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Ernährungssicherheit bedeutet weniger Kraftfutter und mehr Bio

Nach Annahme des Bundesbeschlusses zur Ernährungssicherheit vom 24.10.2017 wird sich nichts ändern müssen. Aber es kann sich einiges ändern, wenn man diesen neuen Verfassungsartikel ernst nimmt.

Zum Beispiel der Punkt b: Der Bund schafft Voraussetzungen für «eine standortangepasste und ressourceneffiziente Lebensmittelproduktion». Ein wichtiger Aspekt von «standortangepasst» ist, dass Ökosysteme von Böden und Gewässern nicht überlastet werden und die Artenvielfalt erhalten bleibt. Bei einem der europaweit höchsten Verbräuche an Pestiziden und jährlich fast 90 Kilo Stickstoffüberschuss pro Hektare ist das in der Schweiz nicht gegeben. Es würde sich aber bessern, wenn wir eine von Pestiziden unabhängigere Landwirtschaft hätten und wenn weniger Stickstoff ins System eingebracht würde. Das heisst also:

  • weniger Kunstdünger
  • weniger importierte Futtermittel und
  • standortangepasste Tierbesatzdichten.

«Standortangepasst» bezieht sich auf die Umweltwirkungen vor Ort, also pro Fläche, und nicht pro Kilogramm Produkt. So kommen Kraftfutterverzicht und Bio ins Spiel, die bei Umweltwirkungen pro Kilogramm Produkt nicht unbedingt besser sind, bei den Wirkungen pro Fläche aber schon.

Tiefere Erträge wären die Folge. Da hilft Punkt e des neuen Verfassungsartikels zum «ressourcenschonenden Umgang mit Lebensmitteln.» Zum Beispiel durch weniger Abfall. Dann ist auch mit weniger Produktion genug da. Und die Punkte c und d: «eine auf den Markt ausgerichtete Land- und Ernährungswirtschaft»; und «grenzüberschreitende Handelsbeziehungen […]». Wir decken die Nachfrage einfach durch Importe.

Wie bitte? Das wäre wohl kaum im Sinne des neuen Artikels. Denn die meisten denken bei Ernährungssicherheit eher an einheimische Produktion als an Importe. Wir sollten die heutige Nachfrage nicht irgendwie decken, sondern überlegen, wie wir sie ohne Mehrimporte und weitere Intensivierung decken können.

Das heisst dann, dass auf Ackerland keine Futter- sondern Nahrungsmittel produziert werden. Die grossen Flächen an z.B. Futtermais werden frei für anderes. Die wenig ressourceneffiziente Produktion von tierischem Protein aus Ackerkulturen fällt weg. Es muss deshalb weniger produziert werden, da die Ackerfrüchte direkt vom Menschen ohne Umweg über das Tier genutzt werden. Dann fallen auch die tieferen Erträge in Bio oder graslandbasierter Tierproduktion weniger ins Gewicht. So wären die Ernährung der Schweiz und eine gesunde Umwelt optimal gesichert.

Nur könnten wir dann viel weniger Fleisch, Milchprodukte und Eier essen. Es steht aber zum Glück nicht in der Verfassung, dass wir in der Schweiz davon immer so viel wie heute konsumieren müssen.

Adrian Müller und Matthias Meier, FiBL


Weiterführende Informationen

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 02.10.2017

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