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Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys STÅL)

Aussehen und Biologie

Die adulten Wanzen sind variabel in ihrer Grösse und zwischen 12 bis 17 Millimeter lang. Sie sind bräunlich und mit dichten schwarzen Punkten gefärbt und haben einen weissen, nicht gepunkteten Unterleib . Im Gegensatz dazu hat die ähnlich aussehende einheimische graue Gartenwanze (Raphigaster nebulosa PODA)  einen gepunkteten Unterleib inklusive hellem Dorn zwischen den Beinen. Auf dem Rücken ziert die marmorierte Baumwanze eine horizontale Linie mit fünf orangegelben Schwielen auf dem Schildchen. Die Membran der Flügel ist durchsichtig, mit einer undeutlichen Zeichnung aus Längsstreifen (die einheimische graue Gartenwanze hat Punkte). 

Die Weibchen der marmorierten Baumwanze legen meist 28 weissliche Eier in Gelegen  an der Blattunterseite. Dabei können sie etwa alle vier Tage ein neues Gelege produzieren. In den Kulturen oder an Wildpflanzen treten die Adulten in der Schweiz nach der Überwinterung ab April auf, und der Höhepunkt der Eiablage findet im Juli statt. Die ersten beiden Nymphenstadien L1 und L2  sind relativ immobil und halten sich in Gruppen auf, wogegen die Stadien L3 bis L5 mobil sind . Das erste Nymphenstadium ist leuchtend schwarz-orange-rot gefärbt. L2 bis L5 haben meist Dornen am Vorderrand des Brustschilds und auffällige weisse Streifen an den Beinen. Die rötliche Verfärbung des ersten Nymphenstadiums wird von L2 bis L5 zunehmend von der schwarzen Zeichnung überdeckt.

Vorkommen und Ausbreitung

Die marmorierte Baumwanze stammt ursprünglich aus Südostasien und ist invasiv in Nordamerika und Europa. Ihr klimatisch potenzielles Verbreitungsgebiet liegt zwischen dem 25. und 50. Breitengrad, mit einer weiteren möglichen nördlichen Ausdehnung begünstigt durch den Klimawandel. Die Etablierung in kühleren Klimazonen wird dabei durch die Überwinterung in Gebäuden und geschützten Unterschlupfen begünstigt.

Seit ihrer Einschleppung 2004 in Zürich konnte sich die marmorierte Baumwanze in vielen Gebieten der Schweiz und ganz Europa ausbreiten. Die marmorierte Baumwanze ist sehr mobil: Untersuchungen zeigten Flugleistungen von bis zu 117 Kilometer an nur einem Tag und eine Verfrachtung entlang der Verkehrswege. Natürlicherweise migrieren die adulten Wanzen zudem nach ihrer Überwinterung und verbreiten sich so weiter.

Die marmorierte Baumwanze profitiert von wärmeren Temperaturen und könnte in der Schweiz in Zukunft mit zwei statt einer Generation pro Jahr auftreten. Im warmen Sommer 2018 wurde dies schon dokumentiert: sowohl südlich als auch nördlich der Alpen haben sich in der Schweiz zwei Generationen entwickelt, gemäss mündlicher Auskunft von Tim Haye vom CABI und Sibylle Stöckli vom FiBL.

Betroffene Kulturen, Schäden

Die marmorierte Baumwanze hat über 200 Wirtspflanzen und verursacht Schäden an diversen Kulturen (vgl. untenstehende Tabelle). Vor allem Pflanzen mit reproduktiven Anlagen wie Früchte und Samen werden bevorzugt. Die Verfügbarkeit von Früchten erhöht das Aufkommen der Wanzen.

In der Schweiz gab es 2012 erste Schadensmeldungen aus dem Gemüsebau. 2015 wurden Schäden in Pfirsichanlagen im Tessin gemeldet, seit 2016 auch in anderen Kulturen wie Birne, Apfel und Weintrauben. Im Raum Zürich gibt es Birnenanlagen, die seit 2017 stark betroffen sind. Die invasive Art kommt in fast allen Obstbaugebieten der Schweiz schon vor und im Jahr 2019 wurden schweizweit in diversen Kulturen zum Teil deutliche Schäden gemeldet.

