Gemäss Bio Suisse braucht es eine strikte Regulierung, die auch Fragen zu Haftung, Zulassung und Deklaration eindeutig klärt. Bis dies gewährleistet ist, solle das Moratorium bestehen bleiben. Der Entscheid der EU-Kommission bedeute grosse Unsicherheit für Biobäuerinnen und Biobauern sowie und Konsumentinnen und Konsumenten in der EU und auch in der Schweiz.
Bio Suisse geht davon aus, dass sich Bundesrat und Parlament im Umgang mit den neuen Gentechniken stark an der EU orientieren werden. Das gefährdet die Freiheit der Konsumentinnen und Konsumenten sowie der Bäuerinnen und Bauern, selber zu wählen, ob sie gentechnisch veränderte Pflanzen essen oder anbauen wollen. Dies, obwohl nach wie vor rund achtzig Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten «Gentech-Food» ablehnen und Bio Suisse im April eine Resolution zum Verzicht auf Gentechnik einstimmig verabschiedet hat.
Bio Suisse fordert Bundesrat und Parlament in der Schweiz auf, weiterhin keinerlei Gentechnik in Lebensmitteln zuzulassen, bis die Koexistenz-Regeln klar und der Schutz und die Wahlfreiheit von Produzentinnen und Produzenten sowie Konsumentinnen und Konsumenten gewährleistet sind. Das geltende Moratorium sei solange beizubehalten. Und der Bioanbau sei zu fördern, statt zu bremsen.
Drohende Rechtsunsicherheit führt zu Zusatzbelastungen für die Biobranche
Der Deregulierungs-Vorschlag der EU sieht vor, gewisse gentechnisch veränderte Pflanzen nicht mehr dem bisher üblichen strengen Zulassungsverfahren zu unterstellen. Demnach müssten solche Produkte zukünftig weder auf Risiken geprüft noch als «gentechnisch verändert» deklariert werden. Für allfällige Folgeschäden soll nicht mehr der Hersteller haften.
Nach dem Willen der EU-Kommission soll der Anbau sämtlicher gentechnisch veränderter Pflanzen auf Biobetrieben verboten bleiben, dies ohne klare Zulassungs-, Deklarations-, Koexistenz- und Haftungsregeln. Das führt für die Biobetriebe und -verarbeiter zu rechtlichen Unsicherheiten und grossen finanziellen Belastungen, welche ausgerechnet die Bioprodukte verteuern werden.
Versprechen aus dreissig Jahren Gentechnik im Faktencheck
- Weniger Pestizideinsatz dank Gentechnik? In der Realität nimmt in Ländern mit Gentechnik der Pestizideinsatz wegen Problemen mit resistenten Schädlingen und Krankheiten oft zu. Wenig erstaunlich: die grössten Pestizid-Konzerne sind auch die grössten Züchter von Gentechnik-Sorten.
- Widerstandsfähigere Sorten? Diese werden weiterhin fast ausnahmslos auf klassischem Weg und durch Biofirmen gezüchtet. Die Gentech-Industrie pröbelt derweil an Tomaten mit Lifestyle-Inhaltsstoffen und nicht-bräunenden Salaten herum.
- Anpassung an den Klimawandel? Auch das gelingt nicht dank Gentech-Produkten, sondern dank dem Biolandbau, der auf eine vielfältige und damit anpassungsfähige Natur setzt.
Quelle: Communiqué von Bio Suisse vom 5. Juli 2023
Weiterführende Informationen
SRF News: Lockerungspläne der EU - Was die Schweizer Landwirtschaft von der neuen Gentechnik hält (Website SRF)
Positionierung Neue Gentechnik (Bündnis von 60 Organisationen, u.a. Bio Suisse) (Website SAG)
Blogartikel von Bio Suisse mit Quellenangaben (Website von Bio Suisse)
Haltung von Bio Suisse zum Einsatz von Gentechnologie (Website von Bio Suisse)
Debatte um die Natur als Baukasten (Bioaktuell-Magazin 1|23) (Rubrik Aktuell)