Die Biozierpflanzen-Tagung 2022 richtete sich an Umstellungsbetriebe und Knospe-Gärtnereien und umfasste vielseitige Themenvorträge und praktische Begehungen auf dem Betriebsgelände von Lautrejardin.
Kleine Massnahmen, grosse Wirkung
Véronique Chevillat, Expertin für Biodiversität am FiBL, vermittelte die Dringlichkeit der Thematik. Nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Lebensräume ist für die Förderung der Artenvielfalt und den langfristigen Erfolg entscheidend. Dass auch kleine Massnahmen eine grosse Wirkung haben können und in Gärtnereien durchaus Platz finden, waren ihre klaren Botschaften.
Schwierige Fragen beim Biostandard
Angela Deppeler, Produktmanagerin für Zierpflanzen bei Bio Suisse, informierte zusammen mit Kathrin Huber, Beraterin für Zierpflanzen beim FiBL, über die aktuellen Knospe-Anforderungen an Umsteller- und Knospe-Betriebe.
Bei der Einhaltung der Richtlinien gibt es immer wieder knifflige Fragen zu lösen und betriebseigene Lösungen zu suchen, das zeigte sich in ihren Vorträgen. Herausforderungen für Biozierpflanzen-Betriebe sind zum Beispiel die Wahl von torffreien oder torfreduzierten Substraten oder die eingeschränkte Verfügbarkeit von Vermehrungsmaterial in Bioqualität.
Klimaresiliente Stauden
Parallel zum Programm für die Umstellungsbetriebe gab es für die Knospe-Betriebe erstmals ein zusätzliches Angebot: Der Staudenexperten Xavier Allemann präsentierte ausgewählte Rabatte mit Staudenkompositionen. In einer angeregten, zweisprachigen und auch kritischen Diskussion ging es um die Fragen: Welche Pflanzen sind klimaresilient? Welche sind wertvoll für den Erhalt der Biodiversität?
Zum Mittagessen verwöhnte Gastgeber Xavier Allemann mit seinem Team die Gruppe im Freien unter den hohen Birken. Am Nachmittag fanden dreierlei Rundgänge kreuz und quer durch Lautrejardin statt.
Förderung der Biodiversität kann einfach sein
Simon Hohl von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach öffnete mit seinen pragmatischen Worten den Teilnehmenden die Augen für das Thema «Kleinsturkturen zur Förderung der Biodiversität». In gärtnerischen Produktionsbetrieben sind vielfältige Massnahmen möglich, die Lebensräume und wertvolle Habitate bieten. Viele der Strukturen sind bestechend einfach, weil ihr Aufbau kaum Material und Aufwand kostet. Vielfalt entsteht beispielsweise auch durch einfaches «stehen lassen».
Rundum-Schutz für Insekten
Der freischaffende Biologe David Frey erläuterte den Gärtnerinnen und Gärtnern welche Pflanzenfamilien und -Arten besonders wertvoll für die Förderung von Nützlingen sind. Viele der Nützlinge sind Insekten. Diese brauchen Nektar als «Flugbenzin», Pollen zur Aufzucht der Nachkommen, genügend Strukturen als Schutz vor Umwelteinflüssen und Prädatoren und dazu alternative Futterquellen.
Ein einfaches Prinzip, SNAP genannt, fasst das zusammen: S steht für Schutz, N für Nektar, A für alternative Beutetiere und Wirte, P für Pollen. Es braucht immer alle Faktoren für ein erfolgreiche Nützlingsförderung.
Biostauden in Top-Qualität
Auf dem dritten Rundgang des Nachmittags öffnete der Gärtnermeister und Betriebsleiter Xavier Allemann seine Produktionsflächen, gab vieles über seine Leidenschaft der Staudenproduktion preis und überzeugte die Besucherinnen und Besucher mit der hohen Qualität und grossen Vielfalt an Biopflanzen.
Ein grosser Dank für die gelungene Tagung gilt Xavier Allemann, den beiden Dolmetscherinnen Karine Contat und Viola Mand und allen Referentinnen und Referenten. Einen grossen Beitrag zu dem wertvollen Austausch über die Sprachgrenze hinweg haben die zum Teil von weit her angereisten Biogärtnerinnen und -gärtner geleistet. Auch ihnen ein herzliches Dankeschön.
Regine Kern Fässler, FiBL
Weiterführende Informationen
Biozierpflanzen (Rubrik Markt)
Biozierpflanzenanbau (Rubrik Pflanzenbau)
Biodiversität (Rubrik Nachhaltigkeit)