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Rare Sorten passen nicht in jeden Schlauch

Alte Gemüsesorten erleben eine Wiedergeburt, gefördert durch Pro Specie Rara, Biobewegung und den Detailhandel. Für den Anbau und Verkauf im grossen Stil rund ums Jahr eignet sich aber nur ein kleiner Teil der revitalisierten Sorten, auch weil sie häufig keine Resistenzen aufweisen und schlecht lagerfähig sind.

Ochsenherz, Chioggia, Forellenschluss und Blauer Schwede: Das sind nicht etwa Helden aus Comicheften oder Science-Fiction-Filmen sondern rare Gemüsesorten, die heute wieder gut vertreten sind in den Schweizer Gemüseregalen. Zu verdanken ist dies primär Pro Specie Rara (PSR), der «Schweizerischen Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren». Unterstützt wird die Organisation bei ihrer Arbeit von Coop und von vorwiegend aber nicht ausschliesslich biologisch produzierenden Gemüsebauern, die in den raren Sorten eine Marktnische gefunden haben. Diese ist zwar interessant, aber nicht ganz einfach zu bewirtschaften, wie die rund 60 TeilnehmerInnen am Erfahrungsaustausch Biogemüse am 10. Juli 2014 in Rheinau erfuhren.

Grösste Chancen in Gastrokanal und Direktvermarktung

«Es gab immer einen Grund, warum eine Sorte aufgegeben wurde oder den Schritt vom Garten auf das Feld nicht schaffte», sagte Philipp Holzherr, bei PSR Bereichsleiter Garten-, Acker- und Zierpflanzen. Diese Schwächen sind es, welche den wieder aufgenommenen Anbau zur Herausforderung machen, namentlich im grösseren Massstab. So sind viele der Tomatensorten übermässig anfällig auf Samtflecken, bei den Kartoffeln wiederum sind es die hohe Anfälligkeit für Krautfäule und die limitierte Lagerfähigkeit, welche die Einsatzmöglichkeiten von PSR-Sorten begrenzen. Deshalb ist der Verkauf im Grossverteiler meistens auf saisonale Zeitfenster beschränkt.

Die grössten Chancen sieht Holzherr im Gastrobereich, wo er etwa das Beispiel des Bündner Bergbauern Marcel Heinrich erwähnte, der mit grossem Erfolg vergessen geglaubte Kartoffelsorten wie Parli und Maritta verkauft. Auch für den Direktverkauf seien PSR-Sorten sehr geeignet, erklärte Holzherr. Hofladenbetreiber und Marktfahrer seien gut positioniert, um ohne Kühlkette zu arbeiten, um so eine der Stärken der alten Sorten, das volle Geschmackserlebnis, voll zur Geltung zu bringen. Dasselbe gilt für die optischen Reize, wie sie etwa die alten Randensorten Golden und Chioggia bereit halten, allerdings nur dann, wenn man sie am Verkaufspunkt aufschneidet.

Spitzenreiter Pastinake

Der grösste Renner im PSR-Angebot ist zur Zeit die Pastinake, sie habe die Ochsenherz-Tomate als Spitzenreiter abgelöst, so Holzherr. Im Anbau stelle sie ähnliche, wenn auch etwas höhere Anforderungen als die Karotte, vor allem weil das Saatgut schlechter und unregelmässiger aufläuft, als bei letzteren. Um diese bei PSR-Sorten weit verbreitete Schwäche zu kurieren, bietet PSR, beziehungsweise Partnerfirmen wie Sativa sogenanntes geprimtes – also bereits vorgekeimtes - Saatgut an, das dann mit Gesteinsmehlen pilliert wird, damit der Keimling keinen Schaden nimmt. Mit dem Anbau von PSR-Sorten kann man im Übrigen auch Biodiversitätsbeiträge des Bundes erlangen, Voraussetzung dazu ist der Anbau auf einer Mindestfläche von 10 Aren.

Adrian Krebs, FiBL

Weiterführende Informationen

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 16.07.2014

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