In Nordamerika, wo die marmorierte Baumwanze bereits in den 90er Jahren eingeschleppt wurde, wurden die Verluste alleine für die Apfelernte 2010 der Mid-Atlantic-Region mit über 37 Millionen Dollar beziffert. In Norditalien wurden zwischen 2014 und 2016 in Birnenanlagen teilweise über neunzig Prozent beschädigte Früchte dokumentiert.

Durch die marmorierte Baumwanze betroffene Kulturen

Referenzen (167.5 KB)

Kultur

Zu beachten

Referenz

Apfel Schäden vor allem im oberen Teil der Baumkrone und gegen die Ernte. Die Wanzen saugen auch an Blüten und Trieben. Unterschiedliche Sortenanfälligkeit. Saugen vor/nach der Blüte verursacht Fruchtabbruch, Saugen an den Früchten führt zu Deformationen bis zur Ernte. Apfelbäume alleine reichen nicht als Nahrungsquelle. (1-7)
Aubergine Ideale Wirtspflanze für die Entwicklung und Reproduktion (8)
Birne

Saugen vor/nach der Blüte verursacht Fruchtabbruch, Saugen an den Früchten zu Deformationen bis zur Ernte

(4)
Bohnen   (8-11)
Chinesische Jujube   (12)
Erbsen   (13)
Erdnüsse   (14,15)
Haselnuss Keine offensichtlichen Sortenunterschiede, Schäden zu verschiedenen Entwicklungszeitpunkten der Nüsse (16-18)
Heidelbeeren

Das Saugen verändert die Inhaltsstoffe der Beeren.

(19)
Himbeeren Obwohl Nymphen und Adulte auf den Pflanzen gefunden wurden, wurden keine Eigelege entdeckt. (20)
Hirse Mögliche Fangpflanze zum Schutz von Paprika (13, 21-23)
Kaki   (24, 25)
Karotten Geeignet für die Laborzucht, keine Schäden im Freiland dokumentiert. (15)
Kirschen   (26)
Kiwi Sortenunterschiede (27, 28)
Mais Grösste Ernteeinbussen bei frühem Befall, grösste Qualitätseinbussen bei späterem Befall. Eine Wanze pro Kolben verursacht bereits massive Schäden. Die Saugschäden können zudem Fusarium-Infektionen fördern. (8, 29-32)
Mandeln   (33)
Paprika, Chili Ideale Wirtspflanze für die Entwicklung und Reproduktion (8, 11, 21, 22, 34-38)
Pfirsich Durch frühes Saugen der Adulten entstehen vor allem Schäden am Fruchtfleisch, nicht äusserlich. Wanzenverteilung und Schäden in der Anlage räumlich aggregiert und eher am Rand. (1, 23, 39, 40)
Reben Andere Insekten nutzen die Fruchtverletzungen der Wanzenstiche. Ausscheidungen der gestressten Wanzen (Sammeln, Pressen) hatten erst ab dreissig Wanzen / Kilogramm Trauben einen negativen Einfluss auf die Weinqualität. Das Saugen der Adulten verringert das Traubengewicht. (26, 41-44)
Soja Schäden an Samen und Schoten. Der Schaden reicht von punktuellen Läsionen bis zu Verfärbungen, Samenverformungen und Absterben der Schoten. Es gibt klare Sortenunterschiede. (26, 30, 45-48)
Sonnenblume Mögliche Fangpflanze zum Schutz von Paprika (13, 21, 22, 35, 48)
Tomate Verminderung der Erntemenge, Qualität und Reife. Saugen kann Colletotrichum-Infektionen begünstigen. (8, 37, 38,  49-51)
Walnuss   (26)
Zier- und Wildpflanzen Diverse Wild- und Zierpflanzenarten. Mit fortschreitender Fruchtreife wurden an Ziergehölzen vermehrt Wanzen gefunden. Verschiedene Wildpflanzen dienen zu verschiedenen Jahreszeiten als Wirtspflanzen und als Überwinterungsverstecke, von wo aus die Wanzen in die Kulturen einwandern. (26, 52-59)

Monitoring

Standardmässig werden schwarze Pyramidenfallen in verschiedenen Grössen verwendet, am Boden stehend oder an Ästen aufgehängt und bestückt mit Pheromonen zur Anlockung (Aggregationspheromone). Das Monitoring mit Aggregationspheromonen statt Sexualpheromonen wie bei anderen Schädlingen ist aber nicht ganz unproblematisch: Die marmorierte Baumwanze geht oft nicht in die Falle selbst, sondern hält sich in ihrer unmittelbaren Umgebung auf. Dies genügt zwar für ein Monitoring und darauf basierende Entscheidungen zur Anwendung von Pflanzenschutzmassnahmen. Die Lockwirkung kann aber zu erhöhten Schäden in der Nähe der Falle führen. Es wird daher empfohlen die Fallen nicht direkt in den Anlagen, sondern in einem gewissen Abstand zu platzieren.

