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Die Süsse Versuchung (mit Film): Pflanzung, Roboter und Bundesgeld für mehr Biozucker

Meldung  | 

Der Biozuckerrübenbau boomt auf noch bescheidenem Niveau. Seit 2018 hat sich die Fläche auf gut 300 Hektaren verdreifacht. Ein Grossteil davon wird maschinell gepflanzt (mehr dazu im Film, Link ganz unten). Damit gewinnen die Produzent*innen Vorsprung auf das Unkraut und an Ertrag.

Film zur Zuckerrübenpflanzung als neue Methode für mehr Ertragssicherheit, Link zuunterst im Artikel. Foto: Adrian Krebs, Thomas Alföldi

Der Anbau von Biozuckerrüben ist herausfordernd. Obwohl der Markt Schweizer Biozucker nachfragt, können die Produzenten die geforderten Mengen bisher nicht liefern. Die Gründe sind vielschichtig. Zu den wichtigsten gehören die starken Ernteschwankungen und die Schwierigkeiten bei der Unkraut- und Krankheitsbekämpfung.

Von 100 auf 315 Hektaren in sechs Jahren
Die Branche ist aber mit grossem Einsatz daran, die Fläche und die darauf erwirtschafteten Erträge zu erhöhen. Mit Unterstützung des Bundes, von Coop und der Zucker Schweiz AG konnte die Fläche seit 2018 mehr als verdreifacht werden. Angefangen hat die Offensive mit rund 100 Hektaren im Jahr 2018. In der laufenden Kampagne beläuft sich die Fläche auf 315 Hektaren, wie Milo Stoecklin, Teilzeit-Angestellter von Zucker Schweiz und Biolandwirt sagt. Das ist immer noch bescheiden, wenn man es mit den rund 18 000 Hektaren konventionellen Rüben vergleicht.

Stoecklin, der auch im Bio Suisse-Vorstand sitzt, ist einer der Pioniere der Rübenpflanzung, die vor allem in der Westschweiz viel zum Aufschwung beigetragen hat. Inzwischen seien es rund zwei Drittel der Biorübenfläche, die so bestellt werden. Auf seinem Betrieb im Kanton Jura setzt er jedes Jahr zwischen sieben und zehn Hektaren mit einem familieneigenen Gerät. 

Personalbedarf stark gesunken
Ein anderes Modell hat eine Gruppe von 18 Bioproduzent*innen im Waadtland gefunden. Sie haben gemeinsam die Firma Planta-Bio gegründet und ein belgisches Gemüsepflanzgerät angeschafft, das mit sechs Robotern – einem pro Reihe – arbeitet. Dieses kostet pro Roboter einen grösseren fünfstelligen Betrag, wie Geschäftsführer Yann Berney im hier eingebetteten Video erklärt.

Mit der Anschaffung der kostspieligen Maschine konnte der Personalbedarf auf einen Schlag deutlich reduziert werden. Während auf dem bisher verwendeten Pflanzgerät nicht weniger als 15 Personen Platz nehmen mussten, sind es heute noch zwei, die ohne Unterlass damit beschäftigt sind, die Roboter mit den Setzlings-Kisten zu bestücken. Zusätzlich braucht es eine*n Logistiker*in, welche*r per Frontlader Nachschub auf die Maschine hievt.

Schönheitsfehler importierte Setzlinge
Die Setzlinge stammen aus der Bretagne und aus Spanien. Das sei ein kleiner Schönheitsfehler im System, räumt Stoecklin ein. Man habe es auch in der Schweiz versucht, so der Koordinator, «aber bisher chancenlos». Gründe dafür sind mangelnde Kapazitäten, die in derselben Zeit vollumfänglich für die Gemüseproduktion benötigt werden. Auch diese ist allerdings in grossem Stil auf Importe angewiesen, die Gemüsesetzlinge kommen in der Schweiz hauptsächlich aus Deutschland.

Das Pflanzverfahren ist zwar deutlich teurer, hat aber grosse Vorteile. Zusammen mit den Setzlingen kostet es pro Hektare Zuckerrüben rund 5000 Franken, wobei die Kosten für die Setzlinge etwa die Hälfte ausmachen. Diese werden von Zucker Schweiz vorfinanziert und vom ersten Rübengeld im Herbst abgezogen.

Fünf Tage nach dem Pflanzen striegeln
Vorteile der Pflanzung sind ein Vorsprung gegenüber dem Unkraut. Schon vor der Pflanzung erfolgt ein Blindstriegel-Durchgang und bereits rund fünf Tage nach der Pflanzung kann das Gerät erneut zum Einsatz kommen. Die Pflänzchen sind dann bereits recht gut angewachsen und überstehen das Prozedere bei korrekter Einstellung des Geräts ohne Probleme.

Der Vorsprung auf das Unkraut zahlt sich gerade in einem feuchten und rauen Frühjahr aus. Trotz schlechten Bedingungen stehen die gepflanzten Rüben  schon sehr schön, das Kraut ist gut entwickelt und der Reihenschluss ist absehbar. Derweil stehen die Rübenpflänzchen in den gesäten Parzellen mehrheitlich vielerorts noch eher kümmerlich da.

Dieser Wachstumsvorsprung ist für Biorüben besonders wichtig, da sie im Herbst zwecks Trennung der Warenflüsse vor der konventionellen Ware in die Fabrik müssen. Das heisst, die Ernte muss bereits Ende September erfolgen. Christian Streit, der als Landwirt in Aubonne am neuen Pflanzgerät beteiligt ist, beziffert den Mehrertrag durch Pflanzung pro Hektare auf rund 10 Tonnen gegenüber einem guten Jahr mit gesäten Rüben.

Auch Saat mit Farmdroid bleibt wichtig
Derweil setzt man auf rund 100 Hektaren nach wie vor auf die deutlich günstigere Saat, vor allem in der Deutschschweiz. Hier werden nur 40 von 150 Hektaren Biorüben gepflanzt. Bei der Saat kommt oft der Roboter Farmdroid für Saat und Unkrautbekämpfung zum Einsatz. Mittlerweile arbeiten sieben dieser Geräte in den Schweizer Ackerkulturen, davon die meisten für Zuckerrüben, die sich dafür besonders gut eignen.

Die Ernten haben sich laut Milo Stoecklin nicht zuletzt dank der Pflanzung auf einen Durchschnitt von 55 Tonnen pro Hektare erhöht, das sind 20 Tonnen mehr als noch 2021. Damit liegt man nicht mehr allzuweit unter den konventionellen Erträgen, die häufig zwischen 70 und 80 Tonnen erreichen. Trotzdem muss Zucker Schweiz immer noch mehr als die Hälfte der benötigten Biorüben aus dem süddeutschen Raum importieren. Derweil steigt die Nachfrage für Biozucker mit Knospe und Schweizerkreuz, wie Milo Stoecklin berichtet. Dies liege auch daran, dass namentlich Coop kontinuierlich an der Integration von Schweizer Biozucker in neue Produkte arbeite.   

Ein FiBL-Projekt für die weitere Steigerung
Nun hoffen die Produzent*innen und die Zuckerfabriken, dass sie die Flächen weiter ausbauen können. Dafür soll neben den Anbaubeiträgen des Bundes auch ein neues Beratungsprojekt des FiBL in Lausanne beitragen. Dieses soll helfen, das Knowhow in der Branche mittels Beratung und anderer Elemente zu verbessern. Das von Bio Suisse, Bund und Coop mit rund 800 000 Franken unterstützte Projekt läuft bis Ende 2026. 

Adrian Krebs, FiBL

Weiterführende Informationen

Zum Film (YouTube)

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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