Herausforderungen und Visionen der Bioeierbranche
Ende Januar fand die jährliche Biolegehennentagung des FiBL in Frick statt. Schwerpunktthema waren Praxiserfahrungen mit der Mobilstallhaltung – auch mit Bruderhähnen und Junghennen. Auf dem Tagungsprogramm standen weiter die Marktlage und Richtlinien-Änderungen, Forschungsthemen am FiBL, Optimierungen der Stallklimaführung im Geflügelstall sowie der Rückblick auf das zurückliegende Kontrolljahr.
Christine Brenninkmeyer vom FiBL konnte in Frick rund 70 Teilnehmende zur Biolegehennentagung begrüssen. Da die Generalversammlung Bio Ei Suisse an einem anderen Datum stattfand, erstreckte sich das Programm über den ganzen Tag – mit viel Zeit für Austausch und Diskussion.
Bioeiermarkt, Richtlinien-Änderungen und Biokontrollen
Katia Schweizer von Bio Suisse informierte über die Lage auf dem Bioeiermarkt sowie über die Änderungen der Bio Suisse-Richtlinien in 2023. Der Bioeiermarkt 2022 war nach Ostern von einem unerwartet hohen Überangebot geprägt, worauf mehrere Marktentlastungsmassnahmen ergriffen werden mussten. Die gleichzeitig massiv steigenden Futter- und Produktionskosten hatten zudem eine mehrmalige Erhöhung des Bioeier-Richtpreises zur Folge.
Sowohl die Produktion als auch die Produktionskosten bleiben auch im neuen Jahr ein Thema. Die Änderungen der Bio Suisse-Richtlinien betreffen hauptsächlich Definitionen und Anforderungen für Junghähne und Zweinutzungstiere. Diese waren notwendig im Hinblick auf die Umstellungen, die der Ausstieg aus dem Kükentöten in 2026 und der Verzicht auf die In-Ovo-Geschlechtsbestimmung nach sich ziehen. Diesbezüglich sind noch eine Vielzahl offener Fragen zu klären und Strategien zu konkretisieren.
Pius Allemann von Bio Inspecta informierte über die Ergebnisse der Bio-Kontrollen auf den Betrieben. Schwerpunkt beim Geflügel war die Weide. Die Grösse von Weide und Strukturen sowie deren Verteilung kann heute relativ einfach auf dem Geoportal kontrolliert werden. Die meisten grossen Betriebe waren diesbezüglich gut informiert und vorbereitet, häufig war ein Plan bereit. Abweichungen gab es nur bei Betrieben mit weniger als 500 Tieren.
Neues aus der FiBL Forschung
Florian Leiber vom FiBL stellte ein Forschungsprojekt vor, bei dem der Einsatz von Rohfaser bzw. Raufutter in der Geflügelfütterung untersucht werden soll. Ziel ist es, hochwertiges Protein einzusparen und regionale Raufutterquellen auch für das Geflügel vermehrt nutzen zu können. Erste Versuche mit Mastpoulets und Legehennen wurden durchgeführt; die Auswertung der Resultate ist noch im Gange.
Veronika Maurer informierte über das mehrjährige FiBL Projekt zur Suche nach alternativen Methoden zur Wurmbekämpfung bei den Legehennen. In der Vermarktung von Bioeiern ist nämlich nicht auszuschliessen, dass künftig nach der Entwurmung mit Flubendazol oder Fenbendazol eine Wartefrist einzuhalten ist. Nach einer Literaturrecherche zu Arzneipflanzen und anderen alternativen Methoden wurden erste Vorversuche im Labor durchgeführt und basierend darauf schliesslich auch Fütterungstests.
Das Stallklima verbessern und Strom sparen?
David Stauffer von der Firma Globogal AG zeigte auf, wie durch effizientes Lüftungsmanagement Strom gespart werden kann – ganz nach dem Grundsatz «So viel lüften wie nötig, so wenig wie möglich». Dies lässt sich erreichen, indem die minimale Lüftungsrate prioritär nach dem Kohelnstoffdioxid-Gehalt der Stallluft geregelt wird und nicht nach der Stalltemperatur. Dazu ist eine Messsonde im Stall sowie die entsprechende Programmierung oder gegebenenfalls der Ersatz der Lüftungssteuerung nötig.
Dank des Kohlenstoffdioxid-Sensors kann die Lüftung ideal an die Tiere beziehungsweise an deren Gewicht und Aktivität angepasst werden. Während der Ruhe- bzw. Dunkelphase ist nämlich die Kohlenstoffdioxid-Produktion der Tiere um bis zur Hälfte reduziert. Dank einer Kohlenstoffdioxid-basierten Steuerung wird die Lüftung nachts heruntergefahren, was bei einer reinen Temperatursteuerung nicht funktionieren würde. An einem Beispiel aus einem Abferkelstall zeigte Stauffer auf, wie stark die erforderliche Lüftungsrate im Laufe eines Tages schwanken kann.
Wie Stauffer weiter ausführte, stellen im Winter Wärmeverluste bei den in der Regel nicht beheizten Legehennenställen oft ein Problem dar. Über 85 Prozent der Wärmeverluste erfolgen über die Lüftung. Um Kondenswasserbildung und Probleme mit feuchter Einstreu zu vermeiden, ist eine höhere Lüftungsrate bei gleicher Stalltemperatur oder eine höhere Stalltemperatur bei gleicher Lüftungsrate nötig. Um dies zu erreichen, müsste geheizt werden. Als Alternative kommt eine Wärmerückgewinnung infrage.
Madeleine Herrli, Erika Bigler und Andreas Gloor, Aviforum
Der Beitrag erschien in Die Schweizer Geflügelzeitung 2/23.
Weiterführende Informationen
Informationen zur Geflügelhaltung (Rubrik Tierhaltung)
Merkblatt Biologische Freilandhaltung von Legehennen (FiBL Shop)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 22.02.2023