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«Bei mir war jede schon einmal Mutter- und Milchkuh»

Die Mutter- und Ammengebundene Kälberaufzucht ist immer noch im Pionierstadium. Als grösstes Problem entpuppt sich das Absetzen der Kälber von den Müttern. Das berichteten Bauern beim Erfahrungsaustausch.

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Auf dem Sonnenhof von Christian und Christina Meier in Kleinwangen LU hat der Betriebsleiter eher zufällig zur Mutter- und Ammengebundenen Kälberaufzucht (MAgKa) gefunden. «Ich habe im Sommer keine Zeit, Milch zu wärmen und Kälber zu tränken», sagte Meier. Für ihn war es deshalb naheliegend, der Natur freien Lauf und die Kälber bei ihren Müttern zu lassen. Er setzt seine zwölf Kühe abwechslungsweise als Milchlieferantinnen, Ammen oder Mutterkühe ein. Er sprach vom «vierbeinigen Kalbertränkautomat» Kuh, der wartungsarm und äusserst günstig sei.

Arbeit einsparen

Obwohl das alles sehr einleuchtend und einfach tönt, ist die neue alte Haltungsform erst auf wenigen Betrieben Tatsache. Deshalb haben das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL und die Tierschutzorganisation Vier Pfoten die Plattform für Erfahrungsaustausch, Weiterentwicklung, Problemdiskussion und Weiterverbreitung ins Leben gerufen. Diese tagte Anfang Dezember auf dem Sonnenhof zum zweiten Mal. Anwesend war eine stattliche Gruppe von Praktikern, interessierten Newcomern sowie Wissenschaftlern und Tierschützern aus der Schweiz, Baden-Württemberg und Vorarlberg.

In der Plenumsdiskussion zeigte sich, dass zwar alle mit Erfahrung die MAgKa nicht mehr missen möchten, dass gleichzeitig aber noch längst nicht auf alle Fragen abschliessende Antworten gefunden sind. Als Plus wurde neben der bereits erwähnten Arbeitsersparnis durchwegs die Vitalität der Kälber gepriesen. Diese profitieren nicht nur vom Direktkonsum der Mutter- und Ammenmilch, sondern auch vom engen Zusammenleben mit ihren Vorbildern.

So drängen sie sich ab den ersten Lebenstagen ebenso ins Fressgitter wie die Kühe und beginnen deshalb früh mit Raufutterkonsum. Der Gastgeber und andere HalterInnen rühmten im Übrigen die gute Eutergesundheit. Meier erklärte, er lasse Kühe mit hohen Zellzahlen bei Bedarf als Ammenkühe «sanieren», und in der darauffolgenden Laktation seien die Probleme bei seinen Simmentalerinnen meist nicht mehr vorhanden.

Probleme beim Absetzen

Am meisten Sorgen bereitet den Haltern das Absetzen. Die enge Mutter-Kalb-Beziehung, welche durch MAgKa entsteht, wird früher oder später beendet, nämlich dann, wenn der Besitzer der Kuh deren Milch wieder vollumfänglich im Tank will. Annelie Hedden, die auf dem Brüederhof in Dällikon ZH für die Kühe zuständig ist, sagte, die schwierige Trennung sei «das, was nicht so passt und was mich stört» an der Haltungsform. Auch Alfred Rutschmann aus Klettgau SH hat schon «das volle Programm» erlebt. Kühe, die nach dem erlittenen Verlust bis zu einer Woche lang muhen, inklusive Beschwerden aus der Nachbarschaft. Nach sieben Jahren hat er aber einen Weg gefunden, das Klagen zu reduzieren.

Er ersetzt die Mutter sukzessive durch Ammen, an denen auch andere Kälber saugen. Dies erreicht er, indem er die Kuh vor dem Saugen bereits weitgehend ausmelkt, so dass das Kalb lieber an einem anderen, volleren Euter saugt. Interessant sei, dass die Kälber offenbar viel weniger unter der Trennung leiden, als die Mütter, sagte Organisatorin Claudia Schneider vom FiBL. Das sei bei den Menschen ja genau gleich, ergänzte Mechthild Knösel aus Überlingen – sie hält 40 Kühe in MAgKa – und erntete damit allgemeines Gelächter.

Webseite in Planung

Für die Plattform bleibt einiges zu tun. Als nächste Schritte will man eine Website mit Beispielbetrieben und einem Film aufschalten, zudem will Claudia Schneider im nächsten Winter einen Kurs durchführen. Im Weiteren gelte es die rechtliche Frage abschliessend zu klären, weil für die Milch aus mutter- und ammengebundenen Aufzuchtsystemen in den betreffenden Verordnungen noch Interpretationsspielräume bestehen.

Weitere Erkenntnisse erhoffen sich die Pioniere von einer Doktorarbeit. Die Veterinärin Cornelia Buchli beginnt an der ETH demnächst mit einer Dissertation, in der sie die Kälbergesundheit im konventioneller und muttergestützter Aufzucht vergleichen, die besten Wege für das Absetzen finden und die Wirtschaftlichkeit der MAgKa ermitteln will.

Autor: Adrian Krebs, FiBL

Weiterführende Informationen

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 16.12.2013

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