Pferdefütterung auf dem Biobetrieb
Bioanteil im Pferdefutter
Steht ein Pferd auf einem Biobetrieb, wird es grundsätzlich mit 100 Prozent Biofutter gefüttert. Für die auf einem Biohof eingestellten Pensionspferde gibt es jedoch eine Sonderregelung: Maximal zehn Prozent des Futters darf aus konventioneller Produktion stammen.
Hintergrund der Regelung ist es, den Pferdebesitzenden zu ermöglichen, Leckerlis oder Mash zu geben, ohne auf die Herkunft achten zu müssen. Dieses Futter muss von den Pferdebesitzerinnen und Pferdebesitzern selbst eingekauft und gesondert gelagert werden und darf keine gentechnisch veränderten Organismen (GVO) oder deren Erzeugnisse enthalten.
Einfache Rechnung für den Futterbedarf
Manchmal fällt es bei der grossen Anzahl an Empfehlungen und Angeboten schwer, sich auf ein Futter festzulegen. Dabei ist es simpel: Ein Pferd, das keine grossen sportliche Leistungen erbringen muss (also die meisten Freizeitpferde) braucht pro Tag nur ca. 1,5 bis 2 Kilogramm Heu pro 100 Kilogramm Soll-Körpergewicht.
Dazu sollte noch ein Mineralfutter gefüttert oder ein Mineralleckstein zur Verfügung gestellt werden, um unter anderem den Selenmangel der hiesigen Böden auszugleichen.
Kraftfutter nur bei sportlich aktiven Pferden
Nur wenn ein Pferd Leistungssport betreiben soll oder sonst einen erhöhten Energiebedarf hat, benötigt es gewisse Mengen an Kraftfutter. Die Dosierung hängt dabei stark von der Leistung und der Rasse des Pferdes ab und sollte nur langsam gesteigert werden.
Zum Beispiel kann Hafer, Gerste oder Mais (nur gequetscht oder geflockt) in Bioqualität verwendet werden. Die Biokomponenten können bei zertifizierten Futtermühlen bezogen werden. Biokonforme, GVO-freie Mineralfuttermittel sind in der Betriebsmittelliste im FiBL Shop gelistet.
Manuela Helbing, FiBL
Getreide in der Pferdefütterung
Getreidefrei ist im Trend. Doch welchen Effekt es auf die Pferde hat, hängt von mehr als nur dem Getreide ab. Weitere Faktoren sind auch die Rasse und Nutzung der Tiere sowie die Verarbeitung des Futters.
Um eine gute Verwertung der Inhaltsstoffe zu gewährleisten, sollte man Getreide idealerweise geflockt oder gequetscht verfüttern. Dabei sind Gerste und Mais etwas schwerer verdaulich als Hafer. Dies liegt an der Struktur der Stärke. Sie haben den Vorteil, dass bei der Verdauung der Blutzuckerspiegel nicht ganz so schnell ansteigt.
Getreide ist nicht gleich Getreide
Hafer hingegen liefert schnell Energie. Je nach Rasse und Pferd können die Tiere ungestüm werden, wenn sie plötzlich zu viel Energie haben. Daher auch die Bezeichnung «der Hafer steigt dem Pferd zu Kopf».
Allerdings wird der Hafer durch den hohen Faseranteil, welchen er in der Spelze hat, meist gut gekaut und belastet so die Verdauung weniger als andere Getreidesorten.
Bei Gerste und Mais können leichter unverdaute Reste in den Dickdarm gelangen, wo sie von den Mikroorganismen schnell zersetzt werden und zu Fehlgärungen und anderen Problemen führen können. Alle Getreide können, wenn unsachgemäss gefüttert, zur Entstehung von Magengeschwüren beitragen.
Energiebedarf berücksichtigen
In kleinen Mengen und immer in Kombination mit genügend Raufutter erweisen sich alle drei Getreidesorten jedoch als hilfreiche Energieträger, die ein viel arbeitendes Pferd unterstützen können. Ein Freizeitpferd braucht in den meisten Fällen kein Getreide.
Fazit: Hafer ist besser für die Verdauung, Gerste und Mais hingegen schonen den Metabolismus mehr. Es gilt: so wenig wie möglich, soviel wie nötig.
Manuela Helbing, FiBL
Weiterführende Informationen
Betriebsmittelliste für den Biolandbau (FiBL Shop)
Alles zur Pferdehaltung auf dem Biobetrieb (Rubrik Tierhaltung)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 13.06.2023