Bezug von Pheromonen und Fallen

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Die visuelle Kontrolle von Wanzen in den Kulturen ist nicht ganz einfach: Eier sind auf der Blattunterseite leicht zu übersehen, wie auch die noch relativ immobilen L1- bis L2-Nymphen. Ab dem Nymphenstadium L3 sind die Wanzen dagegen sehr mobil und verkriechen sich meist beim Annähern. Zudem halten sich die Wanzen vor allem am Rand der Anlagen und im oberen Teil der Baumkronen auf. Bei Klopfproben lassen sie sich bereits bei kleinsten Erschütterungen fallen oder fliegen davon. Visuelle Bonituren der Saugschäden an den Kulturen sind meist am einfachsten auszumachen. Jedoch sind Saugschäden beim Kernobst kurz vor der Ernte oft nicht zu erkennen. Sekundärinfektionen können im Lager auftreten.

Verschiedene Fallenformen, mit unterschiedlicher Ausstattung wurden für das Monitoring der marmorierten Baumwanze entworfen und getestet. Bis jetzt wurde aber noch keine signifikant bessere oder handlichere Methode gefunden.

Bekämpfung mit Kulturmassnahmen

Kulturmassnahmen zur Bekämpfung der marmorierten Baumwanze sind relativ wenig bekannt und erforscht. Zurzeit gibt es daher wenige geprüfte und nachweislich gut funktionierende Kulturmassnahmen, die direkt in der Praxis angewandt werden könnten. Lediglich mit dem hermetischen Abriegeln gibt es erste positive Erfahrungen. Bei Gewächshäusern müssen alle Belüftungsöffnungen mit entsprechenden Netzen geschlossen werden. Beachtet werden muss dabei aber, dass damit die Lüftungsleistung signifikant verringert wird und sich das Mikroklima verändert.

Das Einnetzen der Kulturen kann Schäden durch die marmorierte Baumwanze reduzieren. Da diese aber ab April bis September auftritt, ist das rechtzeitige Schliessen der Netze wegen der Blüte und später Schneefälle eine Herausforderung. Zudem sind die Wanzen geschickt darin, auch kleinste Öffnungen und Löcher in den Netzen zu finden.

Basierend auf dem breiten Nahrungsspektrum mit über 200 Wirtspflanzen sind die mobilen marmorierten Baumwanzen je nach Saison in verschiedenen Kulturen. Eine Massnahme in der einen Kultur, wie zum Beispiel die Ernte, kann eine Migration zu benachbarten Kulturen verursachen.

In der untenstehenden Tabelle sind Kulturmassnahmen und Hinweise betreffend Kontrolle der Wanzen zusammengestellt. Die erwähnten Massnahmen müssen für einen verlässlichen Einsatz in der Praxis aber weiter getestet und entwickelt werden. Dennoch bieten sie mögliche Ansätze für eine zukünftige Wanzenbekämpfung. Zum Beispiel sind Fangpflanzen mit höherer Attraktivität als der zu schützenden Kultur theoretisch vorhanden. Die Bekämpfung der gefangenen Wanzen in den Fangpflanzen und die zeitliche Synchronität der Fang- und Kulturpflanzen sind aber kaum erforscht.

