Der Hof Ableten produziert Gemüse und Obst für die Genossenschaft Minga vo Meile. Dank der etablierten Direktvermarktung können die Bewirtschaftenden Experimente wagen und ganz spezielle Früchte anbauen.
So wachsen auf der Parzelle oberhalb von Meilen Pekannüsse und tanninarme Weisseichensorten, deren Eicheln auch für den Verzehr geeignet sind. Und aus der Wildobsthecke auf der Gartenparzelle können die Mitglieder der Genossenschaft Berberitzen, Schlehen, Sanddorn- und Mispelfrüchte ernten.
Experiment versus Sicherheit
Der Agroforstexperte Philipp Gerhardt hat den Aufbau der Anlagen in Meilen fachlich begleitet und die Wasserhaltung nach dem Prinzip Keyline Design geplant. Er betonte, dass so komplexe Systeme wie in Meilen nur durch die funktionierende Direktvermarktung erfolgversprechend sind.
In grossflächigen Agroforstsystemen ist der Anbau von Früchten meist nicht rentabel und Ziele wie der Holzertrag und der ökologische Nutzen rücken in den Fokus. «Es ist eine Gratwanderung zwischen dem Experimentieren mit besonderen Sorten und Gehölzen, die sicher am Markt funktionieren», stellte Gerhardt fest.
Wassergräben gegen Erosion
Vor der Anlage des Agroforstsystems wurde der Humus auf der Fläche oberhalb von Meilen bei Starkregen einfach weggeschwemmt, erklärte Lukas van Puijenbroek. Das war ein echter finanzieller Verlust.
Gleichzeitig war das Wasser in Trockenperioden nicht ausreichend oder ungleichmässig verfügbar. Gräben sollten Abhilfe schaffen und das Wasser besser verteilen und verlangsamen.
Um auch Starkregen mit großen Wassermengen bewältigen zu können, plante Gerhardt Überläufe und ein Rohrsystem ein. Am Fuss der Fläche wurde ein Sedimentabsetzbecken angelegt. Das ist eine echte Innovation, die es in vergleichbarer Form vorher nicht gab. Die Bepflanzung mit den Baumreihen trug zusätzlich zur Befestigung der Grabendämme bei.
Schnell und langsam kombinieren
In den Baumreihen wurden schnell und langsam wachsende Baumarten kombiniert. Ziel ist es, mit den schnellwachsenden Arten bald einen Holzertrag zu erzielen und gleichzeitig durch ihre Ernte die Baumdichte zu reduzieren.
Philipp Gerhardt wies auf wichtige Fragen hin, die er sich vor der Wahl der Arten und Sorten für eine Agroforstanlage stellt: Welchen Habitus entwickeln die Bäume im Laufe der Zeit und welcher Baum wird später welche Rolle und welchen Platz einnehmen?
Bei manchen Arten setzt der Betrieb auch auf den fortschreitenden Klimawandel. Mandeln hätten in der Schweiz grosse Zukunftsperspektiven, schätzte van Puijenbroek.
Finanzierung über Jahrzehnte
«Das ist das Spannende an Agroforstprojekten – dass wir für viel längere Zeiträume planen, als es Landwirte normalerweise machen», betonte Gerhardt. Finanziell muss der Betrieb bei einer Agroforstanlage immer in Vorleistung gehen.
Gerade deshalb sei es wichtig, sich zu überlegen, wann und wie das System Ertrag generiere, so Gerhardt. Dazwischen gibt es Zeiträume, die überbrückt werden müssen. Fördermöglichkeiten dafür werden teilweise noch diskutiert. Zumindest für Bäume und Biodiversitätsfördermassnahmen gibt es in der Schweiz Ausgleichszahlungen.
Der Hof Ableten arbeitet daneben auch mit Baumpatenschaften. Der Ackerertrag leistet ebenfalls einen finanziellen Beitrag. Van Puijenbroek geht aber davon aus, dass der Ackerbau in den vergleichsweise eng angelegten Baumreihen in ein paar Jahrzehnten stark zurückgehen wird.
Herausforderung durch Mäuse
«Mäuse sind ein Problem in Agroforstanlagen, das ist ein Fakt», so das unmissverständliche Statement von van Puijenbroek. Gerade durch die späte Mahd der Baumstreifen ist der Mäusedruck sehr hoch.
Mit Biodiversitätsstrukturen wie Holz- und Asthaufen will der Betrieb den Mäusen Einhalt gebieten. In einer Holzbeige am Waldrand hat sich bereits ein Hermelin angesiedelt.
Ein besonderes Fruchtangebot
Direkt am Hof bewirtschaftet das Ehepaar van Puijenbroek zwei grosse Gartenparzellen mit ein- und mehrjährigen Kulturen.
Das System für mehrjährige Kulturen erinnert an einen Waldgarten: Die Parzelle ist in verschiedene Höhenstufen gegliedert. Niedrigere und wärmeliebende Fruchtbäume wachsen weiter vorne Richtung Süden, ausladende Walnussbäume im hinteren Teil der Parzelle. Zwischen den Baumreihen finden Rhabarber, Beeren und grüner Spargel ihren Platz.
Der Gang durch den Garten mit seinen vielen besonderen Früchten war ein Genuss und rundete die spannenden Diskussionen rund um die Agroforstparzellen ab.
Simona Moosmann, FiBL
Die Exkursion ist Teil der Weiterbildung im Rahmen der neuen Agroforstanlage am FiBL in Frick. Das Projekt wird durch die Leopold Bachmann Stiftung finanziert.
Weiterführende Informationen
Alle Neuigkeiten zur FiBL Agroforstanlage in Frick (Rubrik Pflanzenbau)
Projektbeschreibung (FiBL Projektdatenbank)
Genossenschaft Minga vo Meile (Webseite)
Agroforstberatung Philipp Gerhardt (Baumfeldwirtschaft)