Bei der Rostmilbe handelt es sich um eine freilebende Gallmilbe. Sie befällt Nachtschattengewächse, vor allem aber Tomatenpflanzen. Seit den 90er Jahren ist sie für grosse Schäden in Tomatenkulturen unter Glas verantwortlich.
Der Befall zeigt sich durch eine braune Verfärbung, die sogenannte Rostung. Sie beginnt am Stängel und geht dann über auf die Blätter. Bekämpft wird die Tomatenrostmilbe im Biolandbau derzeit hauptsächlich mit Schwefelprodukten.
Kaum bekannt aber wirksam
Herkömmliche kommerziell verbreitete Raubmilbenarten wie Amblyseius swirskii werden zwar gelegentlich gegen Rostmilben eingesetzt, jedoch werden diese Raubmilbenarten durch die Haare der Tomatenpflanze an der Ausbreitung auf dem Blatt behindert. In Versuchen im Rahmen des Projekts konnte A. swirskii nicht auf Tomatenpflanzen etabliert werden.
Zu den bisher wenig verbreiteten Nützlingen gehören Raubmilbenarten der Familie Iolinidae. «Sie sind eigentlich schon länger bekannt, haben aber bisher wenig Beachtung gefunden», erklärte Lenz.
Es handelt sich um sehr kleine Raubmilben, deshalb haben sie auch mit der Behaarung der Tomate kein Problem. Ein weiterer Vorteil: Sie fressen auch Mehltaupilze.
Ein Nützling und seine Ansprüche
Eine Art aus der Gruppe der Iolinidae, die im Projekt Kretschab näher untersucht wurde, ist Pronematus ubiquitus. Im Praxisversuch konnte der Befall mit Rostmilben durch ihren Einsatz deutlich verzögert werden.
Die Nützlinge brauchen etwa sechs Wochen bis zum Aufbau einer Population und müssen daher vorbeugend eingesetzt werden.
Und es gibt noch mehr zu beachten! Je nachdem, wo die Tiere etabliert werden, besteht die Gefahr, sie zum Beispiel beim Entblättern wieder mit einzusammeln. Und sie sind empfindlich gegen den Einsatz von Schwefelprodukten. Es gilt also: Entweder, oder.
Ein Nützling, der schon da ist
Eine andere Art aus der Familie der Iolinidae ist Homeopronematus anconai. Diese Raubmilbe wanderte in den letzten Jahren häufiger selbstständig in Tomatenbestände ein und wurde dort gefunden.
Daher kann es je nach Vorkommen genügen, das Umfeld so zu gestalten, dass die natürliche Besiedelung gefördert wird. Bei Umfeldproben haben die Forschenden im Projekt herausgefunden, dass die Milbe gerne in Laubbäumen und -blühsträuchern sitzt, unter anderem in Holundersträuchern oder Apfelbäumen mit behaarten Blattunterseiten. Die Überwinterung erfolgt in Knospenschuppen von Laub- und Nadelhölzern.
Bei einem vorbeugenden Einsatz hat die Fütterung der Nützlinge mit Pollen zu einer sehr viel besseren Vermehrung dieser Raubmilbe geführt. Das führt zu dem Schluss, dass ihr ein reichhaltiges Blüten- und Pollenangebot entgegenkommt. Homeopronematus anconai konnte die Rostmilbe nicht unterdrücken, aber ihre Anzahl deutlich reduzieren.
Rostmilben mögen keine Öle
Im Labor hatten auch physikalische Barrieren Erfolge: Durch das Bestreichen des Tomatentriebs mit ölbasierten Substanzen konnte das Hochwandern der Rostmilben an der Pflanze deutlich reduziert werden. Der Praxisversuch steht jedoch noch aus.
Abschliessende Ergebnisse folgen
Bei den Ergebnissen handelt es sich um einen Zwischenstand, es bleibt spannend zu erwarten, welche weiteren Erkenntnisse bis zum Projektende Lösungen für die Praxis anbieten. Das Projekt wird von sieben Institutionen in Deutschland bearbeitet und durch das deutsche Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Es läuft noch bis Oktober 2025.
Simona Moosmann, FiBL
Weiterführende Informationen
Pflanzenschutz im Biogemüsebau (Rubrik Pflanzenbau)
Projekt Kretschab: e-Mail Kontakt Nikola Lenz
Projektpartner (Deutschland): Demeter Beratung e.V., Bioland Beratung GmbH, LVG Heidelberg, LTZ Augustenberg, NüPA GmbH, Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Sachsen, Julius-Kühn-Institut