Kulturmassnahmen und Hinweise betreffend Kontrolle der marmorierten Baumwanze

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Methode

Einsatz

Effekt

Referenz

Abflammen Hirse, Erbse, Sonnenblume Reduktion der Nymphen (13)
Absaugen Hirse, Erbse, Sonnenblume Keine Reduktion der Nymphen (13)
Fangpflanzen Hirse, Erbse, Sonnenblume Hirse und Sonnenblume attraktiver als andere Pflanzen (13)
  Paprika Wanzen verbleiben eher in Hirse und Sonnenblumen als Paprika. (21)
  Sonnenblume Sonnenblume attraktiver als Paprika (35)
  Sonnenblume, Hirse Sonnenblume und Hirse attraktiver als Paprika (22)
Fokus Bäume Die Wanzen halten sich vor allem im oberen Teil der Baumkronen auf. (7, 60)
  Obstanlagen, Soja Die Wanzen halten sich vor allem in den Randreihen der Anlagen auf. (18, 23, 61)
  Monitoring Fallen locken Wanzen an, wodurch in unmittelbarer Nähe vermehrt Schäden auftreten. (50, 62)
    Angrenzende Waldgebiete fördern den Wanzendruck. (16, 63)
    Früchte an Wildpflanzen fördern das Wanzenaufkommen. (53)
    Für die Überwinterung werden vor allem Nord- und Ostexponierte Gebäudewände angeflogen. (64)
  Soja Wanzen sammeln sich in Götterbäumen nahe Sojafelder. (58)
Netze Paprika Je nach Wanzendruck passen verschiedene Maschenweiten. (36)
  Apfel und Pfirsich Das Hagelnetz (Tenax Iridium 2.4 × 4.8 mm) reduzierte die Wanzenschäden. (65)
  Labor & Birne Schutz vor Adulten und L4 bis L5: 4x2.5 mm und 5x1.3 mm, L3: 2.2x2.2 mm;
Hagelschutznetze reduzieren die Wanzen in den Anlagen.
(66)
Sterile Insekten Technologie   Bei Männchen möglich (67)

Natürliche Gegenspieler

Momentan gibt es keine zur Freilassung zugelassenen Nützlinge. Aus dem Ursprungsgebiet der marmorierten Baumwanze sind die natürlichen Gegenspieler Trissolcus japonicus Ashmead und T. mitsukurii Ashmead ebenfalls eingeschleppt worden. Die Samurai-Wespe T. japonicus wurde im Jahre 2019 bereits nördlich der Alpen nachgewiesen, T. mitsukurii bis jetzt erst in Norditalien. Es besteht die Hoffnung, dass diese aus dem natürlichen Verbreitungsgebiet der marmorierten Baumwanze stammenden Parasitoiden die Wanze besonders effizient parasitieren können. Obwohl die Samurai-Wespe in der Schweiz nachgewiesen wurde, ist es momentan gesetzlich nicht erlaubt, diese gebietsfremde Art auszusetzen, weder im Gewächshaus noch in eingenetzten Anlagen.

Die meisten bisherigen Untersuchungen zu natürlichen Gegenspielern fokussierten auf das Eistadium der marmorierten Baumwanze. Generell lagen die gefundenen Prädations- und Parasitierungsraten unter zehn Prozent, können teilweise mit 5 bis 25 Prozent aber auch deutlich höher ausfallen und bis auf 83 Prozent ansteigen. Ein Grossteil der Studien wurde in Nordamerika durchgeführt, wo mehrheitlich andere, einheimische Gegenspieler der marmorierten Baumwanze vorkommen als in Europa. In der untenstehenden Tabelle sind Arten aufgelistet, welche in Europa als Gegenspieler der marmorierten Baumwanze nachgewiesen wurden und potenziell mit natürlichen Elementen wie Blühstreifen und Überwinterungsverstecken gefördert werden können. Ein reduzierter und gezielter Einsatz von Pestiziden unter Berücksichtigung der zeitlichen Entwicklung der Nützlinge ist zudem ein wichtiger Bestandteil der Nützlingsförderung.

