Agroforstwirtschaft in der Futterproduktion bedeutet, dass Futterbäume als Nahrungsquelle für Nutztiere eingesetzt werden. Die Tiere fressen die Blätter und jungen Zweige entweder direkt am Baum oder an zuvor geschnittenen Ästen. Obwohl Futterbäume seit den Anfängen der Landwirtschaft als alternative Futterquelle bekannt sind, sind in der Schweiz bisher keine Daten über den Ertrag und den Nährwert von Baumblättern verfügbar. Daher ist es wichtig, das Futterpotenzial von Bäumen im pedoklimatischen Kontext der Schweiz zu bewerten, um den Nutztierhaltern Empfehlungen für die Bewirtschaftung von Bäumen und Hecken als Futter zur Verfügung zu stellen.
Sieben Baumarten im Fokus
Forschende von FiBL und Agroscope haben auf Agrarforschung Schweiz kürzlich den Artikel «Futterbäume: eine zusätzliche Futterquelle für Nutztiere» veröffentlicht. In einer Studie wurde das Futterpotential von sieben in der Schweiz verbreiteten Baumarten in Bezug auf den Ertrag und den Nährwert der Blätter bewertet. Durchgeführt wurden die Untersuchungen auf sechs Betrieben, die an dem vom Bundesamt für Landwirtschaft finanzierten Ressourcenprojekt Agro4estrie (2022-2026) teilnahmen.
Futterbäume als wichtige Futterquelle
Die Ergebnisse zeigen, dass der Astdurchmesser ein guter Indikator für die Futterverfügbarkeit der Äste ist und es erlaubt, die Fütterung von Nutztieren zu planen. Äste mit einem Durchmesser von fünf Centimetern können je nach Baumart zwischen 250 und 600 Gramm Trockensubstanz liefern. So würden beispielsweise sechs bis sieben Äste der Gemeinen Esche oder der Silberweide mit einem Durchmesser von fünf Centimetern zwanzig Prozent der täglichen Bedarfs an Trockensubstanz (TS) einer Milchkuh in Form von Baumblättern liefern, wobei der Verzehr von jungen Zweigen aus dem betreffenden Jahr nicht mitgerechnet wird.
Der Nährwert der Blätter von Futterbäumen ist besser oder gleichwertig im Vergleich zu Grünfutter
Die Blätter der Silberweide, der Salweide, der Esche und des Bergahorns zeichnen sich durch einen hohen Stickstoffgehalt und einen niedrigen Fasergehalt aus und verfügen im Vergleich zu Sommerweidegras über eine bessere Futterqualität. Insgesamt haben die jungen Zweige der Bäume sehr hohe Fasergehalte und sind daher schlecht verdaulich. Sie enthalten jedoch hohe Gehalte an Kupfer, Kalzium und Zink, die dazu beitragen könnten, Mineralstoffmangel bei den Tieren zu vermeiden.
Autor*innen: Sébastien Dubois, Massimiliano Probo, Pierre Mariotte (alle Agroscope), Sébastien Galland, Alice Dind, Nathaniel Schmid, Geoffrey Mesbahi (alle FiBL Schweiz)
Dieser Artikel und die wissenschaftliche Studie dazu wurden am 10. April 2024 auf agrarforschungschweiz.ch veröffentlicht.
Weiterführende Informationen
Agroforst (Rubrik Pflanzenbau)
Artikel Futterbäume: eine zusätzliche Futterquelle für Nutztiere (agrarforschungschweiz.ch)
Studie Rendement et valeur nutritive de sept espèces d'arbres fourragers (agrarforschungschweiz.ch, auf Französisch)