Mengen an Wärme, CO2 und Wasserdampf an. Diese Wärme und den Wasserdampf kann man mit einer Wärmepumpe nutzen. Sie kann einen Raum kühlen oder entfeuchten und damit Wasser erwärmen oder mit einer Raumheizung (z.B. Wohnung, Geflügelstall, Zuchtstall) verbunden werden. Eine Wärmerückgewinnungsanlage kann den Wärmebedarf um bis zu 60 Prozent reduzieren.
Wiederverwenden und Recycling
Wenn immer möglich sollten Materialien wiederverwendet oder recycelt werden. Der Stand der Technik heute erlaubt es, Polyethyl-Folien, wie zum Beispiel Siloballenfolien, stofflich zu neuem Granulat wiederzuverwerten. Dieses Granulat kann anschliessend als Rohmaterial für die Produktion neuer Folien dienen. So muss weniger neues Granulat aus fossilen Ressourcen hergestellt werden, was pro Tonne PE-Folien rund 900 Liter Erdöl einspart und damit Treibhausgasemissionen. Ausserdem fallen die Emissionen bei der Verbrennung der Folie weg.
Klimafreundlicher Stallbau
Die Auswirkungen des Bauens auf den Ressourcenverbrauch und das Klima sind enorm. Das Errichten, Betreiben und schliesslich der Rückbau von Gebäuden tragen zu 40 Prozent der weltweiten vom Menschen verursachten CO2-Emissionen bei. Bei Um- und Neubauten sollten nachhaltige und klimafreundliche Materialien in Betracht gezogen werden. Ein umfangreicher Ratgeber hat die Klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden erarbeitet (siehe weiterführende Informationen).
Dämmen von Rohrleitungen
Nicht isolierte Rohrleitungen führen zu erheblichen Energieverlusten. Eine geeignete Dämmung erhöht die Effizienz der Anlage, indem sie den Wärmeverlust bei Heizungsrohren reduziert und das Einfrieren von Tränkeleitungen im Winter verhindert. Zusätzlich können elektrische Kabel mit isoliert werden, um eine zuverlässige Wasserversorgung sicherzustellen. Das Dämmmaterial kann eigenständig beschafft und angebracht werden, wobei die Materialkosten bei etwa 20 Franken pro Meter liegen.
Selbst erneuerbare Energie produzieren
Im Jahr 2023 machten erneuerbare Energien 28 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs in der Schweiz aus. Zum weiteren Ausbau von erneuerbaren Energien kann die Schweizer Landwirtschaft einen grossen Beitrag leisten. Wird auf dem Betrieb erneuerbare Energie produziert und diese auf dem Betrieb eingesetzt, kann der Bedarf fossiler Energieträger reduziert und CO2-Emissionen vermindert werden. Der verbleibende produzierte Strom kann in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Es existieren verschiedene Möglichkeiten zur Erzeugung erneuerbarer Energien:
- Photovoltaik
- Sonnenkollektoren
- Geothermie / Erdwärme
- Windenergie
- Holzenergie
Biogasanlagen
Die anaerobe Vergärung von Biomasse (z.B. Hofdünger, Ernterückstände, Zwischenfrüchte) sowie von anderen landwirtschaftlichen und nicht landwirtschaftlichen Substraten zu Biogas führt zur Reduktion der Hofdüngeremissionen. Zudem wird Strom und Wärme aus erneuerbaren Quellen bereitgestellt.
Agri-Photovoltaik
Agri-Photovoltaik kombiniert landwirtschaftliche Produktion mit der Stromerzeugung durch Sonnenenergie. Neben erneuerbarer Energie können Zusatznutzen wie Schutz vor Extremwetter und höhere Erträge entstehen. In der Schweiz steckt Agri-PV noch in den Anfängen, da raumplanungsrechtliche Grundlagen erst seit Juli 2022 existieren. Da die Nahrungsmittelproduktion Vorrang hat, sind Agri-PV-Anlagen nur erlaubt, wenn sie den Kulturen nachweislich nutzen oder der Forschung dienen.
Energieberatung für Landwirtschaftsbetriebe
Eine Beratung aus dem Programm AgriPeik unterstützt Landwirt*innen bei der Reduktion ihres direkten Energieverbrauchs. Erfahrungsgemäss können Teilnehmende zwischen 10 und 20 Prozent der Energiekosten einsparen.
Das Angebot besteht aus zwei Phasen:
- Beim kostenlosen Potenzialcheck werden Betriebsdaten und der jeweilige Energieverbrauch eingegeben. Die*der zuständige landwirtschaftliche Berater*in des Wohnkantons der Landwirtin oder des Landwirtes erstellt daraufhin einen kurzen Bericht, der das Einsparpotenzial anhand eines Referenzwerts bewertet. Ergibt sich ein grosses Einsparpotenzial, wird eine detaillierte agriPEIK-Analyse vorgeschlagen.
- Die vertiefte agriPEIK-Analyse wird zu 50 Prozent von Energie Schweiz mitfinanziert. Weitere finanzielle Unterstützung bieten einige Kantone. Eine aktuelle Übersicht ist bei AgroCleanTech zu finden (siehe Weiterführende Informationen).
Lin Bautze, FiBL
Weiterführende Informationen
Merkblatt Elektrische Umschlagmaschinen (Agroscope)
Programm E-Hoflader (Stiftung Klimaschutz und CO2-Kompensation KliK )
Smart fahren und Kraftstoffkosten senken (Website Eco-Drive)
Sammelstellen für Erntekunststoffe (Website ERDE)
Ratgeber zur Reduktion von Treibhausgasemissionen (Website Klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden)
Mehr zu Biogasanlagen (Website Ökostrom Schweiz)
Energieeffizienz in der Schweinehaltung (AgroCleanTech)
Energieeffizienz in der Geflügelhaltung (AgroCleanTech)
Förderprogramme
Förderprogramm Wärmepumpenboiler (Website AgroCleanTech)
Ist ihr Dach oder ihre Fassade für die Solarenergienutzung geeignet? (Website Energie Schweiz)
Förderprogramme für erneuerbare Energien des Bundes (Website Pronovo AG)
Förderprogramme der Kantone und Gemeinden (Website Energiefranken)
Energieberatung agriPEIK
Zum kostenlosen Potenzialcheck (Website AgroCleanTech)
Vertiefte agriPEIK-Analyse (Website AgroCleanTech)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 31.03.2025