Potenzielle natürliche Gegenspieler der marmorierten Baumwanze in Europa

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Gruppe

Art

Referenz

Parasitoide Acroclisoides sinicus (Hymenoptera: Pteromalidae) (68)
  Anastatus bifasciatus Geoffroy (Hymenoptera: Eupelmidae) (69-73)
  Ooencyrtus telenomicida Vassiliev (Hymenoptera: Encyrtidae) (69, 74)
  Telenomus turesis Walker (Hymenoptera: Platygastridae) (73)
  Trissolcus basalis Wollaston (Hymenoptera: Scelionidae) (73)
  Trissolcus cultratus Mayr (Hymenoptera: Scelionidae) (70, 75)
  Trissolcus japonicus Ashmead (Hymenoptera: Scelionidae) (76, 77)
  Trissolcus mitsukurii Ashmead (Hymenoptera: Scelionidae) (77, 78)
  Trissolcus scutellaris Thomson (Hymenoptera: Scelionidae) (70)
  Trissolcus semistriatus Thomson (Hymenoptera: Scelionidae) (73)
Räuber Blumen- und Sichelwanzen (Heteroptera: Anthocoridae & Nabidae) (79)
  Crematogaster scutellaris (Hymenoptera: Myrmicinae) (80)
  Gemeine Florfliege Chrysoperla carnea (Neuroptera: Chrysopidae) (81)
  Grillen (Orthoptera: Gryllidae) (82-84)
  Laubheuschrecken (Orthoptera: Tettigoniidae) (82, 83)
  Laufkäfer (Coleoptera: Carabidae) (82, 83)
  Netzspinnen (82, 85, 86)
  Ohrwürmer (Dermaptera: Forficulidae) (82, 83)
  Springsspinnen (Araneae: Salticidae) (82, 83)

Bioinsektizide

Zur Bekämpfung ist derzeit in der Schweiz für den Biolandbau nur das Insektizid Spinosad gegen gewisse Wanzenarten (reguläre Zulassung: Calocoris spp., Lygus spp., Plesicocoris spp. und Psallus spp.; befristete Zulassung bis 31.10.2020: Halyomorpha halys) zugelassenen (Stand BLW: 24.03.2020). Baumwanzen (Pentatomidae) sind «robuster» als Fruchtwanzen und deshalb haben die Wirkstoffe, die gegen Fruchtwanzen wirken, kaum eine Wirkung auf Baumwanzen. Gewisse Wirkstoffe, denen eine Teilwirkung nachgesagt wird, besitzen nur eine kurze und zumeist unzureichende Wirkung, so dass wiederholte Anwendungen der Mittel nötig wären, um die Wanzen ansatzweise zu bekämpfen können. Wanzen kommen über längere Zeiträume in den Kulturen vor und Nymphen und Adulte saugen an denselben Wirtspflanzen. Das würde die Behandlungszeiträume und die somit benötigten Wiederholungen von Spritzungen markant erhöhen.

Oft zeigen Wirkstoffe annehmbare Wirkungsgrade unter Laborbedingungen, zum Beispiel bei direkter Applikation auf das Insekt und unter kontrollierten klimatischen Bedingungen. In Freilandversuchen bleiben die Effekte auf die Schädlinge jedoch wegen Witterungseinflüssen und sich versteckenden und mobilen Tieren oft unter den Erwartungen. Teilweise kann beobachtet werden, wie vermeintlich tote Wanzen sich von einer vorübergehenden Wirkung erholen. Tiere, die frisch aus ihrer Winterruhe kommen sind aber tendenziell anfälliger als Wanzen der Folgegeneration.

Möglicherweise bieten repellente Stoffe, wie zum Beispiel Kaolin, eine Möglichkeit, Wanzenschäden in den Kulturen direkt zu bekämpfen. Zusammengefasst kann man aber sagen, dass momentan kein Insektizid mit befriedigender Wirkung in naher Zukunft zur Verfügung steht. Weitere Studien, vor allem auch Feldstudien, werden aber für eine abschliessende Beurteilung benötigt. In der untenstehenden Tabelle gibt es eine Übersicht an getesteten Bioinsektiziden gegen die marmorierte Baumwanze und deren Wirkung.

