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Vom Baum zur Flasche: Erfahrungsaustausch der Biomostobstpraxis

Meldung  | 

Der diesjährige Erfahrungsaustausch führte über zwei Mostobst-Betriebe und in eine Grossmosterei. Themen waren die aktuelle Pflanzenschutzlage nach dem nassen Frühjahr, innovative Pflegetechniken und die Marktlage bei der Saftproduktion.

Die Teilnehmenden besichtigten auf dem Betrieb von Markus Brühlmann den aktuellen Zustand der Obstbäume. Foto: FiBL, Thierry Suard

Die Mulchscheibe um die Bäume dient dem Freihalten von Grasbewuchs und der Bodenfruchtbarkeit. Foto: FiBL, Thierry Suard

Hans Oppikofer zeigte der Gruppe seine innovativen Geräte zur Grünlandpflege und Apfelernte. Foto: FiBL, Thierry Suard

Beim Besuch in der Grossmosterei ging es auch um die aktuelle Marktlage für Fruchtsäfte. Foto: FiBL, Thierry Suard

Der gut besuchte Erfahrungsaustausch Biohochstammanbau startete bei Markus Brühlmann in Steinebrunn, welcher auf seinem acht Hektaren grossen Hof 430 Mostobst Hochstammbäume bewirtschaftet.

Sortenunterschiede beim Schorfbefall

In einer achtjährigen Anlage, mehrheitlich mit schorfresistenten Sorten bepflanzt, zeigten sich nach diesem nassen Frühjahr mit einem starken Schorfinfektionsdruck grosse Sortenunterschiede im Schorfbefall. Der Betrieb hat keine Frühjahrsbehandlungen durchgeführt.

So präsentierten sich die Bäume beispielsweise bei der Sorte Remo durch den Schorfbefall fast ohne Laub und nur mit schorfigen kleinen Früchten, während Sorten wie Rewena und Bohnapfel praktisch schorffrei waren.  

Mulchen schützt vor Trockenheit

Mit der Mulchscheibe um die Bäume hat Brühlmann sehr gute Erfahrungen gemacht. Es hilft vor allem dabei, die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen und den Wasserhaushalt im Boden zu verbessern. In trockenen Sommer kann das sehr wichtig sein.  

Marssonina bis Juni bekämpfen Vor dem Mittag präsentierte Thierry Suard, Obstbauberater am  FiBL, die Ergebnisse der Versuche von 2023 zur Marssonina-Blattfallkrankheit.

Die Versuche haben gezeigt, dass für die Marssonina-Regulierung vor allem die Periode bis Ende Juni wichtig ist, da mit Spätbehandlungen die Befallsentwicklung aus frühen Infektionen nicht mehr gestoppt werden kann.

Sortenempfehlungen für robustes Mostobst

Ein weiteres Thema waren die Ergebnisse der Sortenerhebungen von 2016 bis 2021 auf 14 Praxisbetrieben in der Deutschschweiz mit insgesamt 167 Apfelsorten. In den Erhebungsresultaten wurde  die Anfälligkeit gegenüber Schorf und Marssonina stark gewichtet.

Die Spezialmostäpfel wurden in drei Kategorien eingeteilt: besonders empfehlenswert, bedingt empfehlenswert und nicht empfehlenswert.

Als besonders empfehlenswert haben sich aufgrund ihrer Robustheit gegenüber Schorf, Mehltau und Marssonina folgende Sorten erwiesen:

  • Beffertapfel
  • Bohnapfel
  • Grauer Hordapfel
  • Heimenhofer
  • Schneiderapfel

Die Gesamt-Ergebnisse, welche auch die Bewertungen zu Laubvitalität, Wüchsigkeit und Ertrag beinhaltet, wurden kürzlich in dem Projektbericht und auf bioaktuell.ch publiziert (siehe Weiterführende Informationen).

Perrine Gravalon, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Agroscope stellte  drei neue robuste Mostobstsorten vor, welche sich auch für Tafelobst und für weitere Verarbeitungsprodukte eignen. Sie bekommen noch diesen Herbst einen Namen und können dann bei der Biobaumschule Scherrer bezogen werden.

Maschine zum Mähen und Auflesen

Nach einem angenehmen Mittagessen im Biohof Mausacker stellte der Hofbesitzer Hans Oppikofer ein von ihm und seinem Bruder entwickeltes Maschinenaggregat vor, das sowohl als Doppelmähwerk als auch als Apfelauflesegerät dient. Die Erfindung ermöglicht eine bessere Geräteauslastung, schont durch sein geringes Gewicht die Böden und die Insekten dank eines höher eingestellten Mähwerks.

Pflanzenschutz im richtigen Moment

Der Biopionier und Mostobstproduzent Christian Krieg zeigte im Nachmittag, dass gut platzierte Pflanzenschutzbehandlungen ab dem Frühjahr vor allem bei den anfälligen Sorten auch in einem so nassen Jahr wie 2024 erstaunlich viel bringen. Einen kleinen Teil der marktfähigen Früchte von Sorten wie Retina, Boskoop oder Sauergrauech pflückt er von Hand und verkauft sie als Tafelfrüchte.

Fruchtsaft kann attraktiver werden

Die letzte Station der Tagung war die Grossmosterei Holderhof in Sulgen. Derzeit werden pro Jahr rund 2000 Tonnen weniger Mostobst an die Grossmostereien abgegeben. Im Supermarktregal ist die Konkurrenz zu  Süssgetränken gross. Fruchtsaft hat zudem wegen seinem hohen Zuchergehalt ein schlechtes Image. Teilweise verlagert sich die Saftproduktion von der Grossmosterei zur Eigenverwertung.

Mit neuen innovativen Produkten wie zum Beispiel einer Rhabarberschorle können wieder Marktanteile gewonnen werden, bemerkte Christoph Schenk von der Grossmosterei. Im Biosegment werden noch zusätzliche Mostobst-Produzent*innen gesucht.

Bezüglich dem diesjährigen Richtpreis für Mostobst, konnten Markus Brühlmann und Hans Oppikofer, als Vertreter der Produzent*innenvereinigung Mostobst, eine erfreuliche Nachricht weitergeben: Bei den Biomostbirnen wurden der Richtpreis um zwei Franken pro 100 Kilo und bei Biomostäpfel um ein Franken pro Kilo erhöht.

Thierry Suard, FiBL

Weiterführende Informationen

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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