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Keyline-Design auf dem Naturgut Katzhof

Trockenheit und Starkniederschläge sind für das Naturgut Katzhof im luzernischen Richenthal eine Herausforderung. Deshalb setzen Markus Schwegler Meierhans und Claudia Meierhans auf ihrem Demeter-Betrieb mit Gemeinschaftsgarten auf das Keyline-Design mit Agroforstwirtschaft.

Das Wasser soll versickern statt oberflächlich abfliessen. Bei Niederschlägen wird es gesammelt, umgeleitet und eingesetzt, wann und wo es gebraucht wird. «Das Keyline-Design ist schön und nützlich zugleich», sagt Markus Schwegler anlässlich eines von der Wissensplattform Soil to Soul organisierten Betriebsbesuchs im August 2023, bei dem auch der Film «Naturgut Katzhof» des Videoproduzenten Guido Koch Premiere hatte.

Das Betriebsprojekt Wasserkultur ist auf dem Katzhof seit Anfang Jahr in Umsetzung. Die Bewirtschaftung orientiert sich neu an Hauptlinien oder Keylines. Das Gemüse im Solawi-Gemeinschaftsgarten und die kürzlich gepflanzten Kastanienbäume wachsen bereits den Höhenlinien entlang.

Funktionierendes Ökosystem

Bei starken Niederschlägen wird sich das Wasser in Zukunft in Bewässerungsgräben sammeln. Das Wasser wird dann in ein Wasserspeicherbecken geleitet, wo es bei Trockenheit bereitstehen wird. Auch das Anlegen eines Weihers ist vorgesehen. «Wir wollen im Grundsatz ein funktionierendes Ökosystem etablieren und langfristig ein Paradies schaffen», erklärt der Biolandwirt, der vor seiner landwirtschaftlichen Ausbildung zehn Jahre lang im Sozialbereich tätig war.

Die Experimentierfreudigkeit auf dem Katzhof ist gross. Die innovativen Anbauweisen und die Massnahmen für das neuartige Wassermanagement krempeln den Betrieb um. Alles muss durchdacht werden, beispielsweise welchen Einfluss die Bewässerungsgräben auf den Einsatz der Maschinen haben werden.

Markus Schwegler wünscht sich, dass das Wassermanagement bis in fünf Jahren wie geplant funktionieren wird und sich die Pflanzungen bis dahin schön etablieren konnten. Dann werde er auch ein Gefühl dafür bekommen, wie sich der Betrieb in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren weiterentwickeln könne. Es gebe noch viele Ungewissheiten, beispielsweise, wie die Wassergräben in zehn Jahren aussehen und ob dann Korrekturen nötig sein werden.

Neue Betriebszweige

«Die Pflanzungen sind das verbindende Glied zwischen der zukünftigen Ausrichtung des Betriebs und der Stabilisierung des lokalen Wasserkreislaufs», stellt Markus Schwegler fest. «Es tun sich neue Betriebszweige, Vermarktungsmöglichkeiten und Herausforderungen auf, etwa mit der Kulturhaselnuss.» Davon sollen auf dem Katzhof rund fünfzig Stück gepflanzt werden. «Dann stellen sich Fragen, ab welchen Mengen sich beispielsweise Investitionen zur Weiterverarbeitung lohnen oder ob die Direktvermarktung eine Option sein kann. Der Link zur Produktivität ist gegeben, aber es ist noch Vieles offen», bilanziert er.

Wasser ist bei Klimaveränderungen relevant. Das Keyline-Design ist eine mögliche Gestaltungsoption, um die Resilienz in der Landwirtschaft zu erhöhen. Auch Geldgebern ist es ein Anliegen, dass Massnahmen produktiv sind und gleichzeitig in die Landschaft passen. «Der Umgang mit Wasser ist wie die Landwirtschaft eine Kulturaufgabe, der Begriff Wasserkultur hebt das Ganze etwas vom Technischen weg», erläutert Markus Schwegler, der lange über die Namensgebung nachgedacht hatte. «Wir gestalten eine Kulturlandschaft nach den Bedürfnissen des Wassers und schaffen damit eine ökologisch wertvolle, produktive, ästhetisch ansprechende, gesunde und lebenswerte Umgebung für Mensch, Tier, Pflanze und Boden», lautet die Vision des Projekts.

Anwendbare Grundprinzipien

Das Interesse am Naturgut Katzhof ist gross. «Keyline-Design ist in unserer Agrarlandschaft noch nicht so bekannt», sagt Markus Schwegler dazu. Der Erfahrungsaustausch gehört für ihn zum Projekt: «Es ist eine Open-Source-Geschichte», erklärt er. Und er führt aus: «Wir haben eine Beispielfunktion, die wir gerne wahrnehmen – in der Hoffnung, dass es funktioniert. Das soll anderen Ideen geben und Mut machen, so etwas anzugehen. Auf einem anderen Betrieb sieht es anders aus, aber die Grundprinzipien können übernommen werden.» Das Naturgut Katzhof ist auch ein Pilotbetrieb vom Projekt Slow Water, welches das Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung Ebenrain in Sissach BL zusammen mit dem Kanton Luzern (lawa und BBZN) betreibt. Mittels Retentionsmassnahmen soll Regenwasser genutzt und Erosion vermieden werden.

Auf dem Katzhof wurde das Keyline-Design im Gemüsebau gestartet, wo sich Wasserknappheit und Starkregen besonders drastisch bemerkbar machen. Markus Schwegler wurde via Online-Veranstaltung auf Forstwirt und Berater Phillipp Gerhardt in Deutschland aufmerksam, der Beratungen für Keyline-Design und Agroforst anbietet. In Meilen ZH gibt es einen Betrieb, der das Keyline-Design bereits seit einiger Zeit umsetzt: Im Gemeinschaftsgarten der Genossenschaft Minga auf dem Hof Aebleten von Lukas und Jeannine van Puijenbroek. «Ich nahm noch am selben Abend das Telefon in die Hand», erzählt Markus Schwegler. Kurz darauf folgte ein Besuch vor Ort.

Neu ist das Umleiten von Wasser in der Landwirtschaft nicht. Auch in der Schweiz gibt es mit den Walliser Suonen und den Wässermatten im Oberaargau prominente Beispiele. Das Prinzip des Keyline-Designs basiert auf der Bergbautechnik: Entwässern und das Wasser nutzbar machen. Ein Beispiel dafür: Das Weltkulturerbe der Oberharzer Wasserwirtschaft. Ingenieur und Landwirt Percival Alfred Yeomans hatte das Verfahren im letzten Jahrhundert in Australien weiterentwickelt und in die Landwirtschaft übertragen. Die gezielte Lenkung des Wassers mittels Keyline-Design ist heute auch beim Anlegen von Permakultur-Gärten gefragt.

Beim Projekt Wasserkultur ist die Einpassung der Massnahmen in die Landschaft die Basis. «Mir ist aufgefallen, dass wir im Lauf der Zeit die Landschaft den Maschinen angepasst haben. Nun wäre es an der Zeit, die Bewirtschaftung der Landschaft anzupassen», erklärt Markus Schwegler, und fügt an: «Technisch ist das heute möglich. Auch wenn es um die Kurve geht: Das ist keine reine Belastung, sondern ein Zusatzgewinn.»

Ania Biasio, FiBL

ProBio-Fachanlass zum Keyline-Wassermanagement auf dem Katzhof vom 2. Oktober 2023: Link

Weiterführende Informationen

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 29.09.2023

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