Getestete Bioinsektizide gegen die marmorierte Baumwanze

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Stoffgruppe

Wirkstoff

Einsatz

Effekt

Referenz

Pflanzenextrakte Ätherische Öle Labor Kontaktwirkung auf Nymphen, nicht auf Adulte und Eier (87)
    Labor Maskierung der Lockfalle durch Gewürznelke, Zitronengras, Pfefferminze, Ylang-Ylang, Wintergrün, Geranium, Rosmarin, Mentha pulegium für Nymphen und Adulte (88)
    Labor (Tomate, Paulownia tomentosa), Feld (Paprika) Keine Repellenz von Rosmarin und Pfefferminze auf Nymphen und Adulte im Labor, Teilwirkung auf beschädigte Paprika im Feld (37)
  Azadirachtin (Neembaum-Öl) Feld: Hirse, Erbse, Sonnenblume Keine Wirkung auf Nymphen (13)
    Labor, Feld: Tomate Paprika Labor: Hohe Mortalität der Nymphen, keine Wirkung im Feld (38)
    Labor Keine Residualwirkung über sieben Tage (89)
    Labor Kontaktwirkung auf Eier, nicht auf Nymphen und Adulte (87)
    Labor, Feld Labor: Keine Wirkung auf den Nymphenschlupf, dafür auf die Nymphen selbst. Feld: keine Wirkung (90)
  Eukalyptus Labor Letale Residualwirkung über sieben Tage auf Adulte (89)
  Pyrethrum (Mutter­kräuter wie Chrysan­themen 
und Wucher­blumen)
Labor Mortalität L1 bis L2, keine Reduktion des Larvenschlupfes (91)
    Labor, Feld: Tomate Paprika Hohe Mortalität der Nymphen und Adulten im Labor, keine Reduktion der Saugschäden im Feld (38)
    Labor Letale Residualwirkung über sieben Tage auf Adulte (89)
  Sabadilla-Alkaloid Labor, Feld: Tomate Paprika Nymphenmortalität, keine Reduktion der Saugschäden im Feld (38)
Mischungen von Pflanzen­extrakten Azadirachtin+Pyrethrum Labor Reduktion des Larvenschlupfes, Mortalität L1 bis L2 (91)
    Labor, Feld: Tomate Paprika Hohe Mortalität der Nymphen und Adulten im Labor, gewisse Wirkung im Feld (38)
  Pyrethrum+Kaolin Labor >= achtzig Prozent Mortalität durch Residualwirkung über sieben Tagen auf Adulte (89)
Mikro­organismen Bauveria bassiana (boden­bewohnender Pilz,
der als Parasit zahlreiche Insekten­arten befällt)
Labor Keine Kontakt- und Residualwirkung auf die Nymphen (92)
    Labor Wirkung nach neun bis zwölf Tagen auf Adulte (93)
  Burkholderia spp. (Bakterien) Feld: Hirse, Erbse, Sonnenblume Keine Wirkung auf Nymphen (13)
    Labor, Feld: Tomate Paprika Hohe Mortalität der Nymphen im Labor, aber nicht Adulte, keine Wirkung im Feld (38)
    Labor >= achtzig Prozent Mortalität durch Residualwirkung über sieben Tagen auf Adulte (89)
  Chromobacterium subtsugae (Bakterien) Labor >= achtzig Prozent Mortalität durch Residualwirkung über sieben Tagen auf Adulte (89)
  Metarhizium anisopliae (boden­bewohnender Pilz, der als Parasit zahlreiche Insekten­arten befällt) Labor Wirkung nach neun bis zwölf Tagen auf Adulte (93)
    Labor Keine Wirkung (94)
  Kompostextrakt Labor 13 Prozent weniger Schlupf aus Eiern, zwei- bis dreifache Mortalität der Nymphen (95)
Viren Virus Labor Infektion mit Plautia stall intestine virus (PSIV) möglich (96)
Andere Kaolin (Gesteinsmehl) Labor Residualwirkung nach einer Woche auf Adulte (97)
    Labor (Tomate, Paulownia tomentosa), Feld (Paprika) Repellenz im Labor auf Nymphen und Adulte, weniger beschädigte Paprika im Feld (37)
  Seife Labor Kontaktwirkung auf Nymphen, Adulte und Eier (87)
  Spinosad (von Bakterien produzierter Wirkstoff) Labor Mortalität L1 bis L2, keine Reduktion des Larvenschlupfes (91)
    Labor Kontaktwirkung auf Nymphen, nicht auf Adulte und Eier (87)
    Labor Letale Residualwirkung über sieben Tage auf Adulte (89)

Weiterführende Informationen

Wanzen als Schädlinge (Rubrik Schädlinge im Bioobstbau)
Krankheiten und Schädlinge im Bioobstbau (ganze Rubrik)
Informationsseite von Agroscope (Webseite von Agroscope)
Informationsseite von CABI (Invasive Species Compendium, CABI-Webseite, englisch)
Monitoring (Agrometeo, Webseite von Agroscope)

Fabian Cahenzli und Claudia Daniel, FiBL

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 27.05